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0871 - Der silberne Tod

0871 - Der silberne Tod

Titel: 0871 - Der silberne Tod
Autoren: Jason Dark
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Körper der einsam in der Bank sitzenden Frau schlich und ihn unterkühlte. Der Körper sandte Warnsignale aus, die das Unterbewußtsein der, alten Bernadette aufnahm, und urplötzlich wachte sie auf.
    Da war sie aus dem Tiefschlaf hervorgerissen worden, schrak zusammen, und eine nie gekannte Panik überfiel sie. Angst peitschte ihren Herzschlag hoch. Obwohl Bernadette die Augen weit geöffnet hatte, konnte sie nichts sehen. Die Kälte stoppte ihre normale Gedankenflut, und so dauerte es einige Zeit, bis sie in der Lage war, sich wieder zurechtzufinden.
    Dann aber wußte sie Bescheid.
    Sie saß auf einer harten Bank, und die wiederum befand sich in der Kirche, an diesem herrlichen Ort, der ihr so vertraut war. Ein Ort des Friedens, der Stille, an dem sie keine Angst zu haben brauchte. Es war einfach wunderbar, sie befand sich in dem herrlichen Schoß, in dem der Mensch Geborgenheit fand.
    Aber sie fror. Zwar trug sie ein Cape um die Schultern, dessen Stoff war für diese Temperaturen aber zu dünn. Sie zerrte es fester um sich, streckte die Arme aus, um sich beim Aufstehen an der vorderen Bank festzuhalten. Nun ahnte sie, wie tief sie geschlafen hatte. Die Muskeln schmerzten, die wollten nicht mehr so, wie sie es gern gehabt hätte.
    Die Knochen taten ihr weh, und Muskelkater quälte sie. Bernadette war vom langen Sitzen und von der Kälte steif geworden, und es fiel ihr nicht leicht, sich hinzustellen. Sie mußte sich schon an der Bank festklammern.
    Dann stand sie.
    Schwindel überkam sie. Bernadette wartete ab, bis er vorbei war. Über sich selbst schüttelte sie den Kopf. Daß sie so lange geschlafen hatte, war ihr noch nie passiert. Nun ja, allmählich zählte sie zum alten Eisen, daran gab es nichts mehr zu rütteln.
    Schrittweise und vorsichtig schob sie sich aus der Bank. Den Altar konnte sie in der Dunkelheit nicht sehen. Sie wußte nur, daß er dort lag, wo auch das rote Licht schimmerte.
    Bernadette drehte sich um. Die ersten Schritte fielen ihr schwer. Sie hörte, wie ihre Schuhe über den Boden schleiften, und das wiederum ärgerte sie. Warum konnte sie nicht normal gehen wie sonst?
    Himmel, was war nur in sie gefahren?
    Mit der rechten Hand hielt sich Bernadette sicherheitshalber an den Bänken fest, aber sie erlebte nicht nur die negativen Dinge, sondern auch etwas positives, denn je weiter sie ging, um so besser konnte sie sich bewegen.
    Sie kam wieder zurecht. Die Beine gehorchten ihr. Die Bewegungen wurden geschmeidiger, das wiederum freute sie, und als sie das Portal der Kirche erreicht hatte, war sie beinahe wieder normal.
    Sie konnte sogar über sich selbst lachen, schüttelte den Kopf und dachte daran, daß sie niemandem erzählen würde, was ihr widerfahren war. Da hätten die Leute was zu lachen gehabt.
    Die alte Frau stemmte sich schon zurück, als sie den eisernen Griff der Kirchentür umklammert hielt. Mühsam zog sie das schwere Holzportal auf, das erst vor drei Monaten mit den Spenden der Gemeindemitglieder renoviert worden war.
    Bernadette schob sich über die Schwelle. Als sie nach draußen trat, wurde sie wieder daran erinnert, daß es noch Sommer war. Die Luft draußen war wärmer als die in der Kirche.
    Die breite Treppe ließ Bernadette hinter sich. Die Umgebung kam ihr auch heller vor als zwischen den Mauern. Sie sah einen Himmel, auf dem sich die Gestirne klar abzeichneten. In dieser Nacht erschienen sie ihr nahe wie nie, als brauchte sie nur den Arm auszustrecken, um nach ihnen zu greifen.
    Die Kirche stand allein am südlichen Ortsrand. Wer sie verließ, dem präsentierte sich das Dorf wie ein Gemälde oder eine Plastik, die soeben frisch von einem Künstler in die Umgebung gestellt worden war.
    Der Ort war auf einem hügeligen Gelände gebaut worden, und die Häuser zeigten eine unterschiedliche Höhe. Jeder Bewohner hatte hier Platz, sogar für den Pfarrer war ein großes Haus errichtet worden, obwohl er allein lebte.
    Hin und wieder aber rief er nach Bernadette. Immer dann, wenn er einen besonderen Wunsch hatte, was das Essen anging. Da sie phantastisch kochen konnte, bereitete sie ihm die herrlichsten Gratins zu, und auch ihre Fischsuppe war berühmt.
    Das Pfarrhaus war gut zu sehen. Es stand neben dem kleinen Garten, der ebenfalls zum Kirchengelände gehörte.
    Das war normal, das kannte Bernadette. In diesem Ort lief alles seinen geregelten Gang. Es gab keine Probleme.
    Alles war gut.
    Nie hatte es Ärger gegeben oder ein Verbrechen. Und in der Nacht hatte es eben still zu
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