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087 - Das Daemonenauge

087 - Das Daemonenauge

Titel: 087 - Das Daemonenauge
Autoren: Neal Davenport
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nicht erklären, was es war. Er gab ihr als Zeichen seiner Zuneigung ein Pfand, das er später wiederhaben wollte. Doch sie verweigerte es ihm. Er brachte sie auf die Teufelsinsel und lähmte ihren Körper. Sie konnte sich nur bewegen, wenn er sie aus der Erstarrung erweckte. Hunter hatte das Mädchen befreit, und ihnen war die Flucht gelungen. Doch sosehr er auch Vali bedrängt hatte, bis jetzt hatte sie sich geweigert, ihm zu sagen, wo sich das Pfand Asmodis befand. Er wußte nicht einmal, welches Pfand Vali in der Hand hatte.
    Einer der Eingeborenen, den Parker verpflichtet hatte, kam ihnen entgegen. Hunter versuchte, sich an den Namen des Burschen zu erinnern. Schließlich fiel er ihm ein.
    „Dembu“, sagte er. „ist jemand ernsthaft verletzt worden?“
    Dembu schüttelte den Kopf.
    „Ich erkannte den Zombie“, sagte er leise. „Es war Edoux, der vor einigen Tagen starb. Seine Leiche wurde gestern geraubt.“
    Dembus Englisch war überraschend gut.
    „Glaubst du an Voodoo?“ fragte Hunter.
    Dembu nickte eifrig.
    „Ja, Sir“, sagte er.
    Hunter wußte über Voodoo Bescheid. Er hatte einige Berichte von Forschern gelesen, die behauptet hatten, daß es tatsächlich gelungen sei, Tote zum Leben zu erwecken. Hunter hatte diese Berichte skeptisch aufgenommen, da er dem primitiven Zauber nicht diese Fähigkeiten zutraute, aber es war durchaus denkbar, daß irgendein Mitglied der Schwarzen Familie, das über gewaltige magische Kräfte verfügte, dahintersteckte.
    „Ich glaube, ich weiß, wer Edoux in einen Zombie verwandelte“, sagte Dembu fast unhörbar.
    „Wer, Dembu?“
    Dembu blickte sich rasch um, dann beugte er sich zu Hunter vor.
    „Loa Marassa“, sagte er leise. „Er ist der mächtigste Papaloi der Insel. Er verfügt über unglaubliche Kräfte. Er vollbringt Wunder, und viele Leute beten ihn als neuen Gott an. Ich will Ihnen helfen, Sir.“
    Hunters Mißtrauen erwachte. „Du willst uns helfen?“
    „Ja“, sagte Dembu eifrig. „Ich werde Ihnen erklären, weshalb ich Ihnen helfen will. Es ist wegen der Loa Valiora.“
    Hunter runzelte die Stirn. Er wußte, was Loa bedeutete. Es hieß Heilige oder Heiliger.
    „In meiner Familie verehren wir besonders die Loa Valiora“, erzählte Dembu weiter. „Wir haben ein Bild von ihr zu Hause. Und das Mädchen, das bei Ihnen ist, Mr. Hunter, sieht wie ihre Zwillingsschwester aus. Und auch sie heißt Valiora.“
    Hunter nickte nachdenklich. Vali war vor mehr als zweihundert Jahren von Haiti verschwunden. Möglicherweise wurde sie seit ihrem Verschwinden unter den Einwohnern als Heilige verehrt.
    „Hier sind Sie nicht mehr sicher, Mr. Hunter“, sagte Dembu. „Sie müssen fort von hier.“
    Jeff Parker schüttelte unentwegt den Kopf. Das Gespräch zwischen Hunter und Dembu kam ihm unwirklich vor. Bis jetzt war Voodoo nichts anderes als eine Touristenattraktion für ihn gewesen. Daß mehr dahinterstecken konnte, hatte er nicht geglaubt.
    „Und wo sollen wir deiner Meinung nach hingehen, Dembu?“ fragte Hunter.
    „In mein Dorf“, sagte Dembu.
    „Warum sind wir hier nicht sicher?“ schaltete sich Parker ein.
    „Der Loa Marassa könnte jederzeit wieder einen Toten erwecken“, raunte Dembu.
    „Der kann uns aber auch in deinem Dorf aufspüren“, brummte Parker.
    „Ich werde mir deinen Vorschlag überlegen“, sagte Hunter. „Ich werde mit Vali darüber sprechen.“ Dembu verbeugte sich.
    „Schafft die Leiche fort!“ sagte Parker, und Dembu nickte.
    Sie traten ins Haus. Vali saß im Wohnzimmer. Sie wandte ihnen den Rücken zu.
    „Laß uns allein, Jeff“, bat Hunter.
    Parker wollte eine unwillige Antwort geben, überlegte es sich aber, hob die Schultern und verzog angewidert das Gesicht. Er ärgerte sich, daß er sich von Hunter hatte überreden lassen, nach Haiti zu fahren. Wütend verließ er das Zimmer und schlug die Tür krachend zu.
    Vali wandte den Kopf herum. Das Mädchen kam Hunter verändert vor. Seit ihrer Ankunft auf Haiti war sie schweigsam gewesen. Sie schien völlig abwesend zu sein. Als sie das Flugzeug verlassen hatte, war sie für wenige Minuten fröhlich wie ein kleines Mädchen gewesen, doch als sie Port-au-Prince erreichten, legte sich ihre Freude. Mit großen Augen registrierte sie die Veränderungen. Vor zweihundert Jahren war die Stadt noch ein winziges Dorf gewesen.
    Hunter setzte sich neben sie. Sie trug ein dunkelrotes Kleid, das ihr Haar und die dunklen Augen wunderbar zur Geltung brachte. Die Hände hatte sie im Schoß
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