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0870 - Tabitas Trauerhalle

0870 - Tabitas Trauerhalle

Titel: 0870 - Tabitas Trauerhalle
Autoren: Jason Dark
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Verfolgung aufgefallen sein mußte, aber einen winzigen Restzweifel gab es bei ihm doch, und so entschied er sich für den uralten Trick.
    Er fuhr an der Abzweigung vorbei.
    Diesmal half ihm das Wetter, denn die Sicht war dermaßen schlecht, daß er nicht so weit fahren mußte, um schnell wegtauchen zu können. Am linken Straßenrand stoppte er seinen Corsa und stieg aus.
    Sehr vorsichtig drückte er die Tür zu. Er schaute sich um. Nur Dunst und Feuchtigkeit umgaben ihn.
    Die Luft drückte, sie war schwer zu atmen, und die Wolken schienen die Straße zu liebkosen, die er jetzt überquerte.
    Er kam auf die andere Seite. Von dem anderen Wagen sah er in der Dunkelheit nichts, als er an der Einmündung des schmalen Feldwegs stehenblieb, da die Fahrerin die Lichter gelöscht hatte.
    Jim Wayne lauschte in sich hinein. Auch noch ein Erbe aus seiner aktiven Zeit.
    Er hörte nichts. Keine Stimme warnte ihn davor, der anderen Person zu nahe zukommen.
    Deshalb machte er sich auf den Weg. Er gab sich nicht einmal Mühe, seine Schrittgeräusche zu dämpfen, und wenig später schon zeichneten sich die Umrisse des parkenden Caravans vor ihm an.
    Sie hatte also auf ihn gewartet.
    Okay, sollte sie auch, denn er war bereit, den Kampf oder die Auseinandersetzung anzunehmen…
    ***
    An diesem Abend geschah noch mehr. Da hatten sich zwei Frauen und ein Mann in einem kleinen, gemütlichen Lokal getroffen, wo eine Bistro-Atmosphäre vorherrschte und man französisch essen konnte. Die beiden Frauen hießen Sarah Goldwyn und Jane Collins. Der Mann war ich, John Sinclair, und ich hätte gern draußen im kleinen Garten gesessen, aber da hatte uns das Wetter einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht. So saßen wir an einem der schmalen Tische zusammen und schauten uns über die Flamme einer Kerze hinweg gegenseitig an.
    Lady Sarah hatte uns eingeladen, und ich war wirklich froh, an diesem Abend nicht in meiner Bude hocken zu müssen, in der die Hitze der vergangenen Wochen stand. In diesem Raum herrschte zwar auch die große Schwüle vor, doch der hin und wieder durchstreifende Luftzug erwischte auch unsere Gesichter.
    Ich hatte mich für ein kleines Zwischengericht entschieden. Kalbsleber mit glasierten Apfelstücken und einem Kartoffelpuffer. Es schmeckte mir ebenso gut wie der Burgunder, der hier auch glasweise ausgeschenkt wurde.
    Wenn Lady Sarah, die Horror-Oma, zum Essen einlud, war das immer so eine Sache oder ein zweischneidiges Schwert. Zumeist hielt sie dann einen Trumpf in der Hinterhand, mit dem sie mich ködern wollte. An diesem Abend schien das nicht so zu sein, denn beide Frauen hatten ihre Baguettes gegessen und die Salatteller geleert, ohne daß ein gruseliges Thema zwischen uns besprochen worden war.
    »Und wie sieht es bei euch mit einem Dessert aus?« erkundigte sich Sarah, die ein luftiges Sommerkleid trug, auf dessen Stoff sich dunkle Blumen verteilten. Natürlich hatte sie auch die obligatorischen Ketten nicht vergessen, aber diesmal schoben sich nur drei von ihnen unter ihrem Kinn übereinander.
    »Für mich nicht«, sagte Jane.
    »Dachte ich mir. Was ist mit dir, John?«
    Ich hob mein Glas an, in dem der rote Wein funkelte. »Das ist mein Nachtisch.«
    »Richtig. Du bist ja mit dem Taxi gekommen.«
    Ich lächelte »Wenn du einlädst, immer.«
    »Das heißt, du willst mich schädigen.«
    Ich lächelte weiter. »Sogar mit dem größten Vergnügen.«
    Die Horror-Oma stieß Jane Collins an, die eine hellrote Sommerjeans trug und über den Oberkörper ein schlichtes T-Shirt gestreift hatte. »Ist der immer so?«
    »Nicht immer, Sarah…«
    Pause.
    »Na, sag schon, John. Oder sag du es, Jane.«
    Die Detektivin verdrehte die Augen. »Aber immer öfter.«
    Wir lachten, und zum erstenmal an diesem Abend fiel mir auf, daß Jane zwar mitlachte, ihr Lachen jedoch ziemlich gequält wirkte, als würde sie unter einem großen Druck leiden. Sie hörte auch sehr bald auf und schaute in das mit Weißwein gefüllte Glas. Dabei legte sie ihre Stirn in nachdenkliche Falten, was bei mir wiederum für gewisse Überlegungen sorgte.
    Ich sprach sie direkt an. »Was bedrückt dich, Jane?«
    »Wieso?«
    »Du hast doch was.«
    »Klar, ich bin satt.«
    »Das braucht dein Körper. Aber was ist mit deiner Seele?«
    Sie umfaßte das Glas, ohne zu trinken, und hob nur die Schultern. »Was soll damit schon sein?«
    »Hat sie einen Riß bekommen?«
    »Nein.«
    »Dann ist es etwas anderes.«
    Wieder stieß Sarah Goldwyn ihre Mieterin an. »So, jetzt
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