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0860 - Die Blutbank von Venedig

0860 - Die Blutbank von Venedig

Titel: 0860 - Die Blutbank von Venedig
Autoren: Earl Warren
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Blutbank.
    ***
    Hinter dem Schalter saß - ein Skelett!
    Marietta schrie gellend auf und schlug die Hand vor den Mund. Sie wäre umgefallen vor Schreck, wenn ihr Mann sie nicht festgehalten hätte.
    »Was soll das bedeuten?«, schrie Christoph das Skelett mit dem grünen Augenschirm und dem Ärmelschonern - ohne Ärmel - an. »Was für ein Institut ist das hier?«
    »Die Blutbank«, ertönte hohl eine Geisterstimme, die des Kassierers. Dass es ein Skelett war, hatten die beiden jungen Schweizer erst gesehen, als sie direkt vorm Schalter standen. »Wollen Sie einzahlen oder abheben? Haben Sie schon ein Konto bei uns?«
    Christoph starrte den Skelettkassierer an.
    »Was…? wie…?«, stammelte er, seine Frau in den Armen haltend.
    »Ob Sie ein Konto haben?«
    »N… nein. Nicht, dass ich wüsste. A… aber, meine Kreditkarten gelten bei jeder Bank.«
    »Kreditkarten?«, echote das Skelett, als ob es noch nie davon gehört hätte. »Was ist das? - Wenn Sie kein Konto haben, muss ich den Chef fragen.«
    Der schaurige Kassierer schlug mit der Skeletthand auf eine Glocke. Kurz darauf öffnete sich die Tür im Hintergrund. Ein krummer alter Mann in altertümlicher Kleidung erschien. Er hatte Altersflecken auf den Händen und auf seiner Glatze, um die spärliche Haarbüschel wuchsen.
    Grinsend trat er heran.
    »Mein Name ist Shylock [1] , habe die Ehre.« Seine Stimme hörte sich an wie das Rascheln von altem Pergament. Das junge Ehepaar verstand ihn, genau wie den Kassierer. Für sie war es, als ob er in ihrer Muttersprache zu ihnen spräche. »Sie wollen ein Konto eröffnen?«
    »Nicht unbedingt«, erwiderte Christoph und versuchte, seiner Stimme Festigkeit zu geben. »Was hat das alles hier zu bedeuten? Haben Sie uns mit der Gondel entführen lassen, Herr Shylock?«
    Auch der Name Shylock jagte Christoph und Marietta Angst ein. Sie kannten Shakespeares Drama. Von einem Shylock war nichts Gutes zu erwarten.
    »Ich, Sie entführen?«, fragte der Alte und rieb sich raschelnd die Hände. »Aber wo denken Sie denn hin. Sie sind zu mir in die Bank gekommen. Wollen Sie nun ein Konto eröffnen, oder wollen Sie nicht?«
    »Ja, in Dreiteufelsnamen, wenn wir dann wegkönnen«, entfuhr es Christoph Zuber. »Garantieren Sie uns dafür?«
    »Natürlich können Sie später wieder weg, sobald die Formalitäten erledigt sind. Aber zuerst müssen Sie einzahlen.«
    »Und was denn?«, fragte Christoph, dessen Frau kein Wort sagte. »In welcher Währung?«
    Shylock starrte ihn an. »Natürlich in Blut. Das steht doch über der Tür. Können Sie nicht lesen?«
    Das Ehepaar packte noch mehr das Grauen. Sie brachten kein Wort mehr hervor. Ein Wispern ertönte, raschelnde und scharrende Geräusche. Rot glühende Augen funkelten in der Dämmerung weit im Hintergrund.
    Dann kamen Gestalten hervor und umringten die beiden. Es waren ausgezehrte, dürre Gestalten. Sie hatten lange dünne Spinnenfinger, kahle Köpfe - auch die Frauen - und spitze Eckzähne.
    »Blut«, krächzten sie.
    Marietta schrie fürchterlich, als die Vampire sie packten.
    ***
    Am nächsten Morgen fehlton Christoph und Marietta Zuber im Hotel im Frühstücksraum. Zamorra und Nicole waren spät aufgestanden, nach einer speziellen Bettgymnastik. Gut gelaunt saßen sie am Frühstückstisch in dem prachtvollen Raum. Nicole hatte ihre Ängste des Vorabends vergessen. Strahlendes Sonnenlicht fiel durch die hohen Fenster herein.
    An den beiden Vortagen hatten Professor Zamorra und seine Lebensgefährtin jeweils mit den Zubers zusammen am Frühstückstisch gesessen oder diese bei der Gelegenheit zumindestens kurz gesehen. An diesem Morgen waren die zwei Gedecke gegenüber unberührt.
    »Die schlafen heute aber lange«, sagte Nicole. Ihre dunklen Ahnungen fielen ihr ein.
    »Bei Hochzeitsreisenden ist es nicht ungewöhnlich, dass sie erst spät aus dem Bett finden«, erwiderte Zamorra. »Auch bei solchen, die später die Flitterwochen nachholen - so wie wir.«
    Er und Nicole frühstückten mit gutem Appetit. Dennoch verspürten sie Unruhe, die sich nun wieder meldete. Dass sie am Vorabend die Zubers nicht getroffen hatten, hatte bei ihnen keine Bedenken erzeugt. Schließlich gab es in Venedig die Oper, Theater, Konzerte und Freilichtspiele, von denen man erst spät zurückkehrte, Ristorantes und anderes, was Abwechslung bot.
    Am Morgen nicht aufzutauchen oder mal das Frühstück ausfallen zu lassen, oder im Zimmer einzunehmen, war ebenfalls nichts Ungewöhnliches. Dennoch nahm sich Zamorra
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