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0852 - Der Klang der Hölle

0852 - Der Klang der Hölle

Titel: 0852 - Der Klang der Hölle
Autoren: Volker Krämer
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mächtige Ohrfeige brachte den Physiker zu sich.
    »Nicht fragen - einfach machen, Artimus. Wirf dir die Amazonenführerin über die Schulter. Und dann nichts wie weg von hier.« Als van Zant den Mund öffnete, setzte Nicole nach. »Nicht. Ich erkläre alles später. Tu was ich dir gesagt habe. Wir können hier nichts mehr ausrichten.«
    Vor van Zants innerem Auge spulte sich immer und immer wieder der Tod der Wächterin ab. Er, der Krieger, hatte ihr nicht helfen können.
    Er blickte sich um, sah die Zerstörungen, sah den Praetor, der bewegungslos verharrte. Nur wie durch einen dicken Nebel hatte van Zant wahrgenommen, was um ihn herum geschehen war. Sein Blick fiel auf Neffia. Zum Grübeln war jetzt wirklich nicht der rechte Moment. Artimus warf sich die Amazone über die linke Schulter und sprintete los. Das Gewicht der gerüsteten Kriegerin spürte er kaum.
    Er wandte sich nicht mehr um. Er wollte Armakath hinter sich lassen. Vielleicht für immer.
    Mit der Wächterin war auch seine Aufgabe hier gestorben. Zumindest glaubte der Physiker das in diesem Moment, da er sich an der Mauer in die Höhe zog.
    ***
    Es widerstrebte Nicole zutiefst, doch es blieb ihr nichts anderes übrig, als die bei Artimus so erfolgreiche Therapie bei Zamorra zu wiederholen. Das Ergebnis war nicht so beeindruckend wie vorhin. Nur langsam kehrte der Professor in die Realität zurück.
    »Was ist nur los mit mir, Nicole?« Zamorra schüttelte benommen den Kopf. Auf seiner Wange zeichneten sich deutlich fünf schlanke Finger ab. »So etwas hat es früher doch nicht gegeben.«
    Nicole hätte sicherlich Stoff für mehrere Stunden gehabt, in denen sie ihrem Lebensgefährten ihre Sicht der Dinge darlegen konnte, doch diese Zeit hatten sie nun einmal nicht. Nicht weit von den beiden begann sich der Praetor langsam wieder zu regen. »Komm, Zamorra, wir verschwinden von hier.«
    Ohne Widerstand ließ der Professor sich von Nicole zur Mauer bringen. Ein Dröhnen schwoll hinter ihnen an, das bösartiger kaum sein konnte. Zamorra wandte sich um, erwartete einen neuerlichen Angriff des Praetors.
    Doch der kam nicht. Was kam, war die Stimme der Kreatur. Sie wanderte durch alle Straßen Armakaths, bis hinein in das kleinste Gebäude. Zamorra konnte es nicht genauer definieren, doch etwas Endgültiges lag in den Worten, die man noch bis weit hinein in die Schwefelklüfte vernehmen konnte.
    »Was habt ihr nur getan! Der Weg der neuen Wurzel - zerstört, Vernichtet. Nun muss ich einen anderen suchen… Wie konntet ihr nur dem Willen der Herrscher zuwider handeln? Nein, ich bin es nicht, der versagt hat, niemals. Armakath wird wieder ›werden‹ - nichts ist für immer,; ihr werdet es sehen. Doch bis dahin - schlafe, schlafe im Mantel des Klanges, Stadt des reinen Weiß. Schlafe…«
    Die Stimme schwieg.
    Die Stille folgte ihr nach, doch sie war von der Sorte, die man zu fürchten hatte. Nicole und Zamorra blickten einander an. Dann zogen die beiden sich auf die Mauerkrone hoch.
    Das war der Augenblick, in dem es begann. Ganz leise und sacht - für menschliche Ohren zunächst unhörbar.
    Das änderte sich jedoch schon bald…
    ***
    Van Zant hatte den Zustand der noch immer besinnungslosen Amazone flüchtig überprüft.
    Er war kein Mediziner, doch diese Frau war stark, war kräftig genug, selbst einen solchen Sturz zu überleben.
    Artimus ließ sich nahe der Stadtmauer nieder. Die Gefahr war noch nicht gebannt, das war ihm klar. Doch er musste sich für einige Momente ausruhen.
    Besser,; du denkst nicht nach… besser für dich!
    Leichter gesagt als getan. Der Tod der Wächterin war ein weiterer Schlag für den Physiker. Julie, Khira, nun die Wächterin. Gut, er hatte zu der geheimnisvollen Frau eine gänzlich andere Beziehung gehabt, als zu den anderen beiden. Trotzdem fühlte er sich in diesem Augenblick, als habe da irgendwer ein Stück von ihm abgeschnitten. Ein Stück der Seele?
    Van Zant rappelte sich hoch. Hier konnte er nicht sitzen bleiben. Die Gefahr durch den Praetor existierte nach wie vor.
    Dann hörte er die Worte des seltsamen Wesens, die wie Donnerhall klangen.
    Schlafe? Was mochte Praetor damit gemeint haben?
    Darüber konnte er sich später Gedanken machen. Nun war es ganz sicher besser, sich erst einmal in Sicherheit zu bringen, Raum zwischen sich und der Stadtmauer zu legen. Kurz gesagt: die Beine in die Hand zu nehmen.
    Erneut schulterte van Zant die Amazone. Er gab ihr einen Klaps auf ihr lederbewehrtes Hinterteil, dann lief er los.
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