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0856 - Leas Hexenladen

0856 - Leas Hexenladen

Titel: 0856 - Leas Hexenladen
Autoren: Jason Dark
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nickte mir zu. »Jetzt weißt du alles, John. Wie hast du dich entschieden?«
    »Moment, Maureen, ich weiß noch längst nicht alles. Wie kam es, daß dein Bruder ausgerechnet den Kontakt zu ihr wieder aufgenommen hat? Er gondelte durch die weite Welt. Da ist es so gut wie unbegreiflich, daß er ausgerechnet in einem Ort wie Barham hängenbleibt. Ich gehe mal davon aus, daß es ein Dorf ist.«
    »Ein etwas größeres schon.«
    »Egal. Es hält keinem Vergleich zu den Bahamas oder anderen bedeutenden Fluchtorten stand.«
    »Da hast du recht.«
    »Also muß er von ihr erfahren haben, wie auch immer. Möglicherweise hat sie ihn gefunden und nicht umgekehrt. Schließlich stand noch eine alte Rechnung offen.«
    Maureen Simpson deutete mit dem Zeigefinger auf mich. Ihr Nagel sah aus wie in Blut getaucht.
    »Richtig, John, völlig richtig. Und dieses Rechnung galt nicht meinem Bruder allein. Sie ist auch für dich bestimmt. Oder hast du mal im Laufe der Jahre Kontakt zu dieser Lea gehabt?«
    »Gott bewahre. Das war ein kleines Abenteuer aus meiner Jugendzeit. Ich habe es längst vergessen.«
    Maureen lehnte sich zurück. »Die Hexe aber nicht. Sie wird weiterhin an ihrer Rache kochen.«
    »Und zusehen, daß auch ich sterbe.«
    »Davon gehe ich aus.«
    Ich lächelte sie an. »Du bist ganz schön hart, Maureen.«
    »Nein, nur realistisch. Außerdem weiß ich, wer du bist. Du kannst die Wahrheit vertragen.«
    »Das ist möglich.«
    »Wie hast du dich entschieden?«
    »Daß wir heute erst einmal essen gehen und alles weitere dabei besprechen.«
    Ihre Augen funkelten. »Kann ich darauf hoffen, daß wir gemeinsam nach Barham fahren?«
    »Ja, du kannst.«
    »Das ist gut, John, das ist sogar sehr gut. Dann habe ich die beiden Zimmer im Hotel nicht umsonst bestellt.«
    Ich starrte sie an. »Verdammt, du denkst auch an alles, wie?«
    Sie starrte zurück. »Ich versuche es zumindest. Aber nobody is perfect, leider…«
    ***
    Es war wie eine Fahrt in den Urlaub gewesen. Konnte ein Maiwetter herrlicher und strahlender sein als der Tag, wie wir ihn erlebten? Wohl kaum, und dazu noch an einem Freitag, wo man das Gefühl hatte, vor einem herrlichen Wochenende zu stehen.
    An das alles dachte ich, aber ich konnte mich trotzdem nicht darauf einstellen. Meine Gedanken kreisten immer wieder um einen Fall, der im Prinzip noch keiner war, bei dem aber alle Voraussetzungen gegeben waren, daß er einer werden würde.
    Der Südwesten der Insel umgab uns mit seiner herrlichen Landschaft. Sanfte Hügel, weite Täler, fette Weiden, Bäche, die sich durch die Landschaft schlängelten; verträumte, kleine Orte, hier und da eine alte Burg oder ein altes Gemäuer, aber auch Wald und Büsche, die beinahe wie Grenzen wirkten.
    Wir waren mit Maureens Wagen gefahren, einem schon etwas älteren Jaguar. Trotzdem war es ein Genuß, darin zu sitzen und sich dem Gefühl hinzugeben, ein Raubtier auf vier Rädern unter dem Hintern zu wissen. Der Sechzehnzylinder schnurrte seidenweich über die Pisten.
    »Dir gefällt diese Gegend, nicht wahr?«
    »Ich kann es nicht abstreiten, Maureen. Wenn ich sie sehe, habe ich immer das Gefühl, hier können Märchen lebendig werden und hinter den Hecken die Feen oder Trolle erscheinen.«
    »Böse Hexen nicht ausgeschlossen, nehme ich an.«
    »Das leider auch.«
    »Eine davon wirst du bestimmt sehen.«
    »Abwarten.«
    Wir hatten uns einen Plan zurechtgelegt und wollten zuerst den Ort besuchen, wo man die Leiche gefunden hatte. Die Polizei hatte sich mit Maureen in Verbindung gesetzt und ihr praktisch auf ihr geschicktes Ausfragen hin den Weg erklärt.
    Maureen hatte mit mir auch über ihre Eltern gesprochen, die nicht mehr in London lebten. Sie hatten sich nach Irland zurückgezogen. Es ging ihnen gut, und ich mußte an meine Eltern denken, denn sie waren nach Schottland gezogen. Vor kurzem noch war ich bei ihnen gewesen, um den Jäger der Totenseelen zu vernichten. In diesen Fall war auch mein Vater mit hineingezogen worden.
    Aber darüber hatte ich mit Maureen Simpson nicht gesprochen. Der Ort Barham lag abseits der Touristenbahnen. Wie Maureen allerdings gehört hatte, so hofften die Bewohner, von der Eröffnung des Tunnels zwischen Frankreich und England zu profitieren. Daß dann die autofahrenden Touristen auch mal abseits der normalen Routen eine Rast einlegten und Geld in die Kassen brachten. So war das Hotel, in dem Maureen Zimmer für uns bestellt hatte, schon erweitert worden.
    Wir brauchten nicht durch Barham zu fahren,
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