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0870 - Tabitas Trauerhalle

0870 - Tabitas Trauerhalle

Titel: 0870 - Tabitas Trauerhalle
Autoren: Jason Dark
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Bösartigkeit. Jemand, der meinen Tod wollte.
    Ich zog meine Waffe nicht. Eine Kugel wäre immer schneller gewesen, ich brauchte diese Person jedoch noch.
    Sie knurrte, sie sprach, aber nicht mit mir, sondern mit sich selbst. Sie redete stets in der dritten Person und meinte damit einen ungewöhnlichen und seltsamen ER.
    Ich ging auf sie zu.
    Leicht geblendet durch den flackernden Kerzenschein, der so typisch für diese untypische Trauerhalle war. Rechts von mir ballte sich die Finsternis zusammen, aber auch dort tat sich etwas. Da glaubte ich, eine Bewegung wahrzunehmen, ich hörte dann auch schreckliche Geräusche, die wenig Menschliches an sich hatten, aber es gelang mir nicht, mich darum zu kümmern, denn Tabita startete einen zweiten Versuch.
    Sie sprang auf mich zu, um mich endgültig aufzuschlitzen!
    ***
    Jane lag auf dem Boden!
    Sie blieb einfach liegen, sie wollte sich nicht rühren, sie wollte abwarten, denn sie erinnerte sich daran, daß Tabita den Raum hinter dem Vorhang verlassen hatte.
    Jetzt war sie allein, und sie lag auf der anderen Seite des hauchdünnen Netzes.
    War sie tatsächlich allein?
    Jane Collins zählte zu den Menschen, die einen Schock oder eine Überraschung ziemlich schnell überwanden, und auch hier war sie nicht im Stich gelassen worden. Sie fing an, nachzudenken, und sie konnte sich vorstellen, nicht allein zu sein.
    Nein, da gab es noch jemand.
    Dieser Jemand hatte keinen Namen, zumindest hatte Tabita ihn nicht gesagt, sondern stets in der dritten Person von ihm gesprochen. Sie hatte ihn nur mit ER bezeichnet.
    Und ER lebte oder lauerte in dieser Welt.
    Jane fehlte noch immer das Vorstellungsvermögen, um zu sagen, wer dieser ER nun war.
    Kein Ghoul, kein Teufel, wie auch immer. ER mußte etwas Besonderes sein.
    Jane richtete sich auf.
    Alles klappte wie immer. Sie konnte sich hinsetzen und stand wenig später auf den eigenen Beinen.
    Wenn sie den rechten Arm ausstreckte und die Finger langmachte, dann strichen die Spitzen über die dünnen Fäden des Netzes hinweg, und sie spürte wieder die Vibrationen des Materials, die sich auch auf ihren Körper ausweiteten und dort einen leichten Schauer hinterließen.
    Jane versuchte es mit einem Druck.
    Das Netz bewegte sich und beulte sich dabei nach außen, aber es klebte am Boden, und so erhielt Jane die Chance, diese Seite der verfluchten Scheune zu verlassen.
    Sie sah das Licht der Kerzen nur wenige Armlängen von sich entfernt. Jede Flamme lachte sie höhnisch an und machte ihr klar, wie bescheiden doch ihre Möglichkeiten waren.
    Jane hatte sich schon oft in einer schlechten Lage befunden. Die Gefangenschaft war ihr nicht neu, aber so etwas wie hier hatte sie noch nie erlebt. Da war dieses Netz wie eine feingesponnene Mauer, die so dünn und fragil aussah, tatsächlich aber stark wie Beton war.
    Die Detektivin gab nicht auf. Sie schritt an der Breite des Netzes entlang, sie drückte immer wieder ihre Handflächen dagegen und spürte bei jeder Berührung das leichte Kribbeln auf der Haut, das Stromschlägen glich. Keine Chance.
    Sie wich zurück.
    Im selben Augenblick erkannte sie, daß sie nicht mehr allein war in diesem Teil der Scheune. Etwas befand sich in ihrer Nähe, das sie noch nicht zu Gesicht bekommen hatte, weil es sich hinter ihr aufgebaut hatte. Es war aus dem Finstern hervorgekrochen wie ein Botschafter des Bösen, und Janes Schultern spannten sich. Das Kribbeln rann an ihrem Kopf hoch, erreichte die Haare, und sie wußte, daß sie sich jetzt umdrehen mußte.
    Sie wollte das Etwas nicht im Rücken haben, sie mußte dem Bösen direkt ins Auge sehen, falls es so etwas bei dieser Gestalt überhaupt gab. Jane drehte sich um.
    Der erste Kontakt!
    Nein!
    Jane glaubte, das Wort geschrieen zu haben. Tatsächlich war sie still geblieben, denn dieser Schrei war nur in ihrem Innern aufgeklungen. Das konnte und durfte nicht wahr sein. Sie hatte sich geirrt, bestimmt getäuscht, so etwas gab es nicht.
    Sie sah IHN!
    Aber ER war eine Frau.
    ER war Tabita!
    ***
    Jane sagte nichts. Sie hätte auch kein einziges Wort hervorbringen können, denn dieser Anblick hatte ihr den Hals zugeschnürt. Da waren die Stimmbänder zu einem Paket zusammengeschnürt worden. Es fiel ihr sogar schwer, Luft zu holen, aber sie blieb in diesen Augenblicken gelassen und drehte nicht durch.
    ER war Tabita!
    Damit mußte sie fertig werden. Dieses düstere Etwas, das sich aus der noch schwärzeren Dunkelheit hervorschälte, sah so aus wie die Frau mit dem
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