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0878 - Raniel und die Gerechten

0878 - Raniel und die Gerechten

Titel: 0878 - Raniel und die Gerechten
Autoren: Jason Dark
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dem er nur allmählich erwachte.
    Er tauchte aus dem tiefen See der Schwärze auf, sein Bewußtsein ruderte der Oberfläche entgegen, und er kam sich vor, als sei er in feuchte Watte eingehüllt.
    Zuerst bewegte Abe die Lippen. Er war noch nicht richtig da, dennoch hatte er den Wunsch, sprechen zu wollen, doch aus seinem Mund drang nicht mehr als ein Krächzen.
    Wieder sackte er weg, aber das zweite Hineinfallen in den Schacht war längst nicht so tief wie beim erstenmal, und auch nicht so lange, denn sehr bald drückte ihn das normale Bewußtsein wieder in die Höhe.
    Er tauchte auf.
    Schwebend, von einem Strom getragen. Er öffnete die Augen, flattrig, ohne genau zu wissen, wo er sich befand, und er sah auch nichts in seiner Umgebung.
    Schatten, grau und düster. Bewegungen dahinter, seltsame Geräusche dazwischen. Vielleicht Stimmen, vielleicht auch nur ein Flüstern, sein Gehirn war nicht in der Lage, Unterschiede zu treffen.
    Er öffnete den Mund.
    Die Zunge drang hervor. Sie versuchte, mit der Spitze die Lippen zu benetzen, was kaum möglich war, denn die Lippen waren einfach zu trocken und die Zunge ebenfalls.
    Aber sein Gehirn fing an, die Dinge zu registrieren, die ihn persönlich betrafen.
    Douglas stellte fest, daß er auf dem Rücken lag. Unter seinem Körper spürte er den Druck einer harten Unterlage, wahrscheinlich Stein.
    Abe stöhnte. Das Denken war ihm schwergefallen, denn mit jedem Gedanken zuckten die Stiche stärker durch seinen Kopf, die ihn auch so malträtierten.
    Um seinen Mund herum entstand ein saugendes Geräusch deshalb, weil er tief Luft holte.
    Es tat ihm gut. Er schmeckte die Kühle in seinem Mund, und plötzlich erschienen die ersten Bilder der Erinnerung. Sie tauchten auf wie Spiegelscherben aus einem Nebel, und auf jedem Scherbenstück malte sich etwas ab.
    Eine Szene, eine Begebenheit. Etwas aus der weiteren Umgebung ebenso wie aus seiner unmittelbaren. Er erinnerte sich daran, daß er gehetzt worden war, gejagt von Menschen, die keine waren, obwohl er sie als solche kennengelernt hatte.
    Doch ihre Köpfe waren andere geworden. Vor die menschlichen Gesichter hatten sich zuerst Schatten geschoben, mit denen er nicht zurechtgekommen war, denn sie waren einfach zu scheußlich gewesen. Aus den Schatten hatten sich Fratzen entwickelt, so grausam, als hätten sie sich aus der Welt einer monströsen Comic-Geschichte gelöst, aber nicht aus der Realität.
    Die menschlichen Gesichter waren in den Hintergrund gedrückt worden. Es hatte letztendlich nur mehr die häßlichen und irgendwie auch unbeschreibbaren Fratzen gegeben, eine Mischung aus mehreren Tieren oder Ungeheuern zugleich.
    Einbildung - Tatsache?
    Douglas wußte es nicht genau. Er war im Kopf noch zu sehr durcheinander. Der Schlag hatte seine Wirkung hinterlassen, die Erinnerung wollte nicht so wie er gern gewollt hätte.
    Die Bilder verschwammen.
    Andere erschienen, in denen er sich als Mittelpunkt sah. Er war von den scheußlichen Kreaturen gejagt worden. Er hatte versucht, die Flucht zu ergreifen, aber im Büro war er wieder eingeholt worden, und dort war dann dieser Captain Walker erschienen, ebenfalls nicht mehr in seiner ursprünglichen Gestalt, sondern als verändertes Wesen, als ein Monster.
    Und Walker hatte ihn gestellt und angegriffen.
    Abe war nicht getötet worden. Sie hatten ihm die Chance gegeben, aus der Bewußtlosigkeit zu erwachen, und der Weg in sein normales Bewußtsein hinein stieg ständig an.
    Der G-man schlug die Augen auf.
    Endlich hatte er den Punkt erreicht, wo er seine Schmerzen zurückdrücken konnte. Die Augen hielt er weit offen, er schaute in die Höhe und sah als erstes, daß er nicht allein war.
    Sie waren bei ihm. Sie umstanden ihn. Abe war leider nicht in der Lage, sie genau erkennen zu können, denn ihre Gestalten zeigten noch keine klaren Umrisse. Sie verschwammen wie Gespenster im Nebel, als sollten sie von den Schwaden aufgesaugt werden. Auch ihre »Gesichter« konnte er nicht deutlich sehen. Sie glichen dunklen Flecken, die ständig ihre Form veränderten und sich seinen Blicken immer mehr entzogen.
    Waren sie das?
    Douglas öffnete den Mund. Er atmete. Die Luft schmeckte wunderbar kühl und anders als draußen.
    Etwas drehte sich vor seinen Augen, als er den Kopf anzog, die Arme anwinkelte und seine Ellenbogen dabei auf dem harten Betonboden abstützte.
    Abe glaubte, wieder in ein tiefes Loch zu fallen, aber er konnte sich halten.
    Nur die Gestalten zeigten sich nach wie vor verschwommen.
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