Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0871 - Der silberne Tod

0871 - Der silberne Tod

Titel: 0871 - Der silberne Tod
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Menschen, die… die… oder waren es keine Menschen? Waren es Flüche?
    Über seinen Rücken rann der Schauer wie ein Eisstrom. Roger Crisson wußte selbst nicht, was ihn dazu trieb, in den Flur hineinzugehen und sein Schlafzimmer anzusteuern. Er hatte möglicherweise den Kick bekommen, um die anderen Dinge auszuschalten. Es war zudem verrückt, sich etwas einzubilden, das mußte er sich immer wieder vor Augen halten.
    Trotzdem öffnete er die Tür des Schlafzimmers vorsichtiger als im Normalfall.
    Ein Blick in den Raum - nichts, was ihn hätte aus der Fassung bringen können.
    Er war beruhigt. Zumindest fürs erste. Noch einmal tief einatmen, dann eintreten.
    Er bewegte sich auf leisen Sohlen. Das Bett zeichnete sich als Umriß ab. Er sah den hohen Schrank, dessen obere Kante beinahe die Decke erreichte, da waren der kleine Tisch und das Fenster mit den langen Stores, die er nicht zugezogen hatte.
    Crisson holte es schnell nach. Obwohl er sich der Außenwelt gegenüber abschnitt, fühlte er sich wohler. Er hatte so eine intimere Atmosphäre geschaffen. Die brauchte er, um seinen Schlaf fortzusetzen.
    Crisson zog sich nicht aus. Urplötzlich weigerte sich sein Inneres, die Kleidung abzulegen. Er war sowieso nicht wie ein Pfarrer gekleidet, er hatte sich für die Freizeit umgezogen, trug graue Jeans und einen grauen Pulli.
    Er setzte sich auf das Bett und ließ sich langsam nach hinten sinken. Dabei fing er innerlich an zu lachen. Es war verrückt, wenn er sich die letzten Stunden noch einmal vorstellte. Er hatte sich wie ein kleiner Junge benommen, er hatte die Furcht eines Kindes gespürt, und dafür gab es keinen Grund. Es war alles verrückt, es konnte nicht stimmen, da war die Mathematik durcheinandergeraten.
    Nein, so ging das nicht weiter. Er wollte sich nicht selbst in Schwierigkeiten bringen, auf keinen Fall. Er mußte jetzt die Nerven bewahren, er mußte so tun wie immer. Das hatte schließlich jahrelang wunderbar geklappt. Mit diesem Gedanken ließ er sich noch weiter zurückfallen, und es tat ihm gut, als sein Hinterkopf das Kissen berührte. Er sank darin ein wie in einen weichen Schoß, in dem er sich wunderbar geborgen fühlen konnte.
    Dann lächelte er. Freude darüber, daß er lächeln konnte, erfaßte ihn. Es war also nicht so schlimm.
    Die Stunden der Depression lagen hinter ihm - endlich. Er hatte es geschafft, er konnte jubeln, er konnte…
    Blitzartig schnellte er hoch.
    Sein Optimismus zerriß, als wäre ein Blitz hineingefahren, um ihn zu spalten. Schlagartig war alles anders geworden. Verschwunden war die herrliche Leichtigkeit, die kalte Furcht kehrte zurück. Sie drückte gegen ihn, sie drang in sein Inneres, sie holte ihn aus dieser Lage zurück, und sie sorgte dafür, daß der Schweiß aus seinen Poren trat.
    Er wußte es genau.
    Er war nicht mehr allein im Zimmer!
    Was ihn auf diesen Gedanken gebracht hatte, konnte er nicht sagen. Er glaubte fest, nicht mehr die einzige Person zu sein, und er hörte sein Herz laut schlagen. Die Echos trommelten gegen seine Rippen, der Schweiß war wieder da, er hatte sein Gesicht blank gemacht und klebte auch am Körper.
    Jemand war gekommen…
    Unheimlich und lautlos.
    Aufrecht saß Crisson in seinem Bett. Sein bärtiges Gesicht glich einer verzerrten Maske. Er hatte den Mund weit geöffnet und saugte die Luft intervallweise ein. In seinen Adern floß kein Blut mehr, dafür dünne Eisströme. In seinem Kopf tuckerte es, nur war er nicht in der Lage, herauszufinden, wo sich diese Schmerzen oder Stiche konzentrierten. Das konnte im Hinterkopf ebenso sein wie vorn oder an den Seiten. Es gab jedenfalls dieses Hämmern, es gab auch seinen Atem, und es gab diese dichte und stickige Dunkelheit, die auch deshalb so stark war, weil er die Stores zugezogen hatte.
    Crisson schaute zur Tür.
    Sie war geschlossen, das Fenster ebenfalls. Wie hätte der andere das Zimmer betreten sollen?
    Überhaupt nicht, es sei denn, er wäre schon vorher in diesem Raum gewesen.
    War das möglich?
    Je mehr er sich mit diesem Gedanken beschäftigte, um so mehr stimmte er ihm zu.
    Er wollte aus dem Bett. Weg, raus, flüchten. Hinein in den Flur, dann aus dem Haus. Durch die Nacht stürmen, um dem Grauen zu entwischen, das ihn eingeholt hatte.
    Roger Crisson kam nicht mehr dazu. Seine Panik nahm plötzlich Gestalt an.
    Vor oder über ihm bewegte sich etwas in der Dunkelheit. Es war ein Schatten, noch konturenlos, aber nicht so dunkel, wie er hätte sein sollen, sondern ziemlich hell,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher