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086 - Das Grab des Vampirs

086 - Das Grab des Vampirs

Titel: 086 - Das Grab des Vampirs
Autoren: Frank Sky
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sehen, nur eines enthielt einen verschwommenen Fleck.
    „Das könnte das Gesicht sein“, sagte Ira enttäuscht.
    „Es gehört reichlich viel Fantasie dazu, darauf ein Gesicht zu erkennen.“
    „Hm – du hast recht, Dietmar.“ Sie blickte ihn bestürzt an. „Das begreife ich nicht. Alles war richtig eingestellt. Es muß etwas auf dem Film sein. Es muß einfach.“
    „Es ist aber nichts drauf.“
    Inspektor Poullais betrachtete die Bilder, legte sie schließlich zu seinen Unterlagen, erhob sich und reichte Ira und Runge die Hand.
    „Falls wir Sie noch benötigen, werden wir Sie auf dem Schloß besuchen“, sagte er mit einem gequälten Lächeln.
    „Sie glauben mir nicht, nicht wahr?“ fragte Ira. „Sie glauben, das alles hätte ich nur erfunden, um mich interessant zu machen oder zu einer Greuelstory in irgendeiner Groschenzeitung zu kommen.“
    „Wie können Sie so etwas denken?“ Er blickte an ihr vorbei, gähnte hinter der vorgehaltenen Hand und fügte hinzu: „Auf jeden Fall danken wir Ihnen, daß Sie den Mord gemeldet haben. Sie kennen die Ermordete nicht zufällig?“
    „Sie wissen ja, wo Sie uns finden“, erwiderte Runge abweisend. Er führte Ira hinaus. Sie schmiegte sich nicht, wie sonst, an ihn, sondern ging steif neben ihm her.
    „Ich weiß genau, daß ich diese blutige Fratze gesehen habe“, sagte sie, als sie draußen im Wagen saßen.
    „Natürlich.“
    „Du glaubst mir auch nicht“, sagte sie gereizt.
    „Aber ja doch, Kleines.“
    „Ich bin nicht dein Kleines!“
    „Natürlich nicht, Mademoiselle.“
    „Mit dir rede ich nicht mehr.“
    „Das ist die erfreulichste Mitteilung dieser Nacht.“
    „Du bist ein Scheusal.“
    „Aber ein liebenswertes, das mußt du wirklich zugeben.“
    Er startete, ließ den Motor aufheulen und fuhr quer über den Marktplatz der Stadt. Erneut begann es zu regnen. Die Scheibenwischer konnten die Flut kaum noch bewältigen.
    „Wenn ich auf Hochzeitsreise wäre, würde ich sagen, dies ist ein ideales Urlaubswetter“, bemerkte Runge. „Aber unter den gegebenen Umständen weiß ich kaum, wie ich mir die Zeit den ganzen Tag über auf der Bude vertreiben soll. Oder fällt dir etwas ein?“
    Ira antwortete nicht. Sie schloß die Augen und tat so, als ob sie schlafen würde. Sie fühlte sich nicht wohl. Hatte sie alles nur geträumt? Immer wieder sah sie das schreckliche Gesicht des Mörders vor sich, obwohl sie sich bemühte, an etwas anderes zu denken; und je öfter sie es sah, desto bekannter kam es ihr vor. Ihr war, als hätte sie es in dieser Nacht nicht zum erstenmal gesehen. Diese dunklen Augen verfolgten sie. Seltsamerweise fühlte sie sich keineswegs abgestoßen. Sie ekelte sich nicht, sondern fand, daß sogar eine gewisse Faszination von diesem Gesicht ausging.
    Dann fiel sie in einen Halbschlaf, in dem sie Wirklichkeit und Traum nicht mehr voneinander unterscheiden konnte. Aus der Dunkelheit kam das bleiche Gesicht mit dem blutigen Mund auf sie zu. Sie wich nicht zurück, bis die männlichen Lippen ihren Mund berührten. Ein Fieberschauer schüttelte sie. Erbebend preßte sie ihre Hände gegen die Wangen des Mörders. Sie waren eiskalt.
    Ira schreckte hoch. Sekundenlang wußte sie nicht, wo sie war. Dann sah sie, daß Dietmar Runge an der Stelle vorbeifuhr, an der sie das nackte Mädchen gefunden hatten. Ihr war, als sähe sie eine dunkle Gestalt zwischen den Büschen, aber sie sagte nichts. Eine geraume Weile blickte sie auf die hin- und herpendelnden Scheibenwischer, dann sah sie auf die Uhr. Es war schon fast drei Uhr: es wurde bereits hell.
    Es wäre wirklich besser gewesen, wenn sie unterwegs übernachtet hätten.
    „Hoffentlich macht uns auf dem Schloß überhaupt noch jemand auf“, sagte sie. „Ich hätte nicht gedacht, daß wir in der Nacht dort ankommen würden.“
    Runge schwieg, und sie erwartete auch gar nicht, daß er etwas sagte. Er fuhr sehr sicher und steigerte das Tempo noch, als der Regen endlich nachließ. So erreichten sie das Schloß gegen halb fünf.
    Das prachtvolle Gebäude lag auf einem Felsen direkt an der Küste. Von der Auffahrt aus konnten sie den Atlantik sehen. Alle Zweifel an der Qualität des Urlaubsortes verflogen. Runge glaubte, nun doch einen günstigen Platz gefunden zu haben. Das Schloß sah gepflegt aus, der Park war in Ordnung, alles war auffallend sauber. Runge war angenehm überrascht. Er hielt direkt vor dem Portal des Schlosses und lächelte Ira zu.
    „Gott sei Dank! Wir haben es geschafft“,
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