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088 - Die Sumpfhexe

088 - Die Sumpfhexe

Titel: 088 - Die Sumpfhexe
Autoren: Earl Warren
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Carlyle nun fort, die bei den Fischern von Key Largo, Flamingo und Rock Harbour als Sumpfhexe verschrien war. „Ich sage dir, wo du zwei gesunkene spanische Galeonen finden kannst. Ganz ohne Gegenleistung, weil ich dir einen Gefallen tun will.“
    Tait fragte mißtrauisch: „Enthalten diese Galeonen Schätze oder Wertsachen? Sonst lohnen sich das Tauchen und die Bergung nicht.“
    „Bis zum Rand angefüllt sind sie mit Gold und Silber, das die Spanier aus Mexiko ins Mutterland schaffen wollten. Jedes Jahr schickte der Vizekönig mehrere Geleitzüge. Piraten und Stürme dezimierten sie, und manches Schiff erreichte nie den Bestimmungshafen.“
    „Und du weißt, wo zwei solcher Schiffe gesunken sind?“
    „Ich habe Kenntnis von Dingen, von denen du dir nichts träumen läßt. Du hast in Key Largo das Gerücht gehört, daß die alte Doreen eine Hexe ist, nicht wahr? Daß sie wahrsagen kann, Liebes- Gift- und Heiltränke mischen, zaubern, hellsehen und Geister beschwören. Ist es nicht so? Sie reden alle schlecht über die alte Doreen. Sie spotten über sie und verfluchen sie, aber wenn sie nicht mehr weiterwissen, kommen sie doch. Wie du!“
    „Tut es etwas zur Sache, was die Leute reden? Sag mir, was du weißt.“ Tait widerstrebte es, die alte Frau Mrs. Carlyle zu nennen. Doreen mochte er aber auch nicht sagen. „Ich will dich reich belohnen, wenn ich etwas finde.“
    „Ich will nichts. Nun gut, du sollst erfahren, wo du die beiden Galeonen finden kannst. Paß auf!“
    Die Alte rief Samantha ein paar Worte zu, die Tait nicht verstand. Samantha brachte Doreen einige Säckchen und zwei Körbe, deren Inhalt verdeckt war. Die Alte griff in einen der Körbe, nahm zu Taits Entsetzen einen Totenkopf heraus und warf ihn in die brodelnde Brühe.
    Der Totenschädel versank sofort. Doreen kauerte hinter dem hohen, dampfenden Topf. Sie begann einen eintönigen Singsang. Aus dem anderen Korb holte sie ein paar Knochen und warf sie gleichfalls in den trüben Sud.
    Dann fügte sie einige Handvoll Kräuter und mehrere verschiedenfarbige Pulver hinzu. Das Ganze qualmte und stank so abscheulich, daß es Tait übel wurde. Sein Magen revoltierte. Der Qualm ließ seine Augen tränen und die Konturen der Gegenstände rundum verschwimmen.
    Die Alte rief nun: „Steig hervor aus Teufelssud, zeichne uns mit Menschenblut, wo Schatz und Brut der Hölle ruht!“
    Entsetzt sah Tait aus dem großen Topf mit der brodelnden Brühe etwas emportauchen. Es war der Totenkopf. Er stieg höher und wurde von einem vollständigen Skelett gestützt. Tait wollte schreien, aus der Hütte flüchten, aber er war wie gelähmt.
    Der Knochenmann entstieg dem Topf. Dampf und grünlicher Qualm umwehten ihn. Aus leeren Augenhöhlen starrte er Tait an.
    „Deinen Arm“, rief die alte Doreen mit mißtönender Stimme.
    Der hypnotische Klang ließ Norman Tait den rechten Ärmel hochkrempeln. Die Knochenhand des Skeletts berührte seinen Unterarm. Sie war eiskalt.
    Tati wollte den Arm zurückziehen, aber er konnte es nicht. Er spürte einen scharfen, harten Ruck, und gleich darauf strömte Blut über seinen Unterarm. Der Schmerz war erträglich, aber das Grauen raubte ihm fast den Verstand.
    Er versuchte sich einzureden, das alles sei ein Alptraum, doch den Schmerz in seinem Arm empfand er sehr real.
    Samantha, die schöne Nichte der alten Hexe, reichte dem Knochenmann ein Blatt Pergament. Mit dem knöchernen Zeigefinger, den er immer wieder in Taits Blut tauchte, zeichnete er Linien und Figuren auf das Blatt.
    Taits Nackenhaare sträubten sich. Sein Herz schlug so heftig, daß er das Hämmern des Pulses im Hals spürte. Eine Ewigkeit schien ihm vergangen zu sein, ehe das Skelett ihm das Pergamentblatt reichte.
    Mechanisch faltete Tait das Papier zusammen und steckte es in die Brusttasche.
    „Verschwinde, ich brauche dich nicht mehr“, rief die Hexe Doreen.
    Der Knochenmann trat in die brodelnde, dampfende Brühe des fast hundert Liter fassenden Topfes zurück und sank vor Taits Augen in sich zusammen. Der Totenkopf ging in dem Sud unter.
    Die Dampfentwicklung wurde schwächer. Der Brodem begann zu verfliegen.
    „Kann ich … kann ich gehen?“ würgte Norman Tait hervor.
    „Geh nur. Geh und birg den Schatz!“
    Ein gellendes, teuflisches, Gelächter der Alten, in das auch Samantha einstimmte, folgte diesen Worten. Tait lief wie gejagt aus der Hütte.
    Nach dem Qualm und Gestank erschien ihm der faulige Modergeruch des Everglades-Sumpfes erfrischend und
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