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0869 - Leichengift

0869 - Leichengift

Titel: 0869 - Leichengift
Autoren: Jason Dark
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hoch.
    Dort blieb er stehen.
    Er fand eine Tür. Sie ließ sich leichter aufdrücken. Jenseits der Schwelle erreichte er einen hallenartigen Raum, in dem sich die Kühle ausgebreitet hatte.
    Sie war da wie klebrige Schatten. Sie umgab und umhüllte ihn. Er konnte sie riechen, der konnte sie schmecken, er konnte sie tasten, und er stolperte weiter.
    Licht?
    Nein, es war kein Licht, das von den Seiten her in die Halle eindrang. Etwas anderes drückte von außen her gegen die Scheiben, das nicht so blieb und heller wurde.
    Morgendämmerung…
    Ein neuer Tag stand bevor. Einer, der Leben brachte, auch für ihn, Jim Little.
    Der Mann blieb in dem hallenartigen Raum stehen und wartete. Noch lagen die Schatten zu dicht, um sich gut orientieren zu können. So groß der Raum auch sein mochte, die Einrichtung stand in einem krassen Gegensatz zu dieser Größe. Sie war spärlich und praktisch so gut wie gar nicht vorhanden.
    Aber etwas hing an der linken Seite, direkt an der Wand. Von Littles Position sah es aus wie ein rechteckiger Wasserfleck, der durch eine starke Kälte zu Eis geworden war. Was oder wen dieser Gegenstand darstellen sollte, wußte Little nicht genau zu sagen. Er spürte nur, daß er von ihm angezogen wurde.
    Nur dieser eine flache Gegenstand interessierte ihn. Nicht mehr und nicht weniger.
    Er ging hin.
    Schleppend bewegt er seine Beine. Die Füße schleiften über den Boden. Die Geräusche hörten sich an, als wäre jemand dabei, die Steinfliesen zu wischen.
    Nach links drehte er sich, nur nach links, denn dort befand sich die Wand mit dem Spiegel.
    Da mußte er hin.
    Spiegel? Es zuckte durch seinen Kopf. Auf einmal wußte er, was da an der Wand hing. Es war ein Spiegel, und der stand mit ihm in einem unmittelbaren Zusammenhang.
    Draußen veränderte sich die Welt. Nicht mehr die graue Morgendämmerung drückte als Masse gegen die Scheiben, sie war anders geworden, denn das erste Licht hatte sie durchdrungen.
    Keine Sonnenstrahlen, die wie lange Speerspitzen das Grau durchbrachen, in dieser Finsternis gab es ein kompakteres Licht, das sich nach allen Seiten hin ausbreitete und für eine Veränderung der Welt vor den Fenstern sorgte.
    Auch die Spiegelfläche erhellte sich. Sie hatte einen blassen Schein angenommen, als wäre sie gierig dabei, das Licht einzufangen und es auch zu sammeln.
    Jim Little ging hin.
    Aber er bewegte sich nicht normal.
    Er holte bei jedem Schritt aus, als läge vor seinen Füßen ein Ball, den er zuerst wegkicken mußte, um freie Bahn zu haben.
    Je mehr er sich dem Spiegel näherte, um so stärker wurde auch die Veränderung bei ihm selbst. Er spürte leichte Schmerzen, ein Reißen in der Haut, als peinigten ihn kleine Pinzetten.
    Irgend etwas stimmte mit seinem Gesicht nicht. Zugleich spürte er auch wieder den fremden Druck um seinen Hals, aber er faßte nicht hin, weil er nicht wissen wollte, was dort hing.
    Der, Spiegel rückte näher und näher. Ein genau abgezirkeltes Viereck, sehr deutlich zu erkennen, wobei die Fläche von einem schmalen Rahmen umgeben war.
    Er sah sich.
    Oder war er nicht diese Gestalt, die auf so krummen Wegen und mit leicht torkelnden Bewegungen auf den Spiegel zuging? Beinahe kam er sich wie ein Fremder vor, aber dieses Fremde veränderte sich, je mehr er sich der Fläche näherte.
    Er sah sich selbst.
    Das bin ich, das muß ich sein, es gibt keine andere Möglichkeit. Der Spiegel irrt nie.
    Noch näher trat er heran. Er sah sich.
    Und dann brüllte er tierisch auf!
    ***
    Bis zum Hals war er ein Mensch - und dann?
    Es begann ein zerstörtes, zerfressenes, grauenvolles Etwas, das den Namen Gesicht nicht verdiente.
    Und doch war das Gesicht vorhanden, wie ich im Licht des dünnen Lampenstrahls sehr deutlich erkennen konnte. Aber an diesem Gesicht war »gearbeitet« worden, mit ihm war etwas geschehen, es schien mit Säure behandelt worden zu sein. Haut war nur mehr in Fragmenten vorhanden, und auch die Lippen sahen aus, als wären sie an bestimmten Stellen ausgekratzt worden.
    Simon Rapp hatte sich nicht geirrt. In diesem Wagen hielt sich tatsächlich ein Monster versteckt.
    Ich schaute es an, Suko starrte ebenfalls gegen diese Gestalt, und zumindest mir klopfte das Herz hoch bis zum Hals.
    Ich wollte es nicht als eine bohrende Angst einstufen, aber ich kam damit auch nicht zurecht. Normalerweise hätte dieser Mensch nicht mehr leben können, aber er lebte, und er funkelte uns aus blassen Augen an, über denen keine Brauen mehr lagen, weil sie einfach
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