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0865 - Aus Tinte geboren

0865 - Aus Tinte geboren

Titel: 0865 - Aus Tinte geboren
Autoren: W.K. Giesa
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nicht der Killer des Tintenwesens sein!«
    »Durch einen Tintenkiller oder -fresser«, sagte Nicole. »Als ich in die Schule ging, benutzten wir sogar Messer, um Kleckse zu eliminieren.«
    Rhett blickte sie entsetzt an. Nicole störte das nicht. Sie hatte Mühe, die schwere, quietschende Tür zu öffnen, was ihr nur unter Einsatz aller Kräfte gelang.
    Ein Schwall abgestandener Luft kam ihnen entgegen, noch bevor die Tür richtig geöffnet war. Der Geruch nach Moder überdeckte sofort alles andere.
    »Puh! Willkommen in den Katakomben«, murmelte sie in spöttischem Tonfall und schnüffelte mehrmals. Sie aktivierte die Taschenlampe. Der Lichtkegel durchschnitt die Düsternis auf der anderen Seite. Er war das einzig Reale in diesem fremden Teil des Châteaus.
    Rhett aktivierte seine Lampe. Nun waren es zwei Lichtstrahlen, die etwas Helligkeit brachten.
    Nicole zog die in den Scharnieren quietschende Tür von innen zu. Auch dazu benötigte sie ihre ganze Kraft. Der Modergeruch machte ihr mehr aus, als sie gedacht hatte.
    Schlagartig wurde es kalt.
    Nun waren sie auf sich angewiesen.
    »Dort entlang.« Nicole deutete mit dem Lichtstrahl in die gewünschte Richtung.
    Langsam setzten sie sich in Bewegung.
    ***
    Stygia war dem Polizeiwagen gefolgt. Niemand sah die durch die Luft gleitende Teufelin, die sich nicht einmal an dem Fahrzeug orientieren musste. Wo Château Montagne sich befand, wusste sie nur zu gut.
    Nach einer Weile erreichten sie das Bauwerk, das seit fast einem Jahrtausend hier aufragte und im Lauf der Jahrhunderte oftmals umgebaut worden war. Aber die Grundarchitektur des Leonardo deMontagne war auch heute noch zu erkennen. Es war eine Mischung aus mittelalterlicher Trutzburg und modernem Loireschloss.
    Noch vor der Burgmauer endete für Stygia der Weg. Während der Polizeiwagen durch das Tor rollte, musste sie außerhalb warten. Der weißmagische Abwehrschirm, der sich wie eine Glocke über dem Château wölbte, würde sie recht schmerzhaft zurückschleudern.
    Sie hockte sich in einiger Entfernung in den Schatten eines Baumes, um dort abzuwarten, was geschah. Wenn sie Glück hatte, lockte der Graue Zamorra irgendwie aus dem Château und aus der geschützten Zone heraus, sodass sie ihn sich krallen und töten konnte.
    Den beiden Menschen einen Mordbefehl einzubrennen, hatte sie vorsichtshalber unterlassen. Sie wollte Zamorra mit eigener Hand töten und dann seinen Kadaver Lucifuge Rofocale vor die Füße werfen. Dafür lohnte es sich zu warten.
    Wenn der Graue Zamorra allerdings nicht nach draußen locken konnte, musste sie sich etwas anderes einfallen lassen.
    Aber das hatte noch Zeit.
    ***
    Dunkelheit war allgegenwärtig, aber das störte ihn nicht. Er nahm seine Umgebung mit anderen Sinnen wahr und konnte selbst dann sehen, wenn seinem Blickfeld alles Licht entzogen wurde.
    Er hielt es schließlich genauso, wenn er seine Gegner beeinflussen wollte.
    Der Modergestank machte ihm nichts aus, ebenso wenig wie die hier vorherrschende Kälte.
    Er war auf der Suche nach einem geeigneten Ruheplatz, von wo aus er die nächsten Unternehmungen vorbereiten konnte.
    In den Gedanken von William und Ciaire hatte er diesen Ort gefunden. Beide dachten unisono daran, in welche Räume sie sich im Schloss nie hingetrauen würden.
    Die Antwort war bei beiden gleich: Hier unten in diesen Teil der Kellergewölbe von Château Montagne.
    Angeblich sollte es hier Ungeheuer geben, die keines Menschen Auge je erblickt hatten. Der Tintendämon hielt das für dummes Gerede. Sollte wirklich jemand hier existieren, dann hätte man ihn sicher schon längst gefunden.
    Doch in den Räumen, die er bisher betreten hatte, befand sich niemand, von einigen Ratten und Kellerasseln einmal abgesehen.
    Aber mal sehen, wie es weiter hinten ist. Vielleicht finde ich ja noch jemand, dachte er halb spöttisch, halb voller Erwartung. Jeder Feind der Schlossbewohner war automatisch ein Verbündeter für ihn.
    In Gedanken versunken wollte er unter der nächsten Tür hindurchfließen, als er etwas bemerkte.
    Ein fast durchsichtiges, schemenhaftes Wesen saß in etwa einem Meter Höhe direkt vor der Tür mitten in der Luft. Der Tintendämon hatte mittlerweile so viel gelernt, um das Wesen als einen Mann zu erkennen.
    Der hatte die Beine hochgezogen und die Arme um die Knie geschlungen.
    Er blickte den Dämon traurig an. Normalerweise dürfte er ihn bei der vorherrschenden Dunkelheit gar nicht sehen.
    »Das würde ich an deiner Stelle nicht machen«, sagte
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