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0856 - Leas Hexenladen

0856 - Leas Hexenladen

Titel: 0856 - Leas Hexenladen
Autoren: Jason Dark
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beschäftigte er sich mit der Vergangenheit und auch mit dir, John. Er wußte nicht, welchen beruflichen Weg du eingeschlagen hast, das mal vorausgesetzt, aber er erinnerte sich in seinem Abschiedsschreiben an die Nacht, als ihr unterwegs gewesen seid, um nach dieser Hexe Lea zu schauen.«
    »Ja, das habe ich alles wieder deutlich vor mir gesehen.«
    »Genau. Diese Lea gibt es noch!«
    Jetzt war es heraus. Maureen schaute mich an, als wollte sie mich mit ihren beinahe schon glasig wirkenden Augen durchbohren. Ich strich über mein Haar, was ihr wohl nicht gefiel. Etwas kokett fragte sie: »Du sagst ja nichts.«
    »Da muß ich erst mal nachdenken.«
    »Tu das.«
    »Lea lebt also.«
    »Sehr richtig.«
    »Bist du davon überzeugt?«
    Sie hob die Schultern. »Warum sollte mich mein Bruder einen Tag vor seinem Tod angelogen haben?«
    »Da hast du recht.«
    »John!« Ihre Stimme klang drängend. »Erinnere dich daran, was euch die Hexe versprochen hat, als ihr geflohen seid. Mike hat mir damals alles erzählt, ich weiß auch, daß er mit dir darüber gesprochen hat. Jetzt bin ich froh, daß er es getan hat.«
    »Hm…« Ich malte Kringel mit dem Kugelschreiber auf ein Blatt Papier. »Hat er diese Lea gesehen?«
    »Ja.«
    »Und weiter?«
    »Sie sah noch so aus wie früher, schrieb er in seinem Brief. Sie hat sich nicht verändert, und sie ist von den Bewohnern des Ortes voll und ganz akzeptiert worden. Sie hat sich in diese Gemeinschaft integriert, denn sie unterhält dort einen Hexenladen.«
    Meine Hand mit dem Kuli ruckte hoch. »Was bitte unterhält sie dort?«
    »Einen Hexenladen.«
    »Verdammt, was ist das denn?«
    Beinahe vorwurfsvoll schaute sie mich an. »John, muß ich dir das noch erklären?«
    »Ich bitte darum.«
    Sie winkte ab. »In der letzten Zeit sind zahlreiche dieser Läden eröffnet worden. Das ist jetzt in, denn dort werden Mittelchen und Dinge verkauft, die man mit dem Gebiet der Esoterik oder der Selbstfindung in einen Zusammenhang bringen kann. Bücher, Salben, Pasten, Pulver, Steine, Pendel, was weiß ich alles. Ich war mal in einem derartigen Laden, und war davon überrascht, wie viel Zuspruch er fand. So etwas hat Lea eröffnet.«
    »Hört sich in einer gewissen Weise vernünftig an«, erwiderte ich.
    »Glaubst du denn, daß ich unvernünftig bin?«
    »Nein, das nicht.« Ich sah, wie sie rot wurde. »Aber ich muß vorsichtig sein, denn du glaubst nicht, wie oft ich schon auf die Probe gestellt wurde.«
    »Das kommt alles hin, ich glaube dir ja auch. Aber doch nicht bei mir, John.«
    »Entschuldige, aber so gut kennen wir uns auch nicht.«
    »Danke, ich habe verstanden.«
    Ich lachte sie an. »Nimm es nicht persönlich, Maureen, bleiben wir bei dem Fall der Hexe. Dein Bruder ist tot. Man fand ihn erhängt in einem Wald. Wie ich dich einschätze, gehst du davon aus, daß Lea deinen Bruder umgebracht hat.«
    »So ist es.«
    »Was zu beweisen wäre«, murmelte ich und fragte, ob sie einen Whisky wollte.
    »Gern.«
    Ich goß uns zwei Drinks ein. Wir saßen in meinem Wohnzimmer und konnten durch das Fenster zuschauen, wie sich der Abend allmählich über die Stadt legte. Jetzt zündete auch ich mir eine Zigarette an, blies den Rauch gegen die Decke und sagte: »Du möchtest also, daß ich in diesen Ort fahre und…«
    »Pardon, John. Nicht du allein sollst nach Barham fahren. Ich werde dabei sein.«
    »Das habe ich mir schon gedacht.«
    »Wieso?«
    »Du bist ziemlich forsch, liebe Maureen.«
    »Sicher, auch ich habe es gelernt, mich durchs Leben zu schlagen. Eine Ehe liegt hinter mir, und ich habe zwei Jahre gebraucht, um mir eine Existenz aufzubauen.«
    »Was machst du denn beruflich?«
    »Ich bin freie Innenarchitektin. Es geht mir recht gut, trotz der Rezession, denn ich habe mir angewöhnt, nicht zu überkandidelt zu arbeiten. Aber das können wir beiseite lassen. Hier geht es um Mike und natürlich um die Hexe Lea.«
    »Die sich nicht verändert hat.«
    »Ja.«
    Ich ließ den Whisky über meine Zunge gleiten. »Ja, ich weiß noch genau, wie sie aussah.« Mein Lächeln war breit. »Mike und ich haben sie damals nackt gesehen. Wir waren beide von diesem Körper fasziniert. Eine nackte Frau war etwas Besonderes für uns.«
    »Ich weiß, Mike erzählte davon.«
    »Aber ich kann dir beim besten Willen nicht sagen, wie sie ausgesehen hat. Es war einfach zu schummrig im Raum. Nicht einmal die Farbe ihrer Haare war genau zu erkennen.«
    »Manchmal können Hexen schön sein.«
    »Das denke ich auch.«
    Sie
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