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0860 - Die Blutbank von Venedig

0860 - Die Blutbank von Venedig

Titel: 0860 - Die Blutbank von Venedig
Autoren: Earl Warren
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ihnen ein paarmal begegnet, als du nicht mit dabei warst.«
    Der Professor und die Schöne erlebten zwar sehr viel zusammen, aber sie waren keine siamesischen Zwillinge.
    Das Trio näherte sich. Der Wortführer in der Mitte war ein dunkel gekleideter, finster blickender, bärtiger Mann mit einem silbernen Drudenfuß um den Hals. Eine Ausbuchtung unter seiner linken Achsel verriet Zamorra, dass er dort eine Schusswaffe trug. Vermutlich eine mit Silberkugeln geladene Beretta. Der Finsterling hatte breite Schultern, war über mittelgroß. Eine gezackte Narbe zog sich über seine linke Wange wie ein Blitz. Ein Dämon war er nicht, jedoch auch nichts Gutes.
    Einer seiner Begleiter war ein Hüne mit gewaltigen Händen und einem aknenarbigen Gesicht. Er hatte vorstehende Zähne und grinste, als ob er schwachsinnig sei. Zamorra wusste, dass er nur guttural sprechen konnte, er war nämlich an einem Wolfsrachen operiert worden, wovon man die Spuren heute noch sah.
    Bei dem anderen Gehilfen des Hexenjägers handelte es sich um einen Buckligen. Er kleidete sich elegant, im Gegensatz zu dem Hünen, dessen Klamotten aussahen wie aus dem Lumpensack gezogen.
    Der Bucklige hielt einen Stock in der Hand. Zamorra vermutete, dass es sich um einen Stockdegen handelte.
    »So sieht man sich wieder, Zamorra«, dröhnte der Bärtige mit der Narbe und setzte sich unaufgefordert an den Tisch der beiden Franzosen.
    Seine Gehilfen blieben stehen. Der Bärtige musterte die bildhübsche Nicole in ihrem eleganten Hosenanzug auf unverschämte Weise.
    »Sie müssen die Hexe sein, mit der dieser Scharlatan zusammenlebt. Ich habe von Ihnen gehört.«
    »Ich von Ihnen noch nicht, aber ich sehe, dass Sie ein Flegel sind«, wies Nicole ihn zurecht. Sie sprach wie Zamorra gut Italienisch und unterhielt sich in dieser Sprache mit dem Hexenjäger-Trio. »Wir haben Sie nicht an den Tisch gebeten, Signori. Gegrüßt haben Sie auch nicht. Wir legen auf Ihre Gesellschaft keinen Wert. Verlassen Sie unseren Tisch.«
    »Und wenn wir nicht gehen, Hexe?«
    »Dann gehen wir. Ich bin keine Hexe. Wofür ich Sie halte, möchte ich lieber nicht sagen. Flegel reicht da nicht aus.«
    Der bärtige Hexenjäger fasste über den Tisch und packte Nicoles Handgelenk. Er quetschte es. Sein Griff war wie eine Stahlzange.
    Da sprang Zamorra auf. Wortlos, akademische Argumentation war hier nicht gefragt, verpasste er dem Hexenjäger eine derartige Maulschelle, dass dieser vom Stuhl stürzte.
    Er griff unter die Jacke und zog seine Beretta, Kaliber neun Millimeter. Zamorra trat ihm gegen die Hand, dass sie wegflog.
    Der klobige Hüne griff an, doch Nicole schob ihm den Tisch entgegen und brachte ihn erst einmal zum Stehen. Der elegante Bucklige mit der teuren Boutiquenkleidung riss seinen Degen aus der Scheide. Doch mit einem Panthersprung war Zamorra bei der Beretta, ergriff sie und richtete sie auf die drei.
    »Das reicht!«, sagte Zamorra. An Nicoles Handgelenk waren rot die Druckstellen vom Griff des Hexenjägers zu sehen. »Ich kenne und verabscheue Sie, Pasquale D'Annocchio, der Sie sich Hexenjäger schimpfen, grausam und brutal sind, Unschuldige foltern und morden und sich bereichern. Sie sind ein Sadist übelster Sorte und haben sich die entsprechenden Gehilfen gesucht, Giancarlo und Luigi.«
    Der erstere war der Hüne, der zweite der Bucklige.
    »Wenn Sie je eine Hexe oder einen Vampir erwischten, wiegt das die Blutspur nicht auf, die Sie hinterließen und quer durch Europa und auch in den USA gezogen haben«, fuhr Zamorra fort. »Luigi, steck deinen Stockdegen in die Scheide, oder ich schieße dir ins Knie. Dann kannst du als Ausgleich zu deinem Buckel humpeln.«
    Normalerweise sprach Zamorra nicht derart abschätzig und machte sich nicht über Gebrechen lustig. Sein kalter Hohn galt nicht Luigis Gebrechen, sondern seinem Charakter. Der Hexenjägerknecht war ein solcher Schurke, dass er viele Jahre ins Zuchthaus gehört hätte, wenn nur die Hälfte von dem stimmte, was Zamorra über ihn gehört hatte.
    Luigi stieß den Degen in die Stockscheide zurück. Pasquale D'Annocchio stand auf. Auf seiner linken Wange, die rasch anschwoll, waren sämtliche fünf Finger Zamorras zu sehen.
    Den Hexenjäger freute das »Autogramm« nicht. Er rieb sich die Wange. In seinem Ohr summte es wie ein Bienenschwarm.
    »Dafür wirst du mir bezahlen, Zamorra«, zischte er hasserfüllt. »Und deine Hexe auch. Ich rieche es, dass sie eine Hexe ist, ob der Weißen oder der Schwarzen Magie ist mir
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