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0887 - Blutiger Nebel

0887 - Blutiger Nebel

Titel: 0887 - Blutiger Nebel
Autoren: Volker Krämer
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der von einem dumpfen Einschlag begleitet wurde - als wäre ein schwerer Körper zu Boden gefallen.
    Und genau so war es auch. Vinca und Artimus sahen mit Entsetzen, dass ein riesenhaftes Etwas durch eine der Dachluken gesprungen war. Es landete, als würde ihm die enorme Höhe seines Falles überhaupt nichts ausmachen. So war es auch, denn der Körper eines Ductors hielt weit mehr als dies aus.
    In einer fließenden Bewegung bückte sich der Koloss, der nur knapp neben Lakir gelandet war. Wie eine Lumpenpuppe wurde die Wächterin durch die Luft geschleudert, kam hart zu Fall. Sie rührte sich nicht mehr.
    Vinca von Parom stürzte nach vorne, direkt auf den Ductor zu. Der Schild traf das Kunstwesen voll, ließ es aus der Wucht des Aufpralls heraus einige Schritte nach hinten taumeln. Mehr erreichte diese Attacke allerdings nicht. Und der Ductor griff an.
    Dem Druck seines nach vorne schnellenden Körpers stand der Schild hilflos gegenüber. Die Defensivwaffe des Kriegers hielt, doch sie konnte die Kraft nicht kompensieren, die auf sie einschlug. Vinca kam zu Fall, der Ductor war sofort über ihm. Der Mund des Kolosses öffnete sich weit und kreisrund. Van Zant wusste, was nun folgen würde. Der Ductor war im Begriff, Vinca mit einem Schwall seiner Klangmagie zu töten.
    Artimus zögerte keine Sekunde. Mit seinem Schild knallte er in die Flanke des Wesens, und Artimus' Körpermasse reichte aus, den Ductor aus dem Gleichgewicht zu bringen. Der Gigant schwankte, torkelte einige unbeholfene Schritte zur Seite. Doch dann fing er sich geschickter, als man es ihm zugetraut hätte.
    »Ihr wagt es, mich anzugreifen? Ihr, die das alles hier zu verantworten haben! Nehmt eure gerechte Strafe hin. Ihr entkommt mir nicht. Das ist der letzte Dienst, den ich den Herrschern leisten kann, und niemand wird mich daran hindern, ihn auszuführen. Also sterbt jetzt!«
    Wieder wurde aus den schmalen Lippen des Wesens ein Trichter, der Tod und Verderben spucken wollte. Doch im selben Moment kam unerwartete Hilfe. Lakir hatte sich aufgerappelt, sprang den Riesen von hinten an. Es war ein eher armseliger Versuch, doch er brachte den Kriegern einige Sekunden Zeit - solange brauchte der Ductor nämlich, um Lakir wie ein lästiges Insekt von seinem Rücken zu schütteln.
    Die Krieger griffen gleichzeitig an. Und dieses Mal reichte die Wucht der Attacke aus, um den Giganten zu Fall zu bringen.
    »Weg von hier. Raus auf die Straße!« Van Zant war nicht sicher, ob das einen Vorteil für sie bringen würde, doch er hatte aus den Augenwinkeln heraus gesehen, wie sich ein langer Riss von der Decke bis zum Boden seinen Weg bahnte. Hier würden sie in wenigen Momenten verschüttet werden.
    Die Paromer reagierten sofort. Mit weiten Sprüngen waren sie aus dem Gebäude heraus.
    Artimus wollte ihnen nachsetzen, doch eine riesige Pranke hielt seinen Fuß fest umklammert. Der Ductor hatte ihn im Griff, und er würde den Fremden sicher nicht mehr auslassen.
    Artimus schrie das Wesen an. »Du Idiot, sieh nach oben - siehst du den Riss? Das ganze Gebäude stürzt gleich über uns zusammen. Lass mich los!«
    »Dann sterben du und ich hier gemeinsam, Mörder. Vielleicht soll das so sein…«
    Van Zant sah mit Entsetzen, wie der Ductor erneut sein Trichtermaul entstehen ließ. Scheinbar wollte er ganz sicher gehen und den Naturgewalten vorgreifen - er wollte Artimus töten, hier und jetzt.
    Van Zant wollte nicht sterben, nicht so! Mit dem freien Fuß trat er mit seiner ganzen Kraft auf die Hand des Ductors - und der ließ los. Artimus brachte Raum zwischen sich und seinen Killer. Was er sah, glich einem Todesurteil, denn im kommenden Augenblick würde die Klangmagie seinem Leben definitiv ein Ende setzen.
    Es war nicht das erste Mal, dass Artimus van Zant in so einer Situation steckte, doch hier würde keine Rettung kommen, kein Zamorra, kein Dalius Laertes.
    Es war aus.
    ***
    Spürst du mich, Artimus? Fühlst du das Feuer?
    Die sanfte Stimme in seinem Kopf… wovon sprach sie?
    Gehörte sie zum Tod dazu? Van Zant war verwirrt - und die Angst vor seinem Ende schnürte ihm die Kehle ab, schien ihn zu ersticken.
    Was waren die wirklich letzten Gedanken, die man vor dem Ableben hatte? Bilder der Kindheit? Der Eltern? Waren es Eindrücke der glücklichen Momente, die so ein Leben beinhaltete? Artimus dachte an all das, was er noch hatte tun wollen. Er dachte an no tears , gegründet von ihm und Tendyke Industries , um den wirklich verlorenen Kindern dieser Welt zu
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