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0869 - Leichengift

0869 - Leichengift

Titel: 0869 - Leichengift
Autoren: Jason Dark
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Glaskörpern warteten wir auf den Mann. Bevor wir ihn richtig sahen, hörten wir sein Keuchen. Wegen der Hitze hatte er auf die Mütze und die Uniformjacke verzichtet. Die Ärmel seines Hemdes hatte er aufgekrempelt.
    »Endlich!« keuchte er und blieb stehen. Er war lange gelaufen, das hörten und rochen wir auch, denn der Schweißgeruch drang uns entgegen. Er beugte sich vor, kam dann wieder hoch und strich sein dunkles Haar zurück. Er wischte auch über sein Gesicht, in dem die dunklen Augenbrauen besonders auffielen. Sie erinnerten an zwei schwarze Balken.
    Der Mann war ziemlich klein, aber kräftig. In seinem Gesicht malte sich die Furcht ab, obwohl er uns jetzt getroffen und den Plan erfüllte hatte.
    »Beruhigen Sie sich erst mal, Mister…«
    »Rapp. Ich heiße Simon Rapp.«
    »Okay, Mr. Rapp.« Ich stellte erst Suko, dann mich vor, und natürlich wollten wir wissen, was vorgefallen war und ob sich der geschilderte Status noch erhalten hatte.
    »Der ja…«
    »Aber?« fragte Suko.
    »Ich kann Ihnen beim besten Willen nicht sagen, was da genau passiert ist. Jedenfalls ist dieser Unhold im Zug und hat eine Frau umgebracht. Er hat sich mit der Toten am Fenster gezeigt.«
    »Wie konnten Sie das in dieser Dunkelheit so genau erkennen?« erkundigte sich Suko.
    »Gute Frage, wirklich. Dieses Killer-Monster hat im hellen Abteil gestanden, deshalb malten er und die Frau sich so gut hinter dem Fenster ab.«
    »Und weiter?«
    »Nichts weiter, Inspektor. Sie glauben gar nicht, wie schlecht es mir ging, als ich die beiden sah. Ich habe natürlich sofort die Polizei alarmiert und auch eine genaue Beschreibung geben können. Man hat mir dann versprochen, daß wohl zwei Spezialisten geschickt werden würden.« Er nickte uns zu.
    »Man hat sich an das Versprechen gehalten.«
    »Klar«, sagte ich. »Nur möchte ich noch wissen, wo wir den Wagen finden.«
    »Kommen Sie mit.«
    Er hatte sich schon halb umgedreht, als er Sukos Frage hörte. »Und die beiden sind noch da? Davon können wir ausgehen?«
    »Ich habe niemand weglaufen sehen.«
    »Gut.«
    Er ging vor, war aber mißtrauisch, denn er drehte sich einige Male um, weil er wissen wollte, ob wir ihm auch folgten. Wir grinsten im jedesmal zu, und er grinste zurück.
    Nun erreichten wir das Gleis, auf dem der besagte Zug abgestellt war.
    Ich hatte Simon Rapp eingeholt. Sein Keuchen begleitete unsere Schrittgeräusche. »Wie viele Wagen sind es denn?«
    »Acht nur.«
    »Und wo stecken die beiden?«
    »Im letzten Wagen habe ich sie gesehen. Aber es kann natürlich sein, daß sie nach vorn gegangen sind.«
    »Ahnen sie etwas?«
    »Möglich ist alles. Wenn Sie dieses Monstrum gesehen hätten, Mr. Sinclair, dann wäre Ihnen, Himmel, ich weiß es auch nicht.«
    »Sah er so schlimm aus?«
    »Er? Ha, nein, das ist ein ES. Das ist ein Monster. Zwar mit menschlicher Gestalt, aber mit einem Kopf, der einfach schrecklich aussah. Als hätte jemand Säure über seinen Schädel gekippt. Haare und Haut waren verätzt. Die Tote, Sir, die hielt er im Arm wie eine Puppe.« Rapp machte die Bewegung nach, indem er den rechten Arm abspreizte und ihn zu einem Halbkreis drehte.
    »Sie kannten die Frau?«
    »Natürlich. Sie hat schon seit Jahren in der Kolonne gearbeitet, die nur Nachtschicht macht. Sie stammte aus Algerien, war sehr nett und immer zu einem kleinen Spaß bereit. Aber jetzt…« Er schüttelte sich und preßte dann die Lippen zusammen.
    Wir waren unserem Ziel relativ nahe gekommen, und ich hielt es bereits im Auge. Es schimmerte kein Lichtstreifen durch die Scheibe nach draußen. Es war auch kein Geräusch zu hören. Der abgestellte Zug stand eingepackt in der Stille.
    »Ich gehe aber nicht hinein«, wisperte Rapp.
    »Keine Sorge, das brauchen Sie auch nicht«, beruhigte ich ihn und schob mich zusammen mit Suko so nahe an den Wagen heran, bis wir die hintere Tür greifen konnten.
    Rapp ließ uns nicht gehen. Er hielt uns fest. »Hören Sie, ich möchte noch einmal betonen, daß es kein Witz ist, was ich da gesehen habe. Halten Sie mich nicht für einen Spinner!« Er fauchte uns seinen Atem entgegen. »Das ist furchtbar, so etwas habe ich bisher nur in miesen Gruselfilmen gesehen.«
    »Der Wagen ist jetzt dunkel« sagte Suko.
    »Klar, er hat das Licht gelöscht oder die Lampen zerschlagen. So einem traue ich einfach alles zu. Der ist… der ist… furchtbar. Der kommt überhaupt nicht von dieser Welt.«
    »Wir werden es sehen.«
    »Ich gehe nicht mit!« wiederholte Simon Rapp noch
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