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0856 - Leas Hexenladen

0856 - Leas Hexenladen

Titel: 0856 - Leas Hexenladen
Autoren: Jason Dark
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diese Lichtung hier könnte ein solcher Ort sein.«
    »Spürst du das nicht?«
    »Nein.«
    »Dann hast du keinen Draht für übersinnliche Dinge?«
    »Leider nicht.«
    »Du bist also ein normaler Mann oder Mensch geblieben. Sehe ich das richtig?«
    »Auch wenn es dich enttäuscht, Maureen, du hast recht.«
    »Hm.«
    Ich lächelte sie an. »Bist du jetzt sauer?«
    »Nein, das nicht. Du wirst es kennen. Man hört oder liest von einer Person und macht sich natürlich bestimmte Vorstellungen von ihr, auch wenn man sich aus Kinderzeiten kennt. Weißt du eigentlich, daß ich mich habe überwinden müssen, dir Bescheid zu geben?«
    »Tatsächlich?«
    »Ja, wirklich. Ich kannte dich persönlich ja nicht mehr. Ich wußte nicht, wie du dich entwickelt hast. Gut, ich habe von dir gehört, aber das war alles. Du hättest mich auch auslachen können.«
    »Hast du es denn bereut?«
    »Nein.« Sie wurde sogar etwas rot bei dieser kurzen Antwort und winkte ab. »Ach, vergiß es.«
    Dann drehte sie sich um. »Meinetwegen können wir auch fahren. Ich habe genug gesehen, aber ich habe nicht das Gefühl gehabt, als hätte ich das Grab meines Bruders besucht, verstehst du?«
    Ich sagte nichts.
    Maureen wunderte sich darüber und auch über meinen Blick, der auf den Rand der Lichtung gerichtet war. Ich legte einen Finger auf meine Lippen. Maureen verstand das Zeichen und blieb still.
    Ich hatte etwas gehört.
    Ein Rascheln im Unterholz, auch ein Wispern, als würden Stimmen durch den Wald geistern. Ich hatte auch das Gefühl, von einem kühleren Luftzug getroffen zu werden, als hätte sich ein kalter Ring um diese Lichtung gelegt.
    »Was ist denn?« hauchte Maureen.
    »Da kommt jemand.«
    Sie schwieg.
    Sekunden später schon sahen wir, daß sich das Unterholz am Rand der Lichtung bewegte, aber nicht nur das, Zweige wurden zur Seite geschoben und plötzlich tauchten drei unheimliche Gestalten in schwarzen Kutten auf.
    Maureen Simpson zischte. Es hörte sich an, als hätte sie soeben noch einen Schrei unterdrückt. Mit diesem Besuch hatte keiner von uns gerechnet, und wir rührten uns nicht vom Fleck.
    Drei Gestalten.
    Aber - das war kaum zu glauben - es standen keine Männer vor uns. Aus den Öffnungen der Kapuzen schauten uns drei alte, runzlige und faltenreiche Frauengesichter an…
    ***
    Waren das Hexen?
    Diese Frage schoß mir automatisch durch den Kopf. Ich wollte und konnte sie nicht beantworten, es wäre mir auch zu simpel gewesen, daß plötzlich hier Hexen wie aus dem Nichts erschienen und uns verzaubern wollten. Das war mir schon zu märchenhaft.
    Daß sie jedoch vorhanden waren, blieb eine Tatsache. Und daß sie nicht aussahen wie normale Frauen, konnte auch nicht wegdiskutiert werden. Ihre Kutten sahen aus, als hätten sie diese aus einem Kloster gestohlen. Sie reichten ihnen bis zu den Füßen und waren im dichten Grasteppich verschwunden. Aus den Ärmelöffnungen schauten die Hände hervor, die mich beinahe an Totenfinger erinnerten, so lang und dünnhäutig waren sie. In den Gesichtern waren die Falten das herausragende Merkmal. Sie bildeten Striche, Bögen und Kurven, und nur durch diese Falten schien die Haut überhaupt noch zusammengehalten zu werden, denn mir zumindest kamen sie vor wie Nahtstellen.
    Ein unterschiedliches Alter konnte ich nicht feststellen. Sie sahen gleich aus, als wären sie Drillinge, und sie bewegten sich beim Gehen alle gleich. Ihre Schritte waren sehr kurz, als wollten sie uns so spät wie möglich erreichen.
    Neben mir stand Maureen. Sie atmete heftig. »John, du kannst mich kneifen, aber das wird wohl nicht viel nutzen. Ich sehe, was ich sehe, und es ist kein Traum - oder?«
    »Nein, das ist es nicht.«
    »Aber Lea soll doch so aussehen wie früher.«
    »Wer sagt dir denn, daß sich Lea unter diesen drei Frauen befindet?«
    »Gibt es denn noch andere Hexen hier?«
    »Keine Ahnung, aber wir werden sie fragen.«
    »Auf die Antworten bin ich gespannt.« Maureen glaubte nicht daran, auch ich war skeptisch, aber etwas mußte geschehen.
    Keiner von uns brauchte sie zu fragen, denn sie sprachen von sich aus. Es war die mittlere Person, die ihre Stimme erhob. Sie hörte sich so ungewöhnlich flüsternd an, als befände sich noch ein schmaler Trichter vor den dünnen Lippen der Alten.
    »Wer seid ihr…?«
    »Das können wir auch euch fragen«, sagte ich.
    Die Frau ließ sich nicht beirren. »Warum kommt ihr an diesen heiligen Ort?«
    Ich war erstaunt, nicht geschickt. »Wie hast du gesagt, Alte? Heiliger
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