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0880 - Der Vampir von Cluanie

0880 - Der Vampir von Cluanie

Titel: 0880 - Der Vampir von Cluanie
Autoren: W.K. Giesa
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mehr.
    Er musste für sich selber sorgen und es schaffen, dass die Erbfolge so zustande kam, wie es seit Jahrtausenden geschah. Er seufzte, als er seine schweren und schleppenden Schritte auf dem Gang hörte.
    Die letzten Tage, die er in diesem Leben verbrachte, waren die schwersten; das Alter nagte an seinen Knochen, und die Last der Jahre nahm überhand.
    Er fühlte sich matt und erschlagen, als er in das Zimmer trat, in dem Chloe auf ihn warten musste.
    Längst war sein früher rabenschwarzes und volles Haar grau und licht geworden. Sein ausdruckstarkes Gesicht hatte sich mit Falten überzogen und glich einer zerfurchten Landschaft.
    Warum nur bin ich immer so aufgeregt ?, fragte er sich, als er an die Geburt des Kindes dachte, welches Chloe auf die Welt bringen musste, damit seine Erbfolge gesichert war.
    Es klappt doch jedes Mal.
    Es durfte nur keine Tochter werden…
    Aber bislang hatte es in der Erbfolge immer nur Söhne gegeben, wie es sein musste.
    Ghared schaute sich um. Das Zimmer schien leer…
    Er machte einen Schritt ins Zimmer hinein und blickte zu dem zerwühlten Bett.
    Chloe war nicht mehr da!
    Ghared blinzelte, als er zum offenen Fenster ging und in die Nacht hinausschaute.
    Dann stutzte er. Unten, dort wo das kleine, unscheinbare Dorf lag, tat sich etwas. Lichter flackerten durch die Nacht, und Rufe wurden laut ausgestoßen.
    Ghared wunderte sich über den nächtlichen Tumult und entschloss sich, einen seiner Mannen ins Dorf zu schicken, damit dieser für Ruhe sorgte. Für ihn selbst war es erst einmal wichtig, dass er Chloe fand.
    Er rief ihren Namen. Keine Antwort.
    Ghared beschlich ein seltsames Gefühl…
    ***
    Gegenwart, Cluanie, Schottland, 2008:
    Dylan McMour war einer jener Männer, die sich für Geld alles kaufen konnten, was sie wollten. Er war reich. Reich deswegen, weil sein Vater vor gut dreißig Jahren mit der richtigen Idee die richtigen Investoren überzeugen konnte, in Strandbars in Thailand zu investieren.
    Dass Dylan dadurch einen angenehmen Lebensstil pflegen konnte, war ein positiver Nebeneffekt des Glückes seines Vaters.
    Der junge Mann, der hinter dem Lenkrad eines schwarzen Mercedes 500 SL saß, betrachtete die Landschaft um Cluanie und fragte sich, ob es möglich sei, dass es das Loch-Ness-Monster wirklich geben könne. Er wusste von den Geschichten, die man sich über Llewellyn-Castle und Spooky-Castle erzählte, und es war ihm nicht entgangen, dass es vor einigen Jahren in Cluanie seltsame Ereignisse gegeben hatte.
    Was genau das für Ereignisse waren, wusste er nicht, dafür reichten seine Informationen nicht aus. Es gab nur vage Andeutungen, mehr nicht. Ortsfremden gegenüber waren die Bewohner von Cluanie Bridge, wie es genau hieß, alles andere als mitteilsam.
    McMour wusste nur, dass es seltsam gewesen sein sollte…
    So lenkte er den Wagen in das kleine, verschlafen wirkende Dorf und stieg beim Ulluquarts Pub aus. Er betrat den kleinen Gastraum.
    Hinter der Theke stand Keith Ulluquart, der Wirt, und wischte gelangweilt über den längst glänzenden Tresen. Ein einzelner Gast, ein bärtiger alter Mann, hockte an einem Tisch im Halbdunkel und starrte trübsinnig in sein Glas Bier. Er trank wohl sehr langsam; das Bier machte den Eindruck, schon ziemlich schal zu sein.
    Woher sollten die Gäste auch kommen? Cluanie war erstens ein kleines Dorf, und zweitens herrschte eine hohe Arbeitslosenquote. Die jungen Leute siedelten daher in die größeren Städte um, wo die Chancen, Jobs zu bekommen, wesentlich größer waren. Zurück blieben die Alten, die von ihren Ersparnissen lebten - sofern sie denn welche hatten.
    Der Biertrinker im Halbdunkeln sah bei McMours Eintreten auf, musterte den Fremden eingehend und sah dann wieder in das Glas vor ihm.
    »Was wünschen Sie?«, fragte der Wirt in der typischen, freundlichen Art eines Schotten, der hinter jeder Tür und hinter jedem Stein einen waschechten und alles kaufenden Engländer vermutete. »Was zu trinken!«, gab McMour im gleichen Tonfall zurück.
    Keith Ulluquart beugte sich leicht vor:. »Hier wird nur echter Whisky ausgeschenkt, Kleiner!«, verriet er.
    Dylan McMour grinste und sah kurz zu dem Biertrinker hinüber. Wenn das Whisky sein sollte, der dessen Glas füllte…
    »Dann soll er bitte schwarz gebrannt sein«, lächelte er und freute sich darüber, dass der Wirt anerkennend nickte.
    Der griff unter den Tisch und holte eine Flasche ohne Etikett hervor, aus der er zwei Fingerbreit in ein Glas füllte.
    McMour
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