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0880 - Der Vampir von Cluanie

0880 - Der Vampir von Cluanie

Titel: 0880 - Der Vampir von Cluanie
Autoren: W.K. Giesa
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Nacht war düster und schwarz, durch die Matthew McTurner taumelnd lief und nicht mehr wusste, wann und wo er die Orientierung verloren hatte. Er konnte sich daran erinnern, dass ihm ein Schaf entlaufen war. Mehr nicht.
    Nur der Gedanke an das geflüchtete Tier haftete noch in seinem Kopf und ließ ihn weiterlaufen; am Ufer des Loch Cluanie entlang, dessen Wasser schließlich in das in einiger Entfernung liegende Loch Ness floss, zuvor aber die umliegenden Regionen mit Wasser versorgte.
    Der einfache Bauernsohn hörte das Plätschern des Wassers am Loch-Ufer. In diesem Moment wirkte es nicht beruhigend wie sonst, viel mehr aufgeregt und schnell dahin fließend. Der junge, von Aberglauben befallene Mann hoffte, dass sich das Wasser nicht verräterisch verhielt, so wie es in vielen Sagen der Alten und Zauberkundigen geschah.
    Er stolperte, rappelte sich schnell wieder auf und lauschte, als er das Schlagen von Flügeln hörte. Die Geräusche waren über ihm aufgeklungen. Er hob den Kopf und schaute in den sternenklaren Nachthimmel.
    Ein Schatten, dunkler als die Finsternis der Nacht, huschte über ihn hinweg und ließ ihn zusammenzucken und instinktiv den Kopf zwischen die Schultern nehmen. Er wusste nicht, was es war, was ihm da begegnete, aber als er die aus der Dunkelheit tretende Gestalt erkannte, wich er unwillkürlich zurück.
    Bleich war das Gesicht, lang waren die Haare.
    Die Gestalt trug einen weiten Kilt, der in den traditionellen Farben des McClair-Clans gewebt war. Ein Fell hing dem Näherkommenden über die Schulter. Der Fremde lächelte.
    Matthew wusste nicht, wie er sich verhalten sollte und sagte leise: »Ha… Hallo.«
    »Bist du ein Llewellyn?«, fragte ihn die Gestalt leise.
    »Nein«, hauchte Matthew erleichtert.
    »Wie gut für mich«, flüsterte der blasse Mann, »und wie schlecht für dich…«
    Im gleichen Augenblick warf sich der Krieger aus dem McCain-Clan auf Matthew…
    ***
    Gegenwart, Château Montagne, 2008:
    Besorgt sah Zamorra den blassen und wie in Trance daliegenden Rhett an. Mit einem kurzen Blick zu Nicole vergewisserte er sich, dass seine Lebens- und Kampfgefährtin sich um Patricia kümmerte, die leise weinend auf dem Rand der Couch saß, auf welcher ihr Sohn lag.
    »Was genau ist geschehen?«, wollte Zamorra wissen. Patricia erzählte es ihm, immer wieder stockend. Auf der Stirn des Parapsychologen bildete sich eine steile Falte. Er wusste nicht, was er von der Sache zu halten hatte.
    Natürlich wusste er, dass Rhett einst Bryont Saris gewesen war, dieser sozusagen in Rhett weiterlebte, und dass sich viele Ereignisse über ihren Köpfen zusammenbrauten. Es überraschte ihn aber doch, wie Rhett sich entwickelte. Er konnte es sich nicht erklären, auf welche Art und Weise die Magie in dem jungen Erbfolger, von Nicole anfangs scherzhaft »Lord Zwerg« genannt, ausbrach. Zamorra entsann sich nur mit leichtem Schauder der letzten Ereignisse, in denen Rhett seiner Vergangenheit begegnet war. Zamorra, Parapsychologe von Beruf und Dämonenjäger aus Berufung, lauschte jetzt den Worten der verängstigten Mutter. Ihm war klar, dass Lady Patricia auf eine ganz andere Weise litt als alle anderen hier. Sie war nicht nur Rhetts Mutter, sondern auch seine Beschützerin - so hatte sie es Bryont damals versprochen, kurz bevor er gestorben war. Und Patricia musste hin und her gerissen sein. Schließlich lag da ihr Sohn vor ihr, der fast vierzehn Jahre lang ein normaler Junge gewesen war, der mit dem Drachen spielte und zusammen mit ihm eine Menge Unsinn anrichtete. Nun aber veränderte er sich. Die Magie, die ihn schon so viele unterschiedliche Leben geschenkt hatte, begann in ihm zu wirken.
    Deswegen legte Zamorra die Hand auf Patricias Schulter. »Alles wird sich klären.«
    »Rhett klang so besorgt«, schluckte Patricia und strich ihrem blassen Sohn eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
    »Ich werde mich darum kümmern, versprochen«, sagte Zamorra leise und überlegte. Wie sollte er Patricia helfen?
    Er konnte nicht in den Kopf des Jungen hineinschauen - obwohl er über telepatische Fähigkeiten verfügte. Nicht so stark wie Nicole, und erst recht nicht wie die Silbermond-Druiden und die Zwillinge Monica und Uschi Peters, aber er konnte Spannungen und Lügen gedanklich erfassen. Das aber auch nicht immer; die Voraussetzungen dafür mussten günstig sein. Hätte er es in diesem Augenblick bei Rhett versucht, wäre er gescheitert. Denn wie jeder, der zur Zamorra-Crew gehörte, verfügte auch der
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