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0880 - Der Vampir von Cluanie

0880 - Der Vampir von Cluanie

Titel: 0880 - Der Vampir von Cluanie
Autoren: W.K. Giesa
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dass ihr Sohn zugleich auch ihr Mann war -, der Mann, den sie bis zu seinem Tod sehr geliebt hatte. Ihr Verstand wollte nicht akzeptieren, dass beide gewissermaßen miteinander identisch waren.
    Aber da gab es noch etwas anderes. Einen Hauch von Vergangenheit, der Rhett belastete und ihn unruhig werden ließ. Er schaffte es nicht, die Erinnerungen freizulegen.
    Seufzend richtete Rhett sich auf und schaltete den laufenden Fernseher ab. Er wusste nichts mit sich anzufangen. So setzte er sich schließlich an seinen Schreibtisch und blätterte in dem dort aufgeschlagenen Buch.
    Seine Vergangenheit… Das Buch befasste sich nicht mit seiner, aber mit jener, die sich um Schottland und deren Mythen drehten. Er wusste, auch wenn die Erinnerungen noch nicht zu ihm zurückgekehrt waren, dass er einst mit dem Silbermonddruiden Gryf ap Llandrysgryf etwas in Schottland erledigt hatte.
    Nun waren auch die Erinnerungen an die früheren Leben zu ihm zurückgekehrt.
    Nicht so, wie er es sich wünschte. Es waren nur Bruchstücke, mehr nicht! Einzelne Seguenzen, die ihm wieder einfielen oder sich langsam entwickelten.
    Rhett war der Erbfolger. Einer jener Männer, die auserwählt worden waren, um Unsterbliche zur Quelle des Lebens zu führen.
    Als Bryont Saris ap Llewellyn hatte er damals Zamorra zur Quelle geführt und auch-Torre Gerret, dessen stärksten Widersacher.
    Es war nun viele Jahre her… Aber Rhett erinnerte sich daran, als ob es gestern gewesen wäre…
    So wie an damals… als er noch jemand anderes gewesen war…
    ***
    Vergangenheit, Llewellyn-Castle, 939:
    Die Flure von Llewellyn-Castle waren lang und kahl und düster. Kaum eine Fackel hing in ihrer Halterung. Nur spärlich fiel das Licht des Mondes durch einzelne, in die Wand eingelassene Fenster. Kälte kroch durch das Mauerwerk und ließ den Laird seinen Mantel dichter um den Körper ziehen.
    Seine alten, von Flecken und faltiger Haut bedeckten Hände zitterten leicht.
    Das ist so kalt wie damals , dachte er, als die Wikinger kamen und große Teile vom damaligen Reich der Pikten vernichteten.
    Eine Zeit, die schon mehr als hundert Jahren zurücklag; eine Zeit, in der Ghared damals lebte und sich nicht darauf einlassen wollte, dass der christliche Glaube weiter durch das heutige Schottland wanderte.
    Die damalige, in vier Regionen unterteilte nördliche Insel, hatte so gut gelebt, wie sie lebte. Natürlich, es hatte oft Krieg gegeben, oder Auseinandersetzungen. Wo gab es diese denn nicht?
    Aber die Skoten, die damals in Dalriada lebten und von den sich zurückziehenden Römern hatten beeinflussen lassen, waren mit dem Glauben an den einen Gott infiziert worden und hatten diesen so über das Land gebracht. Ghared selber hatte sich öffentlich selbst zu der Kirche bekannt… Er als Laird konnte es sich nicht leisten, dass das Reich, welches von Karolus Magnus erobert worden war, sich gegen den barbarischen Norden stellte und mit Mann und Schwert kam, um den wahren Glauben zu preisen. [1] Es hatte gereicht, als er damals mit ansehen musste, wie der Dänen-König Göttrik sein Land aufgeben und sich dem Karolinger unterwerfen musste.
    Aber wenn Ghared allein war, glaubte er an die alte Magie der Druiden und Zauberer. Nein, er glaubte nicht nur, er wusste! Es war ihm bekannt, dass es mehr gab als nur Licht und Schatten. Ghared selber war der Erbfolger und als dieser dazu berechtigt, viele Jahre zu leben; deswegen wollte er nun zu seiner Chloe, um einmal mehr nach ihr zu sehen.
    Sie war eine schöne und junge Frau gewesen, die er sich aussuchte, um die Erbfolge zu bestätigen. Dass sie nicht gerade freiwillig mit ihm nach Llewellyn-Castle gekommen war, interessierte den Laird nicht.
    Es war einfach zu wichtig, die Erbfolge weiter voranzubringen.
    Wichtig für die Auserwählten, und wichtiger für Ghared Saris ab Llewellyn. Schließlich hütete er die Quelle des Lebens und war dazu verpflichtet, einmal in seinem Lebensabschnitt einen Auserwählten zu ihr zu führen, um diesem eine Beinahe-Unsterblichkeit zu verleihen. Keine Krankheit, kein Alter konnte dem Auserwählten noch etwas anhaben. Nur Gewalt konnte seinem Leben ein Ende setzen.
    Diese relative Unsterblichkeit war ein passendes Geschenk für jemanden, der in einer Zeit lebte, in der die Menschen durch Seuchen und Kriege dahin gerafft wurden wie Lemminge, die sich kopfüber in die Fluten der Nordsee stürzten.
    Nun aber, wo Ghared durch sein Schloss wanderte, interessierte ihn die ganze damalige Geschichte nicht
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