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0874 - Gedankentöter

0874 - Gedankentöter

Titel: 0874 - Gedankentöter
Autoren: W.K. Giesa
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Kraft zurück. Ihn wunderte nur, dass er tatsächlich so schnell eingeschlafen war. Nicole hatte es jedenfalls nicht nötig gehabt, ihn per Hypnose in den Schlaf zu zwingen.
    Nicole betrat lautlos den »Zirkus Sarrasani« und öffnete das moskitodichte Innenzelt. »Oh, du bist ja wach. Hallo, Chéri, wie fühlst du dich?«
    »Todmüde«, schwindelte er. »Schlimmer als beim Einschlafen. Warum hast du mich nicht früher geweckt?«
    »Weil ich mir dachte, mehr Ruhe wäre besser für dich. Du warst ja gehörig angeknackst. Auch die Zwillinge sind dieser Ansicht.«
    Er erhob sich von dem Feldbett, reckte und streckte sich und begann mit Gymnastikübungen. Dabei verhedderte er sich in den Netzmaschen und wäre beinahe mit der ganzen Innenzeltkonstruktion südpolwärts gestürzt.
    »Du versuchst aber auch immer wieder, größtmögliche Zerstörungen anzurichten«, tadelte Nicole. »Willst du unbedingt unserem Jungdrachen Konkurrenz machen?«
    Er warf ihr einen bösen Blick zu und ging nach draußen. Das Camp war bereits zur Hälfte abgebaut, die Sachen wurden in den Cherokee verladen, der vom Landeplatz kam. Schneller wäre es mit dem Abtransport natürlich gegangen, wenn auch der im Camp stationierte Gelände-Pickup mit einbezogen worden wäre. Aber Tendyke wollte den Wagen vorsichtshalber jederzeit verfügbar haben. Egal, wofür.
    Zamorra trat zu ihm. »Gibt's was Neues?«
    »Falls du den Mörder meinst - nichts. Den Rest siehst du live in action vor dir.«
    »Hoffentlich schaut auch der Mörder hin. Dann hat er wenigstens den Beweis für unsere Kapitulation.«
    »Dann können wir ja meinen zweiten Versuch jetzt starten«, verlangte der Meister des Übersinnlichen. »Sammele deine stets textilfreien Gespielinnen ein, und wir legen los.«
    »Ich müsste lügen wie Mister Präsident, wenn ich sagte, dass es mir gefiele«, sagte Tendyke. »Hat in der Zwischenzeit keiner einen besseren Plan entwickelt?«
    Niemand hatte.
    Tendyke war etwas blass. Er wurde immer noch nicht mit dem traumatischen Erlebnis fertig, dass er von einem riesigen Skorpionstachel durchbohrt worden war. Und Zamorras Bemühen, über dieses Erlebnis an den Pflanzenmann heran zu kommen, trug auch beim zweiten Versuch nicht zum Verdrängen bei.
    »Fangen wir also an«, entschied Zamorra.
    ***
    Es war wie beim ersten Mal. Die Ladies schirmten ab, und mit geöffnetem Geist fand Zamorra Kontakt zu dem Pflanzenmann. Im nächsten Moment fand er sich direkt in seiner Nähe wieder.
    ER war maßlos überrascht. Dass der Positive IHN so schnell wieder erreichte, damit hatte er nicht gerechnet.
    Schnell?
    Dass es gut vier Stunden dauerte, seit ER vor ihm fliehen konnte, spielte keine Rolle. Zeit hatte für IHN nur eine geringe Bedeutung. Da war ER wie ein Baum. Zeit wurde nur dann wichtig, wenn sie gegen einen Feind eingesetzt werden musste.
    War Zamorra ein Feind?
    Wahrscheinlich nicht. Aber um das konkret zu erfahren, musste ER den Positiven noch besser kennenlernen. Das aber war gefährlich, denn ER musste davon ausgehen, dass dieser IHN töten wollte, als Vergeltung für die drei Negativen, welche ER unschädlich gemacht hatte.
    Jetzt war Zamorra wieder da.
    »Glaube nicht, du könntest mir entkommen. Ich habe dich einmal gefunden, und ich werde dich immer wieder finden«, behauptete er.
    »Warum lässt du mich nicht in Ruhe?«, fragte ER.
    »Weil ich verhindern will, dass du weitere Menschen mordest. Was du bisher getan hast, ist schon schlimm genug. Es muss nicht noch schlimmer werden.«
    »Das heißt, du willst mich töten.«
    »Nur, wenn es absolut keine andere Möglichkeit gibt. Aber wir können durchaus einen Kompromiss schließen.«
    »Der Schutz der Bäume und Tiere und der Stadt lässt keine Kompromisse zu«, erwiderte ER. »Lass mich in Ruhe und geh von hier fort. Sonst sehe ich mich genötigt, Maßnahmen gegen dich zu ergreifen.«
    »Dazu bist du nicht in der Lage«, sagte Zamorra. »Umgekehrt wird schon eher ein Schuh draus.«
    »Ein Schuh? Was ist das?«
    Natürlich, woher sollte ER das wissen?
    »Hast du überhaupt einen Namen?«, fragte Zamorra. »Ich möchte dich nicht einfach nur ›Ding‹ nennen.«
    »Ich brauche keinen Namen«, erwiderte ER. »Es gibt keinen anderen wie mich, von dem ich mich durch einen Namen unterscheiden müsste.«
    Zamorra seufzte. »Nun gut, Namenloser. Höre auf zu töten, und wir können in Frieden voneinander gehen. Übrigens, was die Stadt angeht, die du schützen willst: Wir räumen unser Lager bereits. Du kannst dich
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