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0887 - Blutiger Nebel

0887 - Blutiger Nebel

Titel: 0887 - Blutiger Nebel
Autoren: Volker Krämer
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Steinblock anstellte, so schien das Amulett doch erfolgreich zu sein. Robin hoffte, die Stele würde sich gleich in Nichts auflösen.
    Ein Schrei kam über seine Lippen, als er die Arme sah, die wie Peitschen aus dem Stein flogen. Was für ein Wesen drängte sich da in diese Welt hinein? Die Arme waren milchig weiß - bestanden scheinbar nur aus schierer Muskelmasse. Und sie suchten und fanden ihr Ziel.
    Nein, Robin korrigierte sich, sie fanden nicht die Vampirfrau, die sie zweifelsohne nicht einfach so verloren geben wollten - sie fanden Professor Zamorra! Der hatte nicht die geringste Chance, noch rechtzeitig auszuweichen.
    Voller Entsetzen sah Pierre Robin, wie diese monströsen Arme seinen Freund scheinbar spielerisch leicht in Richtung der Stele zogen. Tu was, Robin… beweg dich…du musst ihm doch helfen! Das waren seine brennenden Gedanken, doch sein Körper regierte überhaupt nicht darauf.
    Schon war Zamorra nicht viel mehr als einen dreiviertel Meter von der Stele entfernt. Der Meister des Übersinnlichen wehrte sich nach Kräften, doch die reichten einfach nicht. Merlins Stern schien sein Werk noch nicht vollendet zu haben - Robin sah keine Chance mehr für seinen Freund, dessen Gesicht feuerrot angelaufen war; die Arme drückten mit ungeheuerer Kraft zu, nahmen ihm die Atemluft.
    Was dann geschah, war so irreal, dass Robin es im ersten Moment überhaupt nicht einzuordnen in der Lage war: Ein Schatten stürmte an ihm vorbei. Ein Schatten? Es dauerte einige Herzschläge lang, bis der Kommissar begriff, wer dieser Schatten war. Quentin Genada - er hatte den Mann völlig vergessen, doch der bewies seine Tatkraft. Sicher glaubte er, diese unglaubliche Bedrohung dort vor ihm wäre gleichzusetzen mit dem Mörder seiner Frau. Und so falsch lag er damit ja nicht, denn der Blutnebel hatte Lea das Leben genommen… der Nebel, der aus dieser Steinplatte gekommen war.
    Robin sah, dass Quentin etwas in seiner rechten Hand hielt. Entfernt erinnerte es an eine Handfeuerwaffe, die sich ein Irrer selbst zusammengebaut hatte. Viel konnte er nicht erkennen, nur, dass dieses seltsame Ding zwei große Magazine hatte. Wirklich Magazine?
    Genada war schnell. Wie der Blitz war er bei der Stele.
    »Lass den Mann los, Mörder! Du sollst ihn loslassen…«
    Robin erkannte Genadas Stimme kaum wieder. Der Hass des Mannes war groß wie ein Berg - und er entlud sich im nächsten Moment.
    Quentin Genada drückte ab!
    Aus der Mündung der abenteuerlich anmutenden Waffe schoss eine Feuerlohe, die sich direkt in die Arme fraß, die in einem Reflex ihr Opfer frei gaben.
    Zamorra handelte, auch wenn er selbst kurz vor einer Ohnmacht stand. Er riss den unverhofft aufgetauchten Helfer zu Boden, deckte ihn mit seinem Körper ab. Doch das erwies sich als unnötig. Ein wütender Schrei drang aus der Stele, dann ertönte ein Knallgeräusch, als die Luft sich ihren Platz dort eroberte, wo die Stele gewesen war. Das Steingebilde war ganz einfach verschwunden.
    Neben Zamorra schlug Merlins Stern auf den Boden. Die Scheibe hatte ihre Arbeit vollendet - es gab keine Verbindung mehr zwischen Armakath und der Erde.
    Es war vorbei.
    Pierre Robin kniete sich neben Quentin Genada, der völlig apathisch am Boden lag. Mit spitzen Fingern hob der Kommissar den Flammenwerfer hoch, der in Form eines Revolvers einen guten Job abgeliefert hatte.
    Robin zog die Stirn in Falten.
    »Ich will überhaupt nicht wissen, woher du dieses Ding hast, Quentin. Komm, wir haben hier nichts mehr zu suchen.« Er nickte Zamorra zu, der sich um die Vampirfrau kümmerte, die noch ziemlich benommen wirkte.
    »Ich ziehe jetzt meine Leute von den Eingängen ab. Die werden mir erst einmal zu erklären haben, wie Genada an ihnen vorbeigekommen ist. Wir sprechen uns, okay?«
    Zamorra nickte dem Kommissar zu. Dann war er mit Sabeth alleine in dem Raum. »Ich brauche Informationen von dir. Ich will alles wissen, was mit dem Kokon zusammenhängt. Aber das muss nicht jetzt und nicht heute sein.«
    Die dunkelhäutige Schönheit sah durch Zamorra hindurch. Es war, als würde sie ihn nur am Rande wahrnehmen.
    »Ja… nicht heute. Aber bald schon.«
    Zamorra sah sich in dem Raum um. In ein oder zwei Tagen mochte hier wieder der übliche Ablauf seinen Einzug gehalten haben. Menschen würde hier geholfen werden - andere erlebten hier ihre letzten Stunden. Oft genug hing in diesen Zimmern alles an einem seidenen Faden. Viel zu oft.
    Zamorra hatte der weißen Stadt Armakath - der Knotenwelt Armakath
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