Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0856 - Leas Hexenladen

0856 - Leas Hexenladen

Titel: 0856 - Leas Hexenladen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
sie denn?«
    »Nur vom Sehen.«
    »Aha.«
    »Du glaubst mir nicht, wie?«
    »Warum sollte ich?«
    »Das hat sich so angehört.«
    »Quatsch mit Soße, Mike. Komm weiter!«
    Vor uns lag eine Straße. Gegenüber standen relativ kleine Häuser, fast versteckt in einer Anlage. In einem der Häuser lebte Lea.
    Wir wollten zu ihr, aber wir wollten nicht in das Haus hineingehen. Es wurde ja viel über sie erzählt.
    Besonders in Vollmondnächten sollte sie in den Stunden nach Mitternacht auf den Beinen sein und ihre Beschwörungen durchführen.
    Ein Auto ließen wir vorbei, dann überquerten wir mit langen Schritten die Straße und blieben dicht neben einem Verkehrsschild stehen. Es befand sich nicht weit von dem Weg entfernt, der in das Gelände hinein- und auch zu den Häusern führte.
    Nicht alle Menschen lagen in den Betten. Es gab auch im Laub der Bäume genügend Lücken, durch die wir schauen konnten. So manch schwach erleuchtetes Fensterviereck war zu sehen, aber nicht in der Richtung, wo die Hexe Lea wohnte. Sie hatte zwar Nachbarn, doch die kümmerten sich nicht um die Frau. Man erzählte sich, daß sie den anderen Leuten unheimlich war. Was da stimmte, wußten wir auch nicht und mußten uns selbst ein Bild davon machen.
    »Wir bleiben nicht auf dem Weg!« erklärte Mike.
    Ich nickte.
    »Wir schlagen einen Bogen!«
    »Du weißt aber gut Bescheid.«
    »Ich bin auch nicht von vorgestern«, erklärte er mir. »Ich gehe am besten vor.«
    »Dann gebe ich dir Rückendeckung.«
    Er grinste nur und schaute mich mit einem Blick an, für den ich ihm am liebsten einen Kinnhaken versetzt hätte. Vielleicht später mal, in dieser Nacht mußten wir zusammenhalten, und wenn wir uns richtig prügelten, ließ er es bestimmt nicht mehr zu, daß ich das neue Spielzeug von der Messe ausprobierte. Auch aus dem Grund beherrschte ich mich und ließ Mike Simpson vorgehen.
    Den normalen Weg nahmen wir natürlich nicht, sondern gingen querfeldein. Wir kämpften uns durch die Büsche, fanden aber nicht genügend Lücken, so daß wir immer wieder Zweige zur Seite biegen mußten, um die Richtung halten zu können.
    Uns störte niemand.
    Keiner hielt sich draußen auf. Wahrscheinlich hatten die Leute den Wetterbericht gehört und rechneten auch damit, das es früher anfangen würde zu regnen.
    Viele Fenster standen offen, und mehr als einmal hörten wir das Schnarchen der Schlafenden.
    Manchmal auch andere Laute, die bei uns ein wissendes Grinsen hinterließen.
    Mike Simpson war in Form. »Wenn ich jetzt Wasserbeutel hätte, würde ich sie durch einige Fenster werfen. Das wäre eine Schau!«
    »Nicht in dieser Nacht, Mike, die gehört der Hexe.«
    »Stimmt.«
    Wir wußten ja, wo Lea wohnte. Ihr gehörte ein Eckhaus, nicht sehr groß, schmal, etwas windschief auch, wir waren ja oft genug daran vorbeigegangen, aber es machte immer einen unheimlichen Eindruck, selbst im Licht der Sonne. Das konnte auch daran liegen, daß jede Menge Efeu an der Fassade wuchs und nur mal die Fensterausschnitte freiließ, denn dort wurden die Ranken stets geschnitten.
    Auch die Rückseite des Hauses wirkte nicht eben gepflegt. Zum Nachbarn hin hatte die Frau einen hohen, undurchsichtigen Holzzaun ziehen lassen. Es war auch gut so, denn der verwilderte Garten bot nicht eben einen prächtigen Anblick. Er sah mehr aus wie ein mitteleuropäischer Dschungel.
    Verfilzt und verzweigt. So dicht bewachsen, daß der Erdboden nur mit Mühe zu erkennen war.
    Trotzdem hatten wir uns vorgenommen, das Haus von der Rückseite her zu erreichen. Der Sage und den Erzählungen zufolge sollte die Hexe in einem rückseitigen Zimmer ihre Experimente durchführen. Man hatte davon gesprochen, daß sie heimlich Blut trank und sich aus irgendwelchen Kräutern etwas zusammenmixte, vor dessen Geruch sich schon ein normaler Mensch schüttelte.
    Lea machte es anscheinend nichts aus. Daß sie kleine Kinder grillen würde, hielt ich für ein Gerücht, trotzdem war sie und ihre Umgebung noch unheimlich genug, um mein Herz schneller klopfen zu lassen, als ich am hinteren Drahtzaun stehenblieb.
    Ich schaute Mike an.
    Er kaute auf seiner Unterlippe und wirkte plötzlich nicht mehr so erwachsen. Hatte er auch Angst?
    Ich mußte lächeln, aber so, daß er es nicht sah. Es war still geworden. Wir hörten das Summen der Insekten. Die Mücken schliefen leider nicht. Sie umtanzten uns wie wild.
    Mike knetete seine Nase. Dabei starrte er in den dunklen Garten.
    Wir sahen nichts.
    Ich legte zwei Finger um den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher