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0856 - Leas Hexenladen

0856 - Leas Hexenladen

Titel: 0856 - Leas Hexenladen
Autoren: Jason Dark
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ihr gesagt?«
    »Darüber hat man gesprochen.«
    »Stimmt das auch?«
    »Maureen glaubt daran.«
    Ich hob die Schultern. »Mal sehen.« Wir redeten nicht mehr weiter darüber, denn das kleine Fußballspiel sollte anfangen, und man rief bereits nach uns. Aber Mikes Schwester hatte sich nicht geirrt. Lea zog tatsächlich aus, und es wußte wirklich niemand, in welche Stadt oder in welches Land.
    Sie verschwand, und sie verschwand auch aus unseren Köpfen.
    Später gingen Mike Simpson und ich verschiedene Wege. Selbst ich dachte nicht mehr an dieses Erlebnis, bis zu einem bestimmten Tag Anfang Mai…
    Zwei Frauenaugen schauten mich an. Ein Mund lächelte, denn der Frau mußte ich vorkommen, als wäre ich aus einer tiefen Trance erwacht. Tatsächlich aber hatte sie mich aus den Erinnerungen meiner frühen Jugend hervorgeholt, und deshalb machte ich wohl einen etwas abwesenden Eindruck.
    »Na? Ist dir einiges wieder in den Sinn gekommen?«
    »Das kann man wohl sagen.«
    »Und nun ist mein Bruder Mike tot.«
    Ich schaute sie an. Vor mir saß eine attraktive Frau mit rotblonden Haaren und leicht grünlich schimmernden Augen in einem hellhäutigen Gesicht voller Sommersprossen. Eine echte Simpson.
    Die weiße Bluse, die grüne Wildlederweste und die graue Jeans ließen sie flott aussehen. Das widerspenstige Haar hatte sie nach hinten gekämmt und es dort durch ein Band etwas gebändigt. Noch immer hatte sie den etwas breiten Mund und die »Himmelfahrtsnase«. An ihren Ohrläppchen hingen Ringe mit grünen Steinen.
    »Ich verstehe dich nicht so recht, Maureen. Oder anders ausgedrückt. Ich kann dich nicht begreifen.«
    »Was begreifst du nicht?«
    »Ganz einfach. Du hast mir gesagt, daß dein Bruder tot ist.«
    »Stimmt.«
    »Du hast mir auch gesagt, daß man ihn in einem Wald erhängt aufgefunden hat.«
    »Das ist ebenfalls richtig. Wo liegt dein Problem, John?«
    »Ich werde es dir erklären. Es liegt daran, wie du es gesagt hast. Für mich hast du ohne Emotionen gesprochen. Du hast geredet, als wäre Mike ein Mensch, den du nicht kennst. Verstehst du nun meine etwas ungewöhnliche Reaktion?«
    »Ja, das begreife ich. Wie ich dich einschätze, möchtest du eine Erklärung haben.«
    »Wenn es dir nichts ausmacht.«
    »Darf ich rauchen?«
    »Bitte.«
    Sie steckte sich ein Stäbchen mit weißem Filter zwischen die Lippen, und ich gab ihr Feuer. Maureen räusperte sich, blies einige Wolken in die Luft und sagte mit neutraler Stimme: »Weißt du, John, nicht jeder ist nach der Schule oder nach dem Studium den Weg gegangen, den du eingeschlagen hast.«
    »Das hört sich seltsam an.«
    Sie stäubte die Asche ab. »Nur im ersten Moment, John. Ich möchte dir sagen, daß sich unsere Wege getrennt haben. Während ich in London zurückgeblieben bin, hat sich mein Bruder abgesetzt. Ich will ehrlich zu dir sein. Mike ist zu einem Windhund geworden. Er hat in der Branche der Anlageberater gearbeitet und gehörte dort sehr schnell zu den unseriösen Leuten. Er hat Menschen reingelegt, er wurde per Haftbefehl gesucht, aber man konnte ihn nie fassen. Seine Heimat war die ganze Welt. Ich habe einige Ansichtskarten aus allen Ecken der Welt bekommen und konnte seinen Weg so einigermaßen verfolgen, ohne jedoch näher mit ihm in Kontakt zu treten. Er muß durch seine Betrügereien wohl soviel Geld gemacht haben, daß er nicht mehr zu arbeiten brauchte!«
    »Aber er kehrte zurück.«
    Maureen ließ den Rauch durch die Nasenlöcher ausströmen. »Ja, er kehrte zurück und hat mich angerufen. Ich wußte nicht, wo er sich aufhielt. Er hat es mir nicht gesagt. Aber er war in England.«
    »London?«
    »Nein. Irgendwo in der Nähe von Canterbury, das hat er mir schon gesagt. Dort hat man ihn dann auch erhängt gefunden.« Sie drückte die halbaufgerauchte Zigarette aus.
    »Er hat sich also erhängt.«
    Maureen schüttelte den Kopf. »Nein, John, er hat sich nicht erhängt, auch wenn deine Kollegen dieser Meinung waren.«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Ich weiß es eben.«
    Ich zwinkerte ihr zu. »Hör auf, Maureen, doch nicht einfach so. Was ist passiert?«
    »Ich bekam nach seinem Tod einen Brief zugestellt. Praktisch am nächsten Tag. Mike muß ihn am Tage seines Ablebens verschickt haben. Es stand einiges darin, was eigentlich nur ihn und mich anging. Er schrieb, daß er sein Leben bereute und versuchen wollte, einen neuen Anfang zu finden. Das alles können wir außer acht lassen. Wichtig ist der letzte Teil des umfangreichen Briefes. Darin
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