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0852 - Der Klang der Hölle

0852 - Der Klang der Hölle

Titel: 0852 - Der Klang der Hölle
Autoren: Volker Krämer
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meiner Persönlichkeit.« Die letzten Worte hatte Sabeth ungewöhnlich hart und schnell ausgesprochen. Sie spie sie Laertes entgegen, als koste sie das ungeheuer viel Kraft.
    Der hagere Vampir, dessen wahre Heimat irgendwo zwischen den Sternen auf einer Welt namens Uskugen lag, musste nicht mehr hören. Er hatte so etwas bereits geahnt, als Zamorra ihm die Geschichte von dem Wurzelbrand in der weißen Stadt berichtet hatte.
    »Sie nahm dir alles, was du dir in langer Zeit schwer angeeignet hattest, nicht wahr? Du hattest es satt, dich immer und immer wieder außerhalb stellen zu müssen - Vampire können nur unter ihresgleichen leben, richtig? Du wolltest kein Menschenblut mehr trinken.«
    Sabeth schienen diese Worte schrumpfen zu lassen. Plötzlich wirkte sie in sich zusammengesunken, müde… alt.
    »Ich wollte es nach deinem Prinzip versuchen. Und ich hatte es geschafft, Laertes. Doch nun - schau mich an. Ich bin wieder das, was ich immer war. Ein Vampir. Eine Gefahr… ein Monster!«
    Seit einer Ewigkeit war es das Bestreben von Dalius Laertes, genau das zu ändern. Er wollte dem Volk der Nacht seine wahre Bestimmung zurückgeben. Nicht Angst und Schrecken sollten sie verbreiten, sondern sich wieder auf ihre geistigen Fähigkeiten konzentrieren. Musik, Literatur, Philosophie… und all das auf Augenhöhe mit den Menschen. Doch welcher Mensch war bereit, mit einem Wesen zu kommunizieren, das nach seinem Blut lechzte?
    »Du hast es einmal geschafft, Sabeth. Warum nicht ein zweites Mal? Ich will dir dabei helfen…«
    Sabeth machte einen Sprung nach hinten. Heftig flackerte ihr Blick, der Kopf ruckte von links nach rechts. »Nein! Es ist vorbei, Dalius. Lass mich, verschwinde! Ich bin die Hüterin der Wurzel dieser Stadt. Wenn ich noch einmal kämpfen muss, dann für Armakath, doch nie wieder für irgendwelche Ideale oder Ideen anderer. Dazu fehlt mir die Kraft. Alle meine Energie brauche ich für die Wurzel… gerade jetzt, da alles anders wird. Geh, Laertes - vergiss mich.«
    Sie bewegte sich unglaublich schnell, war schon im nächsten Augenblick verschwunden. Dalius Laertes machte keine Anstalten, Sabeth zu folgen. Sinnlos. Zumindest jetzt gab es kein Argument, das sie überzeugen konnte. Das bedeutete jedoch nicht, dass der hagere Vampir die dunkelhäutige Frau aufgab. Sicherlich nicht. Zudem irritierte ihn ihre Bemerkung: »… jetzt, da alles anders wird.« Er verstand das nicht.
    Laertes wandte sich ab. Es gab nichts, was ihn hier jetzt noch hielt. Hielt ihn überhaupt irgendwo etwas Bestimmtes? Dalius drängte diese Frage sofort zurück in die Tiefen seines Bewusstseins, wo sie ständig auf eine Chance lauerte, sich ganz nach vorne zu drängen.
    Laertes hasste diese Frage, die in ihrem Schlepptau unzählige weitere mit sich führte. Er wusste nur zu genau, dass er sie erst dann für immer loswerden konnte, wenn er die dunklen Stellen seiner Vergangenheit mit Wahrheit gefüllt hatte.
    Wann würde das geschehen? Würde es überhaupt je geschehen können? Das waren die Fragen, die dann stets folgten…
    Hier jedenfalls war er überflüssig. Laertes konzentrierte sich auf den Sprung , der ihn zurück zur Erde bringen sollte. Das er für einen Moment zögerte, war ungewöhnlich für ihn. Was war da? Irgendetwas hatte der Uskuge gefühlt. Eine Art… Präsenz. Irgendwo in den Schwefelklüften war etwas erschienen, angekommen. Jemand, etwas? Er konnte es nicht sagen, doch Laertes war sicher, der Ankömmling gehörte hier nicht hin. So wenig wie er.
    Dalius Laertes entschied, dass es nicht seine Sache war, sich darum zu kümmern. Zudem war die Hölle zu Undefiniert groß - er hätte nicht gewusst, wo er die Suche starten sollte.
    Laertes sprang - und das Desaster nahm ungehindert seinen Lauf.
    ***
    Der rostrote Umhang lag eng um die Schultern der Frau.
    Er reichte nahezu bis zum Boden, den er jedoch niemals berührte. Irgendwie sah es so aus, als würde er sich immer einen Fingerbreit darüber befinden, ganz so, als scheute er vor dem direkten Kontakt zurück.
    Die tief schwarzen Haare trug sie offen. Glatt fielen sie ihr über den Rücken hinunter. Sie war hochgewachsen sicher maß sie sechs Fuß bis zum Scheitel. Schlank war sie, doch wenn die durch den Umhang behinderte Sicht nicht täuschte, dann konnte man sie bestimmt nicht als dürr bezeichnen.
    In den Augen der Frau lag nicht der Hauch einer Emotion, als sie von ihrer erhöhten Position auf die Dächer der weißen Stadt Armakath blickte. In diesen Augen
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