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0869 - Leichengift

0869 - Leichengift

Titel: 0869 - Leichengift
Autoren: Jason Dark
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und schraubte sich in die Höhe.
    Uns stockte der Atem!
    ***
    Der Sarg!
    So grauenhaft und endgültig. Kein Zurück aus der Totenkiste, umgeben von den Schatten des allmählich näher rückendes Jenseits. Und - trotzdem nicht tot sein. Ein fürchterlicher Alptraum - lebendig begraben.
    Jim Little schluckte. Oder schluckte er nicht? Er wußte es nicht genau. Es war ihm alles so fremd geworden. Jede Bewegung seines Körpers, sei es nun außen oder innen, wollte nicht so recht passen.
    Ein dummer Vergleich schoß ihm durch den Kopf. Er kam sich vor wie in einem Pool. Nur war dieser nicht mit Wasser gefüllt, sondern mit Schweiß, mit seinem eigenen Schweiß, der allmählich verdunstete und wie eine Gasschicht über ihm lag.
    Hinzu kam der Gestank.
    Er konnte sich nicht daran erinnern, ihn außerhalb seiner jetzigen Existenz schon einmal gerochen zu haben. Er war einfach widerlich, und er war auch nicht zu identifizieren. Es war ein Geruch, der irgendwo aufstieg. Es stank nach Gewürzen, nach Leichen und gleichzeitig nach Tod.
    Er roch es, ohne daß er tiefer einatmete. Es war einfach grauenhaft. Es gab keinen Ausweg. Der Gestank hüllte ihn ein.
    Little würgte.
    Die Geräusche klangen schlimm. Er kam hier nicht weg, und er wußte zugleich, daß etwas mit ihm passiert war. Etwas Schreckliches. Er hätte tot sein müssen, aber er war es nicht. Genau darin lag sein Problem.
    Warum bin ich nicht tot?
    Die Frage hämmerte in seinem Kopf. Es gelang ihm nicht, eine Antwort zu finden, aber etwas war völlig anders gelaufen als normal.
    Wieder saugte Little die Luft ein. Wieder spürte er sie wie eine Flüssigkeit in seinen Mund und anschließend im Rachen. Es war schrecklich für ihn. Noch schlimmer war, daß er sich auch äußerlich verändert hatte.
    Er konnte nicht genau sagen, was da passiert war. Es hatte mit seinem Gesicht zu tun, nebenbei auch mit seinem Hals, denn dort verspürte er einen seltsamen Druck, als läge da etwas, das überhaupt nicht dorthin gehörte. Er wartete.
    Die Zeit gab es für ihn nicht mehr. Sie war ein relativer Begriff. Sie war längst vergangen, sie hatte sich verkrochen, sie war abgetaucht, zusammen mit seinem Geist.
    Was war schon Zeit?
    Er saugte die Luft ein.
    Wieder spürte er den Geschmack. Er ekelte sich davor. Little wußte, daß dieser Gestank nicht allein im Innern des Sargs gelegen hatte. Er mußte einen anderen Grund haben, und der Mann im Sarg ahnte, daß er der Grund war.
    Warum sterbe ich nicht? Die Gedanken wollten ihn nicht loslassen. Sie hämmerten durch seinen Kopf. Immer und immer wieder. Warum kann ich nicht sterben? Ich liege schon lange in dieser verdammten Totenkiste. Ich hätte längst tot sein müssen, aber ich lebe. Ich kann atmen, ich kann sogar denken, ich kann…
    Er wälzte sich in seinem engen Gefängnis auf die Seite. In seinem Kopf spielten die Gedanken verrückt. Die Hände hatte er gegen die Seitenwand des Sargs gepreßt, seine Finger glitten über das Material. Nägel brachen ab, es war ihm egal. Er drehte sich wieder um, getrieben von einem inneren Motor, den er selbst nicht begriff.
    Wieder »hob« er die Arme.
    Es war kein richtiges Heben. Er stemmte sie nur ein wenig hoch und preßte die Handflächen gegen den Deckel. Der wiederholte Versuch einer Befreiung, und Little schaffte es, noch einmal seine gesamten Kräfte zu sammeln.
    Es klappte!
    Der Deckel bewegte sich!
    Wäre Little kräftig genug gewesen, so hätte er einen lauten Schrei ausgestoßen. Statt dessen genoß er seinen Triumph im stillen, gleichzeitig wollte er die Hoffnung nicht zu hoch schrauben. Möglicherweise hatte er sich dieses Geräusch auch nur eingebildet. Er konnte sich durchaus geirrt haben, alles war möglich, alles…
    Er machte weiter.
    Noch mal drücken.
    Er hörte sich keuchen. Er setzte viel von seiner Kraft ein, und er schaffte es auch, daß sich der Deckel bewegte.
    Jim Little spürte genau, wie etwas von der anderen Luft durch den Spalt in den Sarg eindrang. Diese Luft bedeutete für ihn Leben, ein neues Leben, denn mit dem alten hatte er längst abgeschlossen.
    Der Deckel bewegte sich weiter.
    Höher, noch höher.
    Little konnte einen Arm anwinkeln und den Ellbogen auf den Rand des Unterteils stellen. Mit der Hand hielt er dann den Deckel fest.
    Der Spalt war da, und er blieb!
    Das Keuchen aus dem Sarg hörte sich an, als hätte ein Tier geknurrt. Aber es war ein Mensch, der wieder versuchte, zu einem normalen Menschen zu werden und jetzt auch davon überzeugt war, es zu
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