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085 - Hexensabbat

085 - Hexensabbat

Titel: 085 - Hexensabbat
Autoren: Larry Brent
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Jahren vergebens versucht hatte, das Herz der
schönen, attraktiven jungen Dame zu gewinnen. Aber damit teilte er das
Schicksal vieler Männer, die vergebens gehofft hatten, Helen zum Traualtar zu
führen. Sie war begehrenswert gewesen und war es heute noch. Ein ihr eigener
Reiz und Charme haftete ihr an, man konnte sich dieser Ausstrahlung kaum
entziehen.
    Unverhofft
legte Raymond Knight seine Rechte auf ihre schlanke Hand und sagte: »Es ist
sicher ein Wink des Schicksals, daß wir uns beide ausgerechnet jetzt über den
Weg laufen. Du hattest schon immer viele Freunde und Verehrer, Helen .«
    Ihre Lippen
verzogen sich zu einem andeutungsvollen Lächeln. »Aber diese Freunde sind nicht
immer da, wenn man sie braucht«, entgegnete sie kaum hörbar.
    »Ich werde
immer für dich dasein. Ich sage es nicht bloß so dahin. Wenn du mich brauchst -
hier, meine Karte. Du kannst mich zu jeder Tages- und Nachtzeit telefonisch
erreichen. Ich werde dir jede nur denkbare Hilfe gewähren .«
    »Danke !« Sie griff nach der Visitenkarte und warf einen flüchtigen
Blick darauf. Außer seinem Namen standen zwei verschiedene Adressen und
Telefonnummern auf dem gehämmerten Karton. Es waren dies die Geschäftsanschrift der Apotheke in London und die Adresse außerhalb
der City.
    Helen Garison warf einen schnellen Blick auf die zierliche
goldene Uhr an ihrem Handgelenk. »Ich muß gehen. Ich habe mich schon viel zu
lange aufgehalten. Man kann die Dinge, die einem bedrücken und beschäftigen nur
für kurze Zeit ablegen und verdrängen. Es war nett, daß ich dich wiedergesehen
habe, Ray .«
    »Es wird
alles wieder gut werden«, sagte er steif, weil ihm im Moment nichts Besseres
einfiel.
    Sie sah ihn eine halbe Minute lang schweigend an. Raymond Knight war
kein gutaussehender Mann. Er war kräftig, aber seinem Gesicht fehlten die
markanten, scharfgeschnittenen Züge, die Helen an Frank so sehr geliebt hatte.
Raymonds Züge waren weich und nichtssagend. Aber er hatte gütige, warmherzige
Augen. Was ihm immer gefehlt hatte, waren Charme und ein gewisses Maß an
Draufgängertum gewesen. Er war dem schönen Geschlecht gegenüber immer etwas
scheu. Wahrscheinlich war dies mit ein Grund dafür, daß er jetzt, mit
dreiunddreißig Jahren, noch immer nicht verheiratet war.
    Manchmal
hatte Helen das Gefühl gehabt, Raymond Knight warte nur darauf, bis ihm etwas
in den Schoß falle. Er war nie bereit gewesen, sich mit aller Kraft für etwas
einzusetzen.
    »Ich werde
dran denken, Ray«, sagte Helen. »Vielen Dank! Jetzt halten mich allerdings
keine zehn Pferde mehr. Vielleicht weiß Inspektor Tabbert heute morgen mehr als
gestern abend .«
    »Ich drücke
dir beide Daumen .«
    Helen griff
nach ihrer Handtasche und wollte ihren Tee bezahlen. Aber das ließ Knight nicht
zu. Er legte den Betrag und ein angemessenes Trinkgeld auf die Tischplatte,
weil Helen es so eilig hatte, und begleitete die junge, schwarzgekleidete Frau
zum Ausgang des Bahnhofs. Helen hatte Glück, daß gerade ein Taxi vorfuhr, das
keinen Fahrgast beförderte. Sie winkte.
    »Bis bald«,
flüsterte Knight.
    »Das ist
nicht so sicher. Überlassen wir es dem Zufall .«
    »Wir sehen
uns bestimmt wieder«, flüsterte er, aber das hörte sie schon nicht mehr, weil
sie die Wagentür hinter sich zuzog. »Ich habe das im Gefühl .«
    Helen Garison winkte Knight zu, während sie sich ein wenig nach vorn
beugte und dem Fahrer ihr Ziel nannte: »New Scotland Yard, please !«
     
    ●
     
    Zum gleichen
Zeitpunkt als das Taxi mit Helen Knight losfuhr, raste ein Ambulanzwagen mit
hoher Geschwindigkeit durch die Charing Cross Road.
In der Höhe des Strand, Londons berühmtem Viertel mit den zahlreichen
exklusiven Speiselokalen, bog der Fahrer des Krankenfahrzeugs nach rechts ab,
um zum Somerset Hospital zu kommen.
    Hinten im
Wagen lag schwer atmend der Kranke. Ein Arzt und eine Frau mittleren Alters mit
rot geränderten, verweinten Augen begleiteten den Transport. Mit einem
flehentlichen Blick sah die Frau den Mediziner an. »Wie steht es um ihn, Doc ?« fragte sie kaum hörbar.
    Der Arzt
blickte nicht von den Instrumenten auf und beachtete besorgt das Zittern der
Nadeln auf den Meßgeräten an dem Sauerstoffapparat, den er angeschlossen hatte.
    Dr. Bert Loamer preßte die Lippen zusammen. Er hatte bereits
unmittelbar nach seinem Eintreffen im Haus des Patienten herzstärkende und
kreislauffördernde Mittel gespritzt. Aber der Körper sprach nicht darauf an. Alles
wies auf einen Herzinfarkt
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