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0856 - Leas Hexenladen

0856 - Leas Hexenladen

Titel: 0856 - Leas Hexenladen
Autoren: Jason Dark
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öffnete sie den Mund.
    »Jetzt schneidet sie sich!« flüsterte Mike Simpson.
    Er irrte sich.
    Lea schnitt nicht in ihre Lippen. Dafür tat sie etwas anderes. Ihre Zunge drückte sich nach vorn, die Spitze drehte sich dabei, und mit sehr geschickten Bewegungen leckte sie das Blut von der Klinge.
    Dabei starrte sie über das Messer hinweg, wobei sie den Blick unverwandt auf das Fenster gerichtet hielt, als wüßte sie genau, daß dort zwei Jungen hockten und ihr zuschauten.
    Lea leckte die Klinge sauber.
    Sie senkte den Arm.
    Wir folgten der Bewegung mit unseren Blicken und erwarteten, die blutende Wunde zu sehen. Das war nicht der Fall. Die Wunde gab es, nur blutete sie nicht mehr.
    Hatte sie sich geschlossen?
    So genau konnten wir es nicht mehr sehen, denn was zuvor sich alles so langsam abgespielt hatte, änderte sich nun radikal. Plötzlich bewegte sich die Hexe. Sie war sehr schnell, und sie eilte direkt auf unser Fenster zu.
    Mike Simpson hockte wie ein Stein neben mir. Er reagierte überhaupt nicht. Wahrscheinlich begriff er auch nicht, welche Gefahr sich uns da näherte.
    Ich aber hatte es gepackt. »Weg hier!« Ich schnappte Mike, stieß ihn beinahe um und kroch geduckt auf das am nächsten liegende Gebüsch zu, um mich dort zu verstecken.
    Ich hörte, wie jemand das Fenster aufzerrte. Zum Glück klemmte es etwas, und als ich mich umschaute, lief auch Mike auf allen vieren auf mich zu. Ich war schneller und schon in das dichte Gebüsch eingetaucht.
    Mike Simpson schaffte es nicht so schnell. Er wurde entdeckt, denn Lea hatte das Fenster endlich offen.
    Ein hartes und böses Lachen hallte uns entgegen. Ich hatte mich auf dem Boden gedreht und schaute zum Fenster zurück, wo die nackte Frau stand.
    Sie kletterte nicht hinaus, sie blieb stehen, aber auch das war schon schlimm genug, denn die Drohung in ihrer Stimme war einfach nicht zu überhören.
    »Na, ihr kleinen, bösen Jungen, habt ihr genug gesehen? Ich habe euch entdeckt, ich weiß Bescheid. Aber glaubt nur nicht, daß ihr mir so einfach entkommt. Ich kriege euch. Ich werde euch kriegen. Irgendwann kriege ich euch zu fassen. Seht euch vor, ihr neugierigen Ratten!« Nach diesen Worten schickte sie uns ein hexenhaftes Lachen entgegen.
    Dann schloß sie das Fenster.
    Sie blies auch die Kerzen aus. Wir schauten aus unserer Deckung dabei zu. Für uns sah es so aus, als würde sie teilweise verschwinden, bis sie nicht mehr vorhanden war.
    Der »starke« Mike neben mir zitterte. Auch mir ging es nicht gut, doch ich hatte mich in der Gewalt.
    »Hast du gehört, John? Hast du gehört, was sie uns da gesagt hat?«
    »Ja, das habe ich!«
    »Und was willst du jetzt tun?«
    »Ich gehe nach Hause. Ich haue ab!«
    »Aber sie hat doch was gesagt!«
    »Ich weiß.«
    »Die wird uns bestimmt verfolgen!«
    Ich winkte ab. »Nein, nicht heute. Sie hat ja auch von irgendwann gesprochen.«
    »Darauf hoffst du, wie?«
    »So ähnlich.«
    Mike schüttelte den Kopf. »Nein, nein, wir hätten das nicht tun sollen. Das ist wirklich eine Hexe, John. Hast du gesehen, wie sie sich das Messer in den Bauch gestoßen hat?«
    »Habe ich.«
    »Was sagst du?«
    »Hexen können das.«
    Mike schaute mich nur an. Eine Antwort erhielt ich nicht. Nach einer Weile sagte er: »Ich gehe jetzt!«
    Dagegen hatte ich nichts einzuwenden. Einen letzten Blick warf ich noch auf das dunkle Haus, und ich fühlte mich wie unter einem Kälteschauer.
    Wenig später hatten wir den Zaun erreicht und waren heilfroh, wieder auf der Straße zu stehen…
    ***
    Das Versprechen der Hexe vergaß keiner von uns. Wir hatten uns auch geschworen, nicht darüber zu reden, zumindest mit keinem Fremden, aber das hielt Mike Simpson nicht durch.
    Es war knapp eine Woche später, als er mich in einer Schulpause zur Seite zog. »Ich muß dir etwas sagen, John.«
    »Was denn?«
    »Ist nicht so einfach.«
    »Komm schon, Mike, ich habe es eilig. Wir wollen noch kicken.«
    »Ja, ich weiß, bin ja selbst dabei. Aber ich habe mit meiner Schwester gesprochen.«
    »Mit Maureen?«
    Er nickte. Dabei schaute er auch zu Boden, und ich ahnte schon etwas. »Sag nur nicht, daß du mit ihr über die Hexe Lea gesprochen und Maureen alles erzählt hast.«
    »Habe ich aber.«
    »Scheiße.«
    Er winkte sofort ab. »Ist nicht schlimm, John. Maureen sagt es nicht weiter. Aber sie hat etwas gehört.«
    »Was denn?«
    »Lea zieht aus.«
    »Bitte?«
    Mike lachte plötzlich. »Ja, in der nächsten Woche zieht sie weg. Keiner weiß wohin.«
    »Wer hat es
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