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0870 - Tabitas Trauerhalle

0870 - Tabitas Trauerhalle

Titel: 0870 - Tabitas Trauerhalle
Autoren: Jason Dark
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waren stets ausverkauft.
    Mitternacht war vorbei.
    Wayne schaute auf die Uhr. Die letzte Vorstellung würde bald beendet sein.
    Langsam schlenderte er weiter durch den Nebel. Erste Lichter wischten über seine Gestalt. Aus der offenen Tür eines China-Lokals hörte er das Lachen der Gäste, und Wayne dachte daran, daß er wieder mal chinesisch essen konnte. Die Reihe der geparkten Wagen an den Straßenrändern wurde dichter. Es gab zwar Verbote, aber darum kümmerten sich die Parker nicht. Sie mußten immer mit ihren Autos so dicht wie möglich an das zu erreichende Ziel heranfahren. Wayne hatte seinen kleinen Corsa weiter zurück abgestellt, wo er nicht im Parkverbot stand.
    Neben einem dieser modern gewordenen Geländewagen glaubte er, eine Bewegung zu erkennen.
    Augenblicklich keimte das alte berufliche Mißtrauen wieder hoch, und Wayne blieb stehen.
    Er konzentrierte sich auf das Fahrzeug. Erfolgte die Bewegung erneut, oder hatte er sich getäuscht?
    War es nur ein Dunststreifen, der zur Seite getrieben war?
    Wayne verhielt sich still.
    Doch, da stand jemand!
    Er sah genau. Eine dunkle Gestalt, von der er nicht einmal zu sagen wußte, ob sie eine Frau oder ein Mann war. Sie stand einfach da und schaute wohl schräg über die Straße hinweg, wie er annahm.
    Und dort befand sich unter anderem das Kino, in dessen Nähe ein altes Motorrad parkte, als wäre es von seinem Besitzer vergessen worden.
    Ansprechen oder nicht?
    Wäre Wayne noch im Dienst gewesen, hätte er schon gewußt, was zu tun war. Aber er war nicht mehr im Dienst, es war alles vorbei, er lebte jetzt als Privatmann, und diese Tatsache mußte er sich immer wieder vor Augen halten.
    Deshalb ging er weiter. Diesmal lauter als normal. Er wollte herausfinden, ob sich die Gestalt rührte.
    Nein, das tat sie nicht. Wayne war beinahe ein wenig enttäuscht, daß sie überhaupt kein Interesse an den Trittgeräuschen gezeigt hatte. Unbeweglich stand sie neben dem hohen Heck des dunklen Fahrzeugs und schaute nach vorn.
    Er schlenderte an dem Wagen vorbei und wischte mit dem Taschentuch Feuchtigkeit aus dem Gesicht, wobei er nicht wußte, ob es Schweiß oder Regenwasser war.
    Dann änderte sich die Lage.
    Die letzte Vorstellung war beendet.
    Die ersten Gäste strömten aus dem Kino. Sie waren fröhlich, sie waren guter Dinge, der Streifen mußte einen lustigen Inhalt gehabt haben. Jim Wayne war stehengeblieben, um die Besucher zu beobachten.
    Da passierte es.
    Der ehemalige Polizist sah das Grauen. Er bekam mit, wie die Maschine explodierte, wie das Feuer da war, wie brennendes Benzin als Regen durch die Luft flog und sich über die Fahrgäste ergoß. Er hörte all die schrecklichen Geräusche, die Schreie, das Stöhnen, und er wunderte sich darüber, daß er nicht mehr stand, sondern auf dem Boden lag und gleichzeitig etwas Nasses, Klebriges über seine Stirn in Richtung Augen floß. Es war sein eigenes Blut, aber darüber dachte er nicht weiter nach. Er hatte sich auf den Bauch gewälzt, schaute über den Boden hinweg nach vorn und kam sich dabei vor wie der Kameramann einer dieser bösen Reality-Shows, durch die Grauen und Schrecken in die Wohnzimmer der Menschen transportiert wurden.
    Wayne bekam den Schrecken hautnah präsentiert. Er sah alles, er schaute zu, er wollte es eigentlich nicht, aber er steckte unter einem Zwang, nicht wegsehen zu können und wurde zum Zeugen des Entsetzens.
    Sein Gehirn wollte nicht wahrhaben und einsortieren, was er da zu sehen bekam, aber das Grauen war echt. Der Film war auf der Leinwand gelaufen, die Realität aber…
    Eine schwarzgekleidete Gestalt huschte quer über die Straße. Wenn ihn nicht alles täuschte, mußte es die Person gewesen sein, die er an dem Geländewagen entdeckt hatte. Nun sah er, daß es eine Frau war, die auf die Insel des Schreckens und des Todes inmitten der Nacht zulief, als wollte sie helfen.
    Nein, sie half nicht - oder doch?
    Sie hatte sich gebückt und faßte eine der leblosen Gestalten unter. Es war eine Frau, die sie hochhievte, sich mit ihr drehte und weglief. Noch loderten die Flammen, und der ehemalige Polizist konnte sehen, daß sie eine Tote geholt hatte.
    Ja, die junge Frau war tot. Er kannte sich da aus, er hatte Routine in derartig makabren Dingen.
    Da stahl jemand eine Leiche!
    Dieser Gedanke bohrte sich in seinen Kopf. Er setzte sich in Waynes Gehirn fest, er war wie eine Kralle, die ihn nicht loslassen wollte, und er fragte sich schon jetzt, wie jemand nur so etwas tun konnte? Eine
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