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086 - Das Grab des Vampirs

086 - Das Grab des Vampirs

Titel: 086 - Das Grab des Vampirs
Autoren: Frank Sky
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konnte sie überhaupt kein Haar mehr sehen. Ihr stockte der Atem. Wenn das Haar verschwunden war, dann bedeutete das, daß der’ Mörder direkt neben dem Wagen in den Büschen lauerte, um mit der Leiche zu fliehen.
    In ihrer Angst preßte Ira die Hand auf die Hupe, zog sie aber gleich wieder zurück. Würde sie den Mörder nicht nur zu einer Panikhandlung verleiten? Mit der Hupe gab sie doch Alarm. Sie könnte andere Menschen herbeirufen. Wenn der Mörder das verhindern wollte, mußte er sie angreifen. Er konnte die Scheiben mit einem Stein zerschlagen. Dann war sie durchaus nicht mehr sicher.
    Sie zitterte.
    „Beeile dich, Didi“, sagte sie leise.
    Ihre Hände verkrampften sich ineinander. Sie bereute, Runge so schlecht behandelt zu haben. Wäre er bei ihr gewesen, hätte sie keine Angst gehabt.
    Der Regen ließ nach.
    Und dann hörte sie deutlich Schritte. Sie fuhr herum. Irgendwo weit hinter ihr – vielleicht in St. Brieuc – leuchteten Scheinwerfer auf. Ein Auto kurvte über eine andere Landstraße. Das Licht glitt mal zur einen, mal zur anderen Seite, und gegen den hellen Hintergrund konnte Ira deutlich eine männliche Gestalt ausmachen.
    „Gott sei Dank. Didi!“
    Sie wollte die Tür öffnen, dann fiel ihr auf, daß der Mann, der sich ihr näherte, einen Hut trug. Außerdem fragte sie sich auch, warum Dietmar allein zurückkehrte.
    Hastig verriegelte sie den Wagen wieder. Eine Hand packte den Türgriff und zerrte daran. Sie vernahm undeutlich eine Stimme und wußte nun endgültig, daß es nicht Runge war.
    Der Fremde eilte zur hinteren Tür und rüttelte daran. Als er auch sie verschlossen fand, rannte er um den Wagen herum und befaßte sich mit den beiden Türen auf der anderen Seite. Da er auch hier keinen Erfolg erzielte, pochte er mit den Knöcheln an die Scheiben.
    Wie gelähmt starrte Ira auf die Fenster. Sie konnte kaum noch etwas sehen. Der Regen setzte wieder ein und trommelte auf das Blech. Mit fahrigen Händen suchte das Mädchen nach der Taschenlampe. Sie fand sie, schaltete sie ein und richtete den Lichtstrahl auf die Scheibe.
    Ein leichenfahles, hohlwangiges Gesicht tauchte aus der Dunkelheit auf. Dunkle, rotgeäderte Augen sahen sie an. Und der Regen lief über einen blutverschmierten Mund, aus dem zwei überlange Zähne herausragten.
    Ira schrie gellend auf. Die Taschenlampe entfiel ihrer Hand. Der Mörder trommelte mit beiden Fäusten gegen die Scheiben und rüttelte wütend am Türgriff. Als er merkte, daß er damit nichts ausrichten konnte, eilte er davon.
    Bisher hatte er das Licht der Scheinwerfer weitgehend gemieden, jetzt geriet er in den Lichtkegel, als er sich am Straßenrand bückte. Voller Entsetzen sah Ira Bergmann, daß er einen faustgroßen Stein aufnahm.
    Sinnlose Laute der Angst drängten sich ihr über die Lippen. Ihre bebenden Hände umklammerten das Lenkrad. Der Mörder näherte sich ihr in gebückter Haltung wie ein blutrünstiges Raubtier.
    Ira wollte auf den Nebensitz rutschen. Sie hatte nur einen Wunsch: Sie wollte aus dem Wagen raus, der ihr wie eine Falle vorkam; sie wollte durch die andere Tür in die Nacht fliehen und weglaufen.
    Zufällig stieß sie mit dem Knie gegen den Zündschlüssel. Der Schmerz rüttelte sie auf. Wie eine Ertrinkende griff sie nach dem Schlüssel und betätigte den Anlasser. Und das Wunder geschah. Der Stein schlug krachend gegen die Scheibe, ohne sie zu durchschlagen, und im gleichen Moment sprang der Motor an.
    Ira gab Vollgas und ließ die Kupplung kommen. Einen kurzen Moment lang schien es, als würde sie den Motor erneut abwürgen, aber dann rollte der Wagen und sauste ab.
    Ira hörte einen wilden Schrei. Abermals warf der Unheimliche einen Stein nach dem Fahrzeug, traf aber nicht die Scheibe, sondern nur das Wagendach. Dann blieb er hinter dem Auto zurück.
    Ira zitterte am ganzen Körper. Sie schluchzte und war einem Weinkrampf nahe. Je weiter sie sich jedoch vom Ort des Grauens entfernte, desto ruhiger wurde sie. Sie dachte an Dietmar Runge, der früher oder später zu dem toten Mädchen zurückkehren würde. Vielleicht hatte er niemanden in St. Brieuc gefunden, der ihm folgen wollte? Er sprach nicht besonders gut Französisch, und die Leute hier in der Bretagne hatten ihre Eigenarten.
    Bei der nächsten Seitenstraße wendete sie. Je näher sie wieder dem Ort des Verbrechens kam, desto schneller fuhr sie. Sie wußte, daß der Mörder ihr nichts anhaben konnte, sofern ihr Motor nicht wieder versagte.
    „Du bist eine dumme Pute“,
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