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0870 - Tabitas Trauerhalle

0870 - Tabitas Trauerhalle

Titel: 0870 - Tabitas Trauerhalle
Autoren: Jason Dark
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ich vorgestreckt hatte.
    Der Aufprall war wuchtig gewesen. Beide blieben wir stehen, beide zitterten wir, Tabita heulte auf, schüttelte den Kopf, und mein blitzschnell angesetzter Kniestoß erwischte sie voll.
    Sie flog zurück, prallte wuchtig auf den Boden, und ich hörte auch, wie sie mit dem Hinterkopf aufschlug. Das Geräusch dröhnte mir förmlich in den Ohren.
    Ich sprang auf Tabita zu.
    Sie kam wieder hoch.
    Nein, das schaffte sie nicht mehr. Der Körper reagierte nur auf einen Reflex hin, denn es war ihr nicht möglich, eine sitzende Haltung zu erreichen.
    Ich trat ihr das Messer aus der schlaff gewordenen Hand, als Tabita wieder zurücksank und sich nicht mehr rührte. Wie tot blieb sie auf der kalten Erde ihrer Trauerhalle liegen.
    Ich aber drehte mich um.
    Jane war wichtig.
    Jane und ER!
    Himmel, ich kam mir vor, als hätte mir jemand hart gegen den Kopf geschlagen. Ich sah IHN, und ich verstand die Welt nicht mehr, denn über Jane Collins lag Tabitas Doppelgängerin. Zumindest sah die Gestalt so aus, aber sie war nicht das, was man mit gutem Gewissen als Menschen bezeichnen konnte, sie war ein zu Kräften gekommener und menschlich reagierender Astralleib…
    ***
    Wahrscheinlich war es die Lösung, doch sie juckte mich in diesem Moment überhaupt nicht. Es war wichtig, daß ich Jane aus dieser Zwangslage befreite, und so versuchte ich, dieses Netz oder den Vorhang zu zerreißen.
    Es klappte nicht.
    So dünn sich das Netz auch zeigte, als ich hineinfaßte, um es zu zerreißen, stemmte es mir einen ungeahnten Widerstand entgegen.
    Die Gegenbewegung warf mich wieder zurück, aber davon hatte Jane Collins nichts. Sie lag wehrund bewegungslos auf dem Boden, als Gefangene von IHM, diesem mörderischen Astralleib, der wahnsinnig starke Kräfte hatte entwickeln können.
    Was tun?
    Das Kreuz einsetzen und damit versuchen, die Magie des Netzes zu zerstören?
    Als ich noch überlegte, sah ich die Kerze in der Nähe. Die kleine Flamme tanzte am Docht hin und her.
    Das war es.
    Feuer!
    Für mich war es eine Sache von Sekunden, die Kerze an mich zu nehmen. Ich mußte mich trotzdem vorsehen und durfte mich auf keinen Fall zu hastig bewegen. Die Flamme bog sich zur Seite, und ich trat weit genug von Jane Collins entfernt an das dünne Netz heran.
    Klappte es?
    Der Versuch!
    Die Flamme tanzte über dünne Fänden hinweg, sie saugte an den Maschen, hinterließ ein Glühen, das sich schnell auf andere Maschen Weiterfraß, aber noch nicht für eine Zerstörung des Netzes sorgte.
    Bis ich das Geräusch hörte!
    Ein fauchendes »Puff«, und beinahe noch in derselben Sekunde tanzte vor mir eine zittrige Flammenwand in die Höhe, die mich zum Rückzug zwang, denn im Nu stand das gesamte Netz in Flammen. Das Feuer hatte sich rasend schnell ausgeweitet. Die Scheune wurde tatsächlich von einem Flammenvorhang in zwei Hälften geteilt, der auch von Jane Collins nicht kaltmachte.
    Er tauchte nach unten.
    Zugleich mit mir, denn ich wollte Jane aus der Gefahrenzone ziehen. Das Feuer war heiß. Wie ein glühender Atemstoß aus der Hölle fuhr es über meinen Nacken hinweg, wo es Haare und auch Haut versenkte, aber das nahm ich hin, als ich mit beiden Händen nach Jane griff und sie unter dem brennenden Netz und den fallenden Resten, die ebenfalls noch glühten, wegzerrte.
    Auch ich bekam den glühenden Regen mit. Teile fielen auf meinen Rücken, zerstörten die Kleidung, aber setzten sie nicht in Brand. Ich schaute aus meiner noch immer gebückten Haltung nach vorn auf den ungewöhnlichen Astralleib, der von Tabita immer als ER bezeichnet wurde.
    Und er kämpfte.
    Nicht mit dem Feuer, das tat ihm nichts, aber ihm war die Energiequelle entzogen worden. Das Netz hatte dem normalen, irdischen Feuer nicht widerstehen können. Es brannte und knisterte noch immer. Ein stechender, atemraubender Geruch durchwehte Tabitas Trauerhaus, das seinen Namen jetzt endgültig verdiente.
    Der Schrei ließ mich fast erstarren.
    Weder Jane noch ich hatten geschrieen. Es war Tabita gewesen, die plötzlich mit einem Ruck auf die Beine kam, die Arme so weit ausgestreckt wie möglich. Sie wirkte dabei wie ein entsetztes Gespenst, wahrscheinlich konnte sie es nicht verkraften, was da mit IHM passierte.
    Und dann rannte sie vor.
    Es hatte einfach keinen Sinn, sie zu warnen. Sie wollte es nicht anders, sie mußte ihren Astralleib retten, auch wenn sie selbst dabei das Leben verlor.
    Ich ließ sie laufen.
    Sie hetzte mit langen Schritten über die Grenze, die die
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