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0860 - Die Blutbank von Venedig

0860 - Die Blutbank von Venedig

Titel: 0860 - Die Blutbank von Venedig
Autoren: Earl Warren
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normales Paar wären. Es ist sozusagen eine nachgeholte Hochzeitsreise für uns.«
    Zamorra schaute sie zärtlich an. Auf Nicole konnte er sich in jeder Lebenslage verlassen, und er wusste nicht, was er ohne sie hätte anfangen sollen. Anfangs war sie nur seine Sekretärin gewesen. Daraus hatte sich bald mehr entwickelt. Inzwischen war Nicole ihm als Kämpferin der Weißen Magie ebenbürtig.
    Er wusste mehr, war körperlich kräftiger. Dafür verfügte Nicole über eine Intuition, die ihn immer wieder in Erstaunen versetzte. Und sie besaß Fähigkeiten, die er nicht hatte, wie sich zum Beispiel in Verschmelzung mit dem Amulett Merlins in das FLAMMENSCHWERT verwandeln zu können.
    Den Prozess konnte sie zwar nicht steuern, er war unerforscht. Doch als FLAMMENSCHWERT vermochte Nicole sogar die MÄCHTIGEN oder Asmodis mörderisch zu treffen. In der letzten Zeit war es viel gewesen für den Meister des Übersinnlichen und seine Gefährtin.
    Ein Fall hatte den anderen gejagt. Die Spiegelwelten waren zerstört, nach wie vor war unklar, ob der Zauberer Merlin lebte oder nicht, und der Erzdämon Astaroth hatte ihnen mit einem mutierten Werwolf und einer mutierten Riesenspinne das Leben schwer gemacht.
    Schließlich war Zamorra einfach alles zu viel gewesen. Spontan, was sonst nicht seine Art war, hatte er beschlossen, Nicole einen Boutiquenbummel in Paris zu gönnen und dann mit ihr nach Venedig zu jetten. Mit einer Boeing waren sie zum Internationalen Flughafen Tessera gejettet, acht Kilometer von Venedig entfernt auf dem Festland, und mit der Schnellbahn in die Lagunenstadt gefahren.
    Dort stiegen sie im Drei-Sterne-Hotel »Gritti Palace« ab, in der Nähe des Markusplatzes. Dieses Prunkhotel hatte die altertümliche Pracht, die man von einem First-Class-Hotel in Venedig erwartete, und bot allen Komfort. Wertvolle Antiquitäten und Intarsienmöbel zierten die Zimmer.
    In den Gängen und in der Hotelhalle sah man Marmor, Stuck, Statuen, Gemälde und wertvolle Teppiche. Die Portiers trugen Uniformen, die manchen Admiral beschämt hätten, und die Angestellten hinter der Rezeption hatten ein Auftreten wie designierte Botschafter der UNO.
    Nur dass diese nicht ständig nach Trinkgeld gierten.
    Zamorra wollte Nicole außer dem Ausspannen Sehenswürdigkeiten bieten, Romantik, mal was ganz anderes, als sich mit Lucifuge Rofocale, Stygia und Co. herumzuschlagen oder haarsträubende Abenteuer im Diesseits und Jenseits zu bestehen.
    Bisher funktionierte das, und es tat beiden gut.
    Sie schauten über den ganz mit Marmorplatten ausgelegten Markusplatz, den Markuskirche, der Uhrturm und die Prokuratorenpaläste im Geviert umgaben. Vor der Basilika San Marco mit ihren Kuppeltürmen ragte mächtig, 99 Meter hoch und mit Fahrstuhl zur Aussichtsplattform innen, der aus rotbraunen Steinen gemauerte Campanile auf, der Glockenturm.
    »Wollen wir morgen wieder in den Dogenpalast gehen und uns Gemälde ansehen, Chérie?«, fragte Zamorra. »Tizian, Veronese, Tintoretto, hier findest du all diese Meister. Venezia birgt zahllose Kunstschätze, es ist ein Juwel.«
    »Für meinen Geschmack gibt es zu viel Kunst hier«, sagte Nicole. Sie war an dem Tag launisch. »Ich kann mir nicht schon wieder Gemälde anschauen. Nach zwei Stunden in den Prachtsälen war ich wie erschlagen und war absolut nicht mehr aufnahmefähig. Ich werde heute Nacht von Bildern und Rahmen träumen.« Einen Moment starrte sie ins Leere. »Es riecht aus den Kanälen. Und die vielen Tauben am Markusplatz. Du weißt, ich bin Tierfreundin, aber hier gibt es solche Unmengen von Tauben, dass man Angst bekommen kann. Das ist wie in dem Hitchcock-Film ›Die-Vögel‹.«
    »So ist es nun mal«, meinte Zamorra. »Alles hat seine Schattenseiten. Es ist lange her, dass Venedig unter der Herrschaft der Dogen die erste Seemacht der Welt war. Jetzt zerfällt es, trotz aller Anstrengungen. Die auf mehr als hundert kleinen Inseln erbaute und auf Pfählen erbaute Lagunenstadt versinkt mit derzeit. Jedes Jahr sackt die gesamte Stadt vier bis sechs Millimeter tiefer, was auf die Fundamente und Fassaden seine Auswirkungen hat. Irgendwann wird es Venedig nicht mehr geben.«
    »Vielleicht erleben wir das noch«, antwortete Nicole ungewohnt spitz.
    Seit dem Genuss des Wassers aus der Quelle des Lebens hatten sie und Zamorra die relative Unsterblichkeit. Sie alterten nicht mehr, waren gegen Krankheiten immun und konnten nur durch Gewaltanwendung getötet werden. Von daher gesehen war das also
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