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0876 - Die unheimliche Macht

0876 - Die unheimliche Macht

Titel: 0876 - Die unheimliche Macht
Autoren: Jason Dark
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Spalt. Durch ihn konnte ich schauen und war erleichtert, denn ich hatte gesehen, daß die Tür zum Wohnraum fast geschlossen war.
    Mit einem lautlosen Schritt glitt ich durch den breiter gewordenen Spalt in den kleinen Flur, schuf Platz für meinen Freund, der die Enge ebenfalls verließ.
    Wir lehnten die Tür zum Bad nur an, um zu lauschen. Beide unterhielten sich. Ihre Stimmen klangen ungewöhnlich fremd. Zwar menschlich, aber trotzdem anders. Da hätten auch Roboter sprechen können, denn sie besaßen einen bestimmten Nachhall.
    »Ich kann nicht schlafen«, sagte polly.
    »Wieso?«
    »Ich bin gar nicht müde. Ich glaube, nie mehr müde zu werden. Wie ist es denn mit dir?«
    »Ich bin auch wach.«
    »Und was machen wir?«
    »Weiß nicht.«
    Pause. Wir wollten schon in den Wohnraum gehen, da hörten wir Pollys Stimme. »Glaubst du denn, daß sie wiederkommen?«
    Eine interessante Frage, die uns beinahe erstarren ließ. »Da ist schon möglich. Willst du es?«
    »Ich weiß es nicht genau.«
    »Sie sind anders.«
    »Ja, wie das Licht.«
    »Sollen wir denn auf sie warten?«
    Schweigen. Dann hörten sie bestimmte Geräusche. Sie gingen beide durch das Zimmer. Einer von ihnen mußte vor dem Fenster stehengeblieben sein, denn er klopfte gegen die Scheibe.
    »So lockst du sie nicht«, sagte Dean Kolly.
    »Ich weiß.«
    »Nach Hause will ich auch nicht mehr«, sagte Polly.
    »Und was ist, wenn deine Mutter anruft?«
    »Ich weiß nicht, was ich dann tue.«
    Suko nickte mir zu. Er wollte nicht mehr länger warten und zuhören. Auch ich war der Ansicht, und deshalb zogen wir die Tür zum Wohnraum langsam zu.
    Eine Stehlampe war eingeschaltet worden, und ihr Licht reichte aus, um das Zimmer zu erhellen.
    Beide drehten uns den Rücken zu. Polly trug eine senfgelbe Jacke zu den grauen Jeans. Ihr Freund hatte über das helle Hemd eine ärmellose Weste gestreift. Beide waren in sich selbst versunken, sicherlich auch mit den Erinnerungen beschäftigt, als sie gegen das Fenster schauten, und sie hatten uns nicht gehört.
    Suko und ich standen im Zimmer.
    Mein Freund nickte mir zu.
    Ich gab mit zwei Wimpernschlägen zu erkennen, daß ich einverstanden war, und Suko sprach die beiden an.
    »Hi, Polly - hi, Dean…«
    Schweigen. Dann zuckten sie zusammen, als hätten sie sich gegenseitig abgesprochen.
    Im nächsten Moment fuhren sie herum, starrten uns an, und wir wiederum starrten in zwei gelbe Augenpaare!
    ***
    Nichts passierte. Die Stille stand zwischen uns wie eine Mauer, die so leicht nichts durchließ. Jede Partei war von der anderen überrascht worden, und beide mußten zunächst einmal nach den richtigen Worten suchen.
    Mir fiel es schwer, meinen Blick von den Augen zu lösen. Sie waren einfach zu anders geworden, denn man hatte ihnen die Pupillen entrissen. Kalte, gelbe Lichter, vergleichbar mit leuchtenden, kleinen Laternen hatten die Augenhöhlen in Beschlag genommen.
    Polly faßte sich als erste. »Wer seid ihr? Wo kommt ihr her? Wie kommt ihr in die Wohnung?«
    »Wir wollten mit euch reden.«
    »Nein.«
    »Doch, es ist wichtig!« bestätigte auch Suko.
    Jetzt sprach Dean Kolly. »Worüber wollt ihr mit uns sprechen? Wir kennen euch nicht.«
    »Über den Ausflug«, sagte ich.
    »Es gibt keinen Ausflug.«
    »Den ins Licht«, sagte Suko knapp.
    Sie schauten sich an. Plötzlich wußten sie nicht mehr, was sie sagen sollten.
    Ich versuchte, mit meinen Worten die Situation zu entspannen. »Wollt ihr euch nicht setzen?«
    »Warum denn?« fragte Polly.
    »Es kann länger dauern.«
    Sie zögerten. Schließlich nahmen sie wie zwei gehorsame Schulkinder auf dem Bett Platz, und nicht nur Suko atmete auf, denn die Lage war etwas entkrampft.
    Natürlich blieben auch wir nicht stehen. Zwei Klappstühle waren noch vorhanden.
    Wir ließen uns nieder und sahen, daß sie sich an den Händen anfaßten. Die gelben Augen waren nach wie vor auf uns gerichtet. Ich zerbrach mir über diese Farbe den Kopf und hatte plötzlich den verwegenen Gedanken, daß dieses Licht nicht nur innerhalb der Augen steckte, sondern sich im gesamten Körper ausgebreitet und alles andere, was sonst zu einem Menschen gehörte, vernichtet hatte.
    Es waren Hüllen, und dafür hatte die unheimliche Macht gesorgt. Sie zeigte sich variabel, denn bei den Storms hatte sie anders reagiert. Sie waren als debile Personen aus diesem Licht oder dieser Gefangenschaft zurückgekehrt, aber Polly und ihr Freund hatten das Licht eingefangen. Sie lebten durch diese Helligkeit.
    »Warum
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