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088 - Die Sumpfhexe

088 - Die Sumpfhexe

Titel: 088 - Die Sumpfhexe
Autoren: Earl Warren
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köstlich. Die Sonne näherte sich bereits dem westlichen Horizont. Tait mußte sich beeilen, wenn er noch vor Einbruch der Dunkelheit die Küste erreichen wollte.
    In der Finsternis war er im Sumpf verloren. Nie konnte er dann die wenigen Pfade zurückfinden, die ihn zu der Hexe Doreen geführt hatten.
    Tait zögerte nicht länger. Er wollte so schnell wie möglich weg vom Ort des unheimlichen Geschehens. Er lief quer über die von betäubend duftenden Sumpfblüten bestandene Insel, durch Büsche und Mangrovengewächse mit hohen Luftwurzeln zu der Zypressengruppe, durch die der einzige Zugangspfad zur Insel führte.
    Rundum erstreckte sich Sumpfwildnis; undurchdringliches Gestrüpp, hohe Urwaldriesen, Schilf und Farne wuchsen in den Everglades. Der Boden war trügerisch, und überall standen Lachen fauligen Brackwassers. Es gab riesige, nur mit wenigen Grasbüscheln bewachsene Morastflächen, in denen Armeen hätten spurlos versinken können.
    Flora und Fauna waren hier noch so wie vor zehntausend Jahren. Es gab Kaimane, Wasserschlangen, Beutelratten, eine Unzahl von Vögeln und natürlich Myriaden von Stechmücken und anderen Insekten.
    Es war schwül und feucht wie in einem Treibhaus.
    Tait erreichte die Zypressengruppe. Plötzlich blieb er stehen. Tödlicher Schrecken erfaßte ihn.
    Er war mitten in eine Gruppe von Kaimanen hineingerannt. Die geschuppten Reptilien hatten ihre Sumpfgewässer verlassen und bewegten sich mit kurzen Beinen über den schlammigen Boden. Überall waren sie, vor Tait, neben und hinter ihm.
    Ein Rachen mit langen Dolchzähnen klappte auf. Krachend schlugen die Kiefer wieder zusammen. Die kleinen Augen auf Tait gerichtet, kamen die Bestien von allen Seiten näher.
    Die größten Exemplare maßen etwa sechs Meter. Ein Biß der mörderischen Kiefer, und Tait hatte einen Arm oder ein Bein weniger.
    Er stieß einen gellenden Schrei aus. Gehetzt schaute Tait umher. Schon glaubte er, seine letzte Stunde hätte geschlagen, da kam eine gebeugte, in schmutzstarrende Kleider gehüllte Gestalt zwischen die hohen Zypressen gehumpelt, deren Stämme im Sumpfboden wurzelten.
    Es war die alte Doreen. Sie klatschte mehrmals in die Hände. Die Kaimane beachteten Tait nicht länger. Sie krochen auf die Hexe zu, an dem starr dastehenden Tait vorbei.
    „Keine Angst“, sagte Doreen. „Das sind alles meine lieben Kinderchen. Sie tun dir nichts. Geh nur. Sieh zu, daß du an die Küste kommst, und birg die Galeonen mit den Schätzen.“
    Tait begann zu rennen. Hinter ihm gellte schaurig das Gelächter der Sumpfhexe. Eine zweite Stimme mischte sich ein. Der Alten und dem jungen Mädchen schien es ein teuflisches Vergnügen zu bereiten, den Mann in seiner Todesangst zu Verspotten.
    Tait zog die Pergamentkarte aus der Brusttasche und warf im Laufen einen flüchtigen Blick darauf. Kein Zweifel, es war die Skizze eines Teils der Küste bei Deer Key. Die Stelle, an der ein rotes, mit Blut gezeichnetes Kreuz die Position der gesunkenen Galeonen kennzeichnete, mußte sich leicht finden lassen.
    Tait fragte sich, wie die Halluzination zustande gekommen war, der er in der Hütte zum Opfer gefallen sein mußte. Er weigerte sich zu glauben, was er gesehen hatte. War er von der Alten hypnotisiert worden, oder hatte der Dampf ein Halluzinogen enthalten?
    Die Karte jedenfalls hatte er. Um nichts in der Welt würde er sie wieder hergeben, ehe er sich davon überzeugt hatte, ob an der auf der Skizze bezeichneten Stelle wirklich zwei spanische Schiffe auf dem Meeresgrund lagen oder nicht. Daß die Alte ihm die Karte umsonst überlassen hatte, konnte ihm nur recht sein.
    Was aber bedeutete das Hohngelächter der Sumpfhexe? Verfolgte sie einen schlimmen Plan mit der Skizze, die sie ihm ohne Gegenleistung überlassen hatte? Gleichgültig. Er hätte selbst mit dem Teufel paktiert, um Erfolg zu haben und seine Erwartungen erfüllt zu sehen.
     

     

Norman Tait erreichte die Küste in der Dämmerung. Er setzte mit dem Boot auf die umgebaute Yacht über, die mit allem für die Unterwasser-Schatzsuche Erforderlichen ausgerüstet worden war.
    Buster, Dean, Ellen Bailey und Steve Corell erwarteten Tait bereits ungeduldig an Bord.
    Corell, der als Arzt immer eine gewisse Portion Skepsis zeigte, fragte Tait: „Bist du jetzt von deinem Wahn geheilt, daß uns die Sumpfhexe einen guten Tip geben könnte? Wenn nicht, kann ich dir einen guten Psychiater in New York empfehlen, der dich innerhalb kürzester Zeit kurieren wird.“
    Tait zeigte
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