Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0852 - Der Klang der Hölle

0852 - Der Klang der Hölle

Titel: 0852 - Der Klang der Hölle
Autoren: Volker Krämer
Vom Netzwerk:
Wäre die Dame bei Besinnung, hätte er sich das dreimal überlegt, doch dann hätte sie gefälligst auf eigenen Beinen gehen können.
    Wo blieben Zamorra und Nicole?
    Erst nach mehreren Minuten hielt der Südstaatler an, legte seine besinnungslose Last mehr oder weniger vorsichtig auf den Boden, der hier recht sandig war.
    Er blickte in Richtung der weißen Stadt. Dort kamen sie. Erleichtert registrierte Artimus die beiden sich bewegenden Punkte, die von Sekunde zu Sekunde ein wenig größer und deutlicher wurden. Nicole lief ein ganzes Stück voran; es schien, als wäre Zamorra nicht unbedingt in der besten körperlichen Verfassung seines Lebens.
    Nicole schien nicht einmal sonderlich außer Atem zu sein, Zamorra hingegen ließ sich gleich zu Boden fallen, als sie Artimus erreicht hatten.
    Der besorgte Blick von Nicole blieb van Zant nicht verborgen. Er versuchte ein Lächeln, das jedoch recht freudlos und misslungen ausfiel. Dann winkte er ab.
    »Schon gut. Ich komme klar, Nicole. Keine Sorge um mich. Aber was ist mit diesem irren Nacktfrosch in der Stadt? Habt ihr seine großen Worte deuten können?« Artimus' versuchter Humor klang ein wenig belegt, das blieb nicht verborgen.
    Sie schüttelte den hübschen Kopf. »Nein, aber ich denke, wir werden es erleben.«
    Zamorra machte eine Handbewegung, die seine Begleiter schweigen ließ. »Hört hin? Was läuft da ab?«
    Ein sanfter Klang hob an. Langsam steigerte sich die Lautstärke, doch sein Charakter blieb bestehen. Sanft, zart, zerbrechlich. Nicole lauschte. Das erinnerte sie an etwas. Nur an was genau? Es wollte ihr nicht einfallen.
    »Also für mich klingt das nach Weihnachten.« Für Artimus war damit das Thema erledigt. Doch Zamorra schüttelte energisch den Kopf.
    »Nein, das nicht. Aber der Ton hat sicher etwas Einschläferndes, oder?«
    Nicole streckte den Arm aus. »Wie ein Schlaflied, genau das ist es. Seht hin. Das glaube ich nicht!« Zamorra und van Zant folgten mit den Blicken der vorgegebenen Richtung. Es war tatsächlich unglaublich, was sie zu sehen bekamen.
    »Schnee? Nur von der falschen Richtung her…«
    Artimus hatte nicht unrecht. Feiner Schaum - oder war es nichts weiter, als der zu fester Materie gewordene Ton -begann Armakath zu erobern. Vom Boden aus beginnend. Der Schaum quoll nicht über die Mauern nach außen, nein, er blieb innerhalb der Einfassung, als würde ihn eine durchsichtige Wand dort einsperren.
    Der Ton wurde in seiner Lautstärke nie unangenehm, doch seine Wirkung hielt an, bis auch der höchste Turm, die höchste Kuppel unter dem seltsamen Schaum verschwand. Dann endete das magische Spektakel.
    Am linken Rand von Armakath sahen die drei jemanden mit gleichbleibender Geschwindigkeit dem Horizont entgegenstreben. Ohne auch nur einen Hauch langsamer zu werden, überwand die Gestalt die Höhenmeter des anschließenden Bergzugs.
    Zamorra atmete tief durch. »Er wird einen anderen Weg suchen, eine neue Wurzel zu besorgen. So hat er es gesagt.«
    Artimus zuckte mit den Schultern. »Wir werden es erleben. Oder auch nicht. Jedenfalls wird er mit seinen Materie-Klängen den Höllenbewohnern hier die wahre Hölle machen.«
    Nicole fühlte, wie ihr Mund ungewöhnlich trocken wurde. Sie konnte die Worte kaum aussprechen, die ihr auf der Zunge lagen.
    »Er… der Praetor hat Armakath in den Schlaf gesungen…«
    Weder Zamorra noch van Zant konnten ihr da widersprechen. Die weiße Stadt - getaucht und gehüllt in eine schaumige Traumwelt, die alles Fremde von ihr fernhielt… für wie lange wohl?
    Einen Tag? Ein Jahr? Die Ewigkeit?
    Wer wusste das schon zu sagen…
    ***
    Iriga wartete.
    Sie war geduldig. So wurden Amazonen erzogen. Man musste warten können, wenn es nötig war, viele Stunden, ja, Tage. Doch so lange wurde Irigas Geduld nicht strapaziert. Die drei Eindringlinge von der Erde verschwanden schneller, als sie befürchtet hatte.
    Langsam, jede Bewegung mit Vorausschau planend, machte sich die Amazone auf den Weg. Es konnte ja immerhin möglich sein, dass sie beobachtet wurde. Doch auch bei genauester Kontrolle konnte sie niemanden entdecken. Sie war weit und breit alleine.
    Wo waren die Schwestern abgeblieben, die rechtzeitig geflohen waren, ehe das Chaos über die weiße Stadt hereinbrach?
    Iriga würde sie finden, ganz sicher. Doch jetzt war es ihr sehr lieb, allein zu sein.
    Alleine mit Neffia, der Anführerin der Amazonenstämme in den Schwefelklüften.
    Die Menschen hatten die Verletzte einigermaßen versorgt, waren dann
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher