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0870 - Tabitas Trauerhalle

0870 - Tabitas Trauerhalle

Titel: 0870 - Tabitas Trauerhalle
Autoren: Jason Dark
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Feldweg auch weich gemacht. Als Tabita abbog, verloren die Reifen für einen Moment ihre Bodenhaftung. Sie »schwamm« in die Kurve hinein. Nur durch rasches Gegenlenken bekam sie den Wagen wieder in die Spur.
    Das bleiche Licht der Scheinwerfer tastete sich nur bis in die nächste Nebelbank hinein, wo es dann wie zerrissen wirkte. Tabita stellte sich die Frage, ob sie auch alles richtig gemacht hatte oder wieder etwas falsch lief.
    Nein, das durfte auf keinen Fall so sein. Jetzt kam es darauf an, daß sie stark blieb.
    Sie schaute in den Spiegel.
    Die beiden Lichter des Verfolgerwagens waren verschwunden. Ein Irrtum?
    Für einen Moment lachte sie auf. Hatte sie sich nur eingebildet, verfolgt worden zu sein?
    Das war gut möglich, und es wäre ihr auch am liebsten gewesen. Dennoch blieb sie mißtrauisch.
    Im Wagen sitzend wartete sie. Der Atem ließ die Scheibe beschlagen, was jetzt auch keine Rolle mehr spielte. Tabita hatte die Hände vom Lenkrad genommen und rieb sie gegeneinander, wobei sie den Schweiß auf ihrer Haut deutlich spürte.
    Kam er? Kam er nicht?
    Die Zweifel fraßen ihn ihr. Obwohl ihr dunkles Kleid aus einem dünnen Stoff bestand, klebte es am Körper. Sie konnte es nicht mehr aushalten und mußte Gewißheit haben.
    Deshalb stieg sie aus!
    Feuchtigkeit umgab die Frau wie ein Schwamm, als sie auf dem weichen Lehmboden stehenblieb und die Tür des Fahrzeugs leise ins Schloß drückte.
    Sie schaute zurück, weil der Verfolger von dort kommen würde, aber er ließ sich nicht blicken.
    Alles war leer, die ganze Welt war leer, und es gab eigentlich nur sie und IHN!
    Ja, IHN, denn ER war immer bei ihr, auch wenn sie IHN nicht sah. ER hatte es ihr versprochen, und darauf konnte sie sich unbedingt verlassen. Unter ihren Füßen schimmerte der nasse Weg wie ein langer, feuchter Schwamm. Vom Himmel sah sie nichts, weil die Wolken wie eine dicke Suppe über ihr lagen.
    Irgendwo in der Nähe klatschten Tropfen auf die Erde oder in eine Pfütze hinein. Normale Geräusche in dieser Nacht. Da brauchte sie nicht beunruhigt zu sein.
    War der Verfolger wirklich weitergefahren? Sie wußte nicht, was sie glauben sollte, dachte dann daran, daß sie ihm eine Frist setzen würde. Noch zwei Minuten warten.
    Wenn er bis dann nicht erschienen war, würde sie zurückfahren.
    Die Zeit verrann.
    Eine Minute war vorbei.
    Wieder vergingen die Sekunden.
    Tabita atmete heftig. Im Nebel fühlte sie sich wie eine Gefangene.
    Kam er wirklich nicht?
    Wieder der Blick auf die Uhr.
    Noch zehn Sekunden.
    Plötzlich hörte sie auf dem matschigen Boden Tritte.
    Von vorn waren sie zu hören.
    Ja, er kam!
    Tabitas Augen leuchteten auf. Sie dachte nicht an sich selbst, sondern nur an IHN…
    ***
    Jim Wayne saß konzentriert auf seinem Fahrersitz und lächelte kalt und wissend zugleich. Die Frau vor ihm hatte längst bemerkt, daß sich ein Verfolger auf ihrer Spur befand, denn er kannte dieses typische Verhalten von seiner eigenen Polizeiarbeit her.
    Ein Verfolger, der sich nicht abschütteln ließ, denn Jim war mit allen Wassern gewaschen. Zudem ließen die äußeren Bedingungen ein schnelles Fahren nicht zu. Da hätte er mit seinem kleinen Opel Corsa sogar einem Jaguar auf der Spur bleiben können.
    Der Weg führte raus aus dem Vorort und hinein in die ländliche Gegend.
    Er sah die Heckleuchten des Caravans wie verschwommene Glutaugen eines Monstrums über den Boden huschen. Hin und wieder rollte der Caravan durch Pfützen und schleuderte Fontänen zu zwei verschiedenen Seiten hin in die Höhe.
    Es machte Wayne nichts. Das gehörte alles dazu, und dementsprechend gelassen blieb er.
    Natürlich kreisten seine Gedanken um die makabre Fracht der Frau. Er fragte sich immer wieder, warum jemand mit einer Toten in die Einsamkeit flüchtete. Das tat man nicht zum Spaß. Da mußte es einfach einen Grund geben, und den wollte er herausfinden. Er hätte es auch versucht, wenn er kein Polizist gewesen wäre, dafür war er einfach zu neugierig, denn er wollte immer wissen, was das Leben brachte.
    Intervallweise zuckte die rechte Heckleuchte auf. Plötzlich waren bei Jim die theoretischen Gedanken verschwunden, jetzt zählte die Praxis, die Action, denn es bahnte sich etwas Neues an. Er stand dicht vor einem Ziel.
    Der Wagen rollte in einen schmalen Weg. Er rutschte in der Kurve leicht weg, ein Zeichen, daß der Weg glatt und aufgeweicht sein mußte.
    Was tun?
    Jim mußte sich innerhalb weniger Sekunden entscheiden. Ihm war klar, daß der Frau die
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