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086 - Das Grab des Vampirs

086 - Das Grab des Vampirs

Titel: 086 - Das Grab des Vampirs
Autoren: Frank Sky
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machtlos gegen die Faszination war, die vom Comte ausging und Ira eingefangen hatte. Er wollte etwas tun, um sie halten zu können, aber er wußte nicht, wie er es anstellen sollte.
    „Ich möchte mir das Dorf ansehen“, sagte sie. „Vielleicht kann ich ein paar hübsche Souvenirs kaufen.“
    „Ich begleite dich.“
    Sie versteifte sich. Am liebsten wäre sie allein gefahren, aber Runge wich nicht von ihrer Seite. Völlig unrecht war ihr das auch wieder nicht,
    denn sie fühlte, daß sie Schutz brauchte; aber sie schaffte es nicht, ihm ein paar nette Worte zu sagen.
     

     

Der Tag verlief ereignislos. Ira Bergmann machte eine Reihe von Aufnahmen vom Dorf, von den Menschen und der Landschaft. Runge blieb den ganzen Tag über bei ihr, obwohl sie nicht gerade freundlich zu ihm war. Die anderen Gäste sahen sie erst beim Abendessen wieder, das im fensterlosen Salon stattfand. Jetzt nahmen auch noch einige Herren und Damen aus Paris am Tisch Platz, die Ira vorher nicht gesehen hatte. Doch sie interessierte sich nicht besonders für sie, sie hatte nur Augen für den Comte Maurice de Rochelles, obwohl er sie kaum beachtete. Er sprach fast nur mit June, die ihn allzu deutlich anhimmelte. Aber je weniger sich der Graf Ira zuwandte, desto mehr bemühte sich diese um ihn.
    Dietmar Runge verfolgte das Dreiecksspiel mit einiger Erbitterung. Er war machtlos gegen den Comte.
    Nach dem Essen bot der Schloßherr einen Rotwein der Spitzenklasse an.
    „Lassen Sie mich die Gelegenheit wahrnehmen, Ihnen eine amüsante Geschichte über mein Schloß zu erzählen“, sagte Alphonse de Marcin.
    Sofort wandte sich ihm die Aufmerksamkeit aller zu. Selbst Lady Tessa, die es für Verschwendung hielt, einen so teuren Wein nur mal so nach dem Abendessen zu servieren, schwieg.
    „Wie die meisten Schlösser Frankreichs, so hat auch dieses Schloß eine bewegte Vergangenheit. Sie ist in der Chronik des Hauses festgehalten. Natürlich gibt es auch Episoden, die wohl mehr dem Reich der Fantasie entstammen.“
    „Das sind die interessantesten Geschichten“, bemerkte June, die ihr rotblondes Haar offen trug. Ihre grünen Augen blitzten vor Erregung. „Geht es um Liebe und Intrigen?“
    „Das auch“, antwortete Alphonse de Marcin lächelnd.
    Er trug eine bequeme Hausjacke, die auch einem einfachen Bauern der Bretagne gut zu Gesicht gestanden hätte und ihm das Aussehen eines gutmütigen Hausvaters verlieh.
    „Meine Familie hat nicht immer auf diesem Schloß gelebt. Sie hat es erst im vergangenen Jahrhundert erworben. Vor etwa zweihundert Jahren gehörte das Schloß dem Grafen Marcel. Seine Frau Isabelle wird als ungewöhnliche und besonders schöne Frau geschildert. Doch sagt die Chronik ihr eine gewisse Streitsüchtigkeit nach. Auch ihre Schwester Bianca wohnte im Schloß. Sie soll noch reizvoller gewesen sein als Isabelle. Das mag der Grund dafür gewesen sein, daß der Graf Marcel sich für seine junge Schwägerin interessierte.“
    „Sie war jünger als Isabelle?“ fragte June.
    „Viel jünger“, antwortete de Marcin. „Die Chronik nennt kein genaues Alter, aber sie muß so etwa sechzehn Jahre alt gewesen sein. Graf Marcel verliebte sich in sie und verführte sie schließlich auch.“
    „Unglaublich, diese Sittenlosigkeit an den französischen Höfen!“ sagte Lady Tessa. „So etwas wäre bei uns nicht möglich gewesen.“
    „Tessa, bitte!“ sagte Lord Wellsley. „Du solltest dich besser über das informieren, was bei uns am Hofe geschehen ist.“
    June lachte. „Du würdest schamrot werden.“
    „Was weißt du denn schon davon?“ fragte Lady Tessa empört.
    „So ahnungslos wie du mit siebzehn Jahren warst, bin ich bestimmt nicht mehr. Mir würde es nie passieren, daß…“
    „Still jetzt!“ sagte Lady Tessa erregt.
    Ihre Wangen röteten sich, was von den anderen Damen und Herren an der Tafel mit einigem Vergnügen wahrgenommen wurde.
    „Darf ich jetzt fortfahren?“ fragte Alphonse de Marcin.
    „Bitte!“ sagte Ira Bergmann. „Ich bin gespannt, wie es weitergeht.“
    „So – wie es oft in der Liebe weitergeht“, antwortete der Schloßherr. „Die Liebe zu der blutjungen Bianca blieb nicht ohne Folgen, und als das allmählich sichtbar zu werden begann, bemühte sich Graf Marcel verzweifelt darum, einen jungen Adligen zu finden, der bereit war, Bianca zu heiraten und die Vaterschaft zu übernehmen. Leider hatte er keinen Erfolg. Er konnte keinem Freier einen entsprechend goldenen Boden bieten, da er sich in
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