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085 - Hexensabbat

085 - Hexensabbat

Titel: 085 - Hexensabbat
Autoren: Larry Brent
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Haus, das
nun ohne Frank und Jonny wie ausgestorben wirkte.
    Die
Atmosphäre war beklemmend, die Wände schienen auf sie zuzukommen.
    Helen Garison schloß die Haustür auf, blieb nur mit dem dünnen Babydoll bekleidet auf der Schwelle stehen und spürte nicht
die kühle, feuchte Luft, die ihren sorgenschweren Körper streifte.
    Wie eine
Mauer lag der ausgedehnte Park vor ihr, in dem Frank so gerne seine Freizeit
verbracht hatte und mit Jonny herumgetollt war. Dies alles sollte nun zu Ende
sein?
    Zehn Minuten
verharrte Helen Garison unbeweglich wie eine Statue.
Mehr als einmal fühlte sie sich veranlaßt, einfach in die Nacht hinauszulaufen,
sich vor einen fahrenden Zug zu werfen, von einer Brücke zu stürzen - aber in
die Flut ihrer verworrenen Gedanken und Überlegungen mischte sich immer wieder
der entscheidende Funke der Vernunft.
    Erst
Mitternacht, hämmerte es in ihrem fiebernden Hirn. Noch sechs oder sieben
Stunden bis zum Hellwerden! Ich werde wahnsinnig! Ich werde Scotland Yard
anrufen und fragen, ob es etwas Neues gibt.
    Sie kehrte
ins Haus zurück, griff zum Telefonhörer und legte ihn dann wieder auf, ohne
gewählt zu haben. Es war unsinnig, mitten in der Nacht anzurufen. Inspektor
Tabbert hatte sie ausdrücklich gebeten, nur anzurufen, wenn es etwas Neues gab.
Aber offenbar war das nicht der Fall. Sie mußte sich weiter gedulden und
abwarten. So schwer ihr das auch fiel!
    Dr. Hillery hatte ihr ein Beruhigungsmittel verschrieben, und
Helen hatte heute abend schon davon eingenommen. Aber trotzdem schlief sie
nicht durch. Ihr aufgepeitschtes Bewußtsein überwand die Wirkung der
Chemikalien.
    Helen legte
sich in die Kissen zurück und starrte zur Decke. Dabei sah sie, wie das
Mondlicht weiterwanderte, wie die Schatten des Bildes an der Wand neben ihr
größer und schwärzer wurden.
    Zähflüssig
tropften die Minuten dahin, und die junge Frau machte sich Gedanken über den
Ablauf des morgigen Tages.
    Sicher würde
man eine Spur von Jonny finden. Wahrscheinlich hatte er sich nur verlaufen.
Die. Großstadt war ein Labyrinth für einen so kleinen Jungen. Der Gedanke
daran, daß er nicht mehr am Leben sein könnte, war mit einem Mal ganz weit
zurückgedrängt. Um so stärker jedoch kamen dann die Sorgen und Befürchtungen
zurück, daß doch alles zu Ende sein könnte.
    Stundenlang
lag sie wach. Erst im Morgengrauen fielen ihr die Augen zu. Sie schlief eine
knappe Stunde lang. Als sie wach wurde, drang Tageslicht durch die Gardinen.
    Helen Garison fühlte sich wie gerädert. Sie war blaß und tiefe
Schatten lagen um ihre Augenhöhlen.
    Die junge
Frau kochte sich nur schnell einen Kaffee und schüttete ihn heiß hinunter. Sie
brachte keinen Bissen über die Lippen, obwohl sie sich ein Honigbrot gerichtet
hatte. Unberührt blieb es auf dem Tisch liegen.
    Helen Garison legte stärker Make-up auf, als es sonst ihre
Gewohnheit war. Sie war an sich eine blühende, strahlend aussehende Frau, die
nur hin und wieder kleine kosmetische Tricks benötigte, um ihr Aussehen und
ihren Typ zu unterstreichen.
    Aber seit
Wochen schon konnte sie nicht mehr auf Cremes und Farbe verzichten. Ohne
kosmetische Hilfsmittel sah sie unvorteilhaft aus.
    Sie machte
keine Betten und räumte das Haus nicht auf. Das Innere der Wohnung war seit
drei Tagen ungepflegt und vernachlässigt. Helen Garison hatte jegliches Interesse an der Hausarbeit verloren.
    Der Himmel
war wolkenlos und strahlend blau, die Luft aber nicht warm.
    In dem
dunklen Kostüm wirkte die junge Frau älter als sie war. Helen fröstelte. Sie
hatte kaum geschlafen. Ihr Herzschlag funktionierte unregelmäßig, und sie hatte
das Gefühl, auf Eiern zu gehen. Die Welt um sie herum war unwirklich und fremd
geworden. Helen nahm nichts mehr richtig wahr.
    Sie ging zu
dem kleinen Vorstadtbahnhof und erreichte den nächsten Zug nach London.
    Zwanzig
Minuten später fuhr der Zug in die Victoria-Station ein.
    Es war
morgens halb neun.
    Eine andere
Welt nahm Helen Garison gefangen. Sie hoffte, unter
der Vielzahl der Menschen ihre Sorgen zu vergessen und abgelenkt zu werden. Sie
beobachtete das Gedränge der hastenden Menschen, welche die eintreffenden Züge
ausspien. Über die Lautsprecher wurden an- und abfahrende Züge ausgerufen. Es
war die Atmosphäre eines Großstadtbahnhofs, unverwechselbar und fesselnd. Man
wurde in den Bann der Hektik gezogen.
    Helen Garison ließ sich im Menschenstrom treiben, geriet in die
Nähe der Bahnsteigtunnel, wurde auf die Sperre zugeschoben und
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