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086 - Das Grab des Vampirs

086 - Das Grab des Vampirs

Titel: 086 - Das Grab des Vampirs
Autoren: Frank Sky
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sagte sie. „Ich glaube, ich kann gar nicht mehr schlafen.“
    „Wenn du einen Calvados getrunken hast, sieht schon alles anders aus.“
    „Einen Calvados? Wer reicht zu dieser Zeit schon so etwas?“
    „In der Bretagne ist alles möglich.“
    Die reich verzierte Eingangstür öffnete sich. Ein dunkelhaariger, korpulenter Mann trat an den Wagen heran. Er war ungekämmt, hatte nur noch ein Auge und machte keinen Hehl daraus, daß ihm die Ankunft der Gäste nicht behagte.
    „Um Mitternacht hätten Sie wohl nicht kommen können, wie?“ fragte er unhöflich.
    „Wir haben uns überlegt, wann wir Sie am meisten belästigen würden“, erwiderte Ira ärgerlich. „Diese Morgenstunde hielten wir für am besten.“
    Er blickte sie an und verzog den Mund in einer Weise, die mehr sagte, als viele Worte.
    Ira legte den Kopf in den Nacken, deutete auf den Kofferraum des Wagens und sagte betont herablassend: „Bringen Sie das Gepäck auf unsere Zimmer!“
    Das eine Auge richtete sich auf Dietmar Runge. Der Hausdiener musterte ihn von oben bis unten. Er machte selbst einen überaus kräftigen Eindruck, schien aber sagen zu wollen, daß Runge der jüngere von beiden und daher eher für das Gepäck zuständig war.
    „Ich habe zu tun“, erwiderte er. „Das muß warten bis nach dem Frühstück.“
    „Einverstanden“, sagte Runge. „Wenn Sie uns sofort ein anständiges Frühstück machen, kann alles warten. Ich habe einen Bärenhunger.“
    Der Kastellan murmelte etwas, das sie nicht verstanden, drehte sich um und schlurfte ins Schloß zurück.
    „Wir müssen uns wohl noch entschuldigen, daß wir hier unseren Urlaub verbringen wollen, wie?“ fragte Runge, doch weder der Hausdiener noch Ira gingen auf seine Worte ein.
    Sie folgten dem Einäugigen.
     

     

Alle Müdigkeit und die Erinnerung an die Schrecken der Nacht waren verflogen, als Ira Bergmann das hübsche kleine Zimmer sah, das ihr zugewiesen wurde. Im Kamin brannte trotz der frühen Stunde ein Feuer. Große Fenster ließen genügend Licht herein, und der Blick fiel direkt auf die weite See. Selbst die abweisende Frau, die sie heraufgeführt hatte, schien Ira nun nicht mehr so unangenehm.
    „Wie heißen Sie?“ fragte sie.
    „Emilie“, antwortete das hagere, reizlose Wesen, das in Grau gekleidet war. „Emilie Maurnier. Albert ist mein Mann. Er hat Sie empfangen.“
    „Aha!“
    Emilie blickte sie kalt und forschend an und zog sich dann schweigend zurück. Ira ließ sie gehen. Sie brauchte nichts. Bis zum Frühstück hatte sie noch etwas Zeit, sich ’im Zimmer umzusehen. Seltsamerweise kam es ihr so vor, als sei sie schon einmal hiergewesen, obwohl das völlig ausgeschlossen war; sie hatte Frankreich noch niemals zuvor besucht.
    Auf dem Atlantik kämpften einige Fischerboote mit den hohen Wellen. Ira fand das Bild so reizvoll, daß sie verschiedene Aufnahmen machte.
    Als sie den Kleiderschrank öffnete, stellte sie überrascht fest, daß dieser noch eine Reihe von eleganten Kleidern enthielt. Sie nahm einige heraus und sah sie sich an. Dabei fiel ihr auf, daß sie alle ihre Größe hatten. Neugierig wählte sie ein blaues Abendkleid aus und zog es sich über. Es war so kühn dekolletiert, daß sie ihren BH abnehmen mußte, danach saß es wie angegossen. Ira drehte sich vor dem Spiegel hin und her und fand, daß sie eine ausgezeichnete Figur in dem Kleid hatte.
    Es klopfte.
    „Einen Moment!“ rief sie erschrocken, doch die Tür öffnete sich bereits.
    Emilie kam herein.
    „Das Frühstück ist fertig“, teilte sie ihr mit und blickte Ira überrascht und mit geradezu feindseligen Blicken an.
    „Entschuldigen Sie“, sagte die Fotografin verlegen und strich mit den Händen über das Kleid, das ihr nicht gehörte. „Ich konnte nicht widerstehen. Es ist so hübsch.“
    Emilie ließ nicht erkennen, ob sie diese Worte überhaupt gehört hatte.
    Sie drehte sich um und ging hinaus. Bestürzt blickte Ira ihr nach. Jetzt ärgerte sie sich, daß sie das Kleid angezogen hatte.
    „Warum lassen sie sie auch im Schrank hängen?“ sagte sie vorwurfsvoll, aber sie spürte, daß sie damit nicht ausreichend entschuldigt war.
    Sie nahm sich vor, sich von nun an so zu verhalten, daß sie niemanden verletzen und auch nicht unangenehm auffallen konnte. Eilig streifte sie das Kleid ab und zog sich einen Jeans-Anzug aus ihrem Gepäck an, das Albert Maurnier doch noch vor dem Frühstück heraufgebracht hatte.
    Der Schloßherr und die anderen Gäste des Hauses waren bereits im
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