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085 - Hexensabbat

085 - Hexensabbat

Titel: 085 - Hexensabbat
Autoren: Larry Brent
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öffnete
automatisch ihre Handtasche, um die Fahrkarte herauszunehmen. In diesem
Augenblick wurde sie durch eine unachtsame Bewegung ihres Hintermannes am
Unterarm getroffen. Helen Garison rutschte die Tasche
aus der Hand.
    Geistesgegenwärtig
griff sie noch danach und konnte verhindern, daß die Tasche zu Boden fiel, aber
die Klappe war geöffnet und ein Teil des Inhalts kullerte über ihre Hände. Sofort
waren hilfreiche Finger zur Stelle.
    Ihr Vorder-
und ihr Hintermann, die sich mit einem leisen »Pardon«, entschuldigten, bückten
sich und hoben die Utensilien auf, die zu Boden gefallen waren. Schlüsselbund,
Lippenstift, Puderdose und Fahrplan wurden zurückgegeben, auch ein paar Coins , die herausgefallen waren.
    Helen Garison nahm dankbar nickend die Dinge entgegen, die ihr
gereicht wurden. Ihr Blick begegnete dem des Mannes, der ungewollt diesen
kleinen Zwischenfall inszeniert hatte.
    »Ich hoffe,
Sie haben alles zurückbekommen ?« fragte der und
lächelte. Das Lächeln gefror ihm auf den Lippen.
    Helen hielt
den Atem an.
    »Raymond ?« , fragte sie verwundert und; mit tonloser Stimme.
    Der
Angesprochene löste sich aus der Überraschung.
    »Helen? Das
darf doch nicht wahr sein .« Er dämpfte seine Freude
ein wenig als er sah, daß sie Trauer trug. »Im größten Gedränge treffen wir uns
wieder?! Ich habe mir unser Wiedersehen anders vorgestellt. Wir müssen
unbedingt miteinander sprechen .«
    Sie nickte.
Drei Minuten später hatten sie die Bahnhofshalle verlassen. Sie saßen bei einer
Tasse Tee im Restaurant zusammen.
    »Du hast dich
nicht verändert«, sagte Raymond Knight, während er seine Tischdame freundlich
ansah. »Du bist so hübsch wie damals als du mir einen Korb gegeben hast .«
    »Soll das ein
schlechter Scherz sein ?« fragte sie rauh.
    »Ich habe nie
gescherzt, das weißt du .«
    »Ich weiß
genau, wie ich aussehe. Wenn ich gewußt hätte, daß du mit diesen plumpen
Komplimenten kommen würdest, wäre ich gar nicht mitgegangen .« Sie schob ihre Teetasse zurück, und für den Bruchteil eines Augenblicks sah es
ganz so aus als würde sich Helen von ihrem Platz erheben und den Tea Room verlassen.
    Raymond
Knight griff nach ihrer Hand. »Warum so heftig ?« fragte er sanft. Man sah ihm an, daß er ihre Reaktion nicht verstand. Er war
sich offensichtlich keines beleidigenden Wortes bewußt.
    Helen senkte
den Kopf. »Entschuldige«, sagte sie leise. »Ich bekomme alles in die falsche
Kehle. Die Nerven. Es war zuviel in der letzten Zeit .«
    Ausgerechnet
einem Mann, den sie seit sieben Jahren nicht mehr gesehen hatte, vertraute sie
sich an. Sie spürte mit einem Mal den Wunsch in sich aufsteigen, zu sprechen
und ihr Herz auszuschütten. Sie hatte in der letzten Zeit oft bei Freunden und
Bekannten Gelegenheit gehabt. Niemand hatte sie gedrängt, - jeder hatte
abgewartet. Nun, bei Raymond Knight, der eigentlich nie richtig ihr Typ gewesen
war, schaffte sie sich Luft.
    Die Zeit war
reif. Ebensogut hätte Helen Garison einem Fremden
einen Bericht über ihren Seelenzustand geben können. Doch Knight war ein
geduldiger Zuhörer. Seine großen, dunklen Augen mit den langen Wimpern, um den
ihn ein Mädchen hätte beneiden können, sahen Helen an.
    »Hast du
überhaupt soviel Zeit ?« fragte sie mal, sich
unterbrechend.
    Er nickte.
»Den ganzen Tag, wenn du es wünschst! Ob ich nun in meiner Apotheke bin oder
nicht, der Laden läuft von allein. Allerdings muß ich mich innerhalb der
nächsten Stunde bei meinen Angestellten melden, sonst fürchten die, ich sei
unter die Räder geraten .«
    Auf diese
Weise erfuhr Helen, daß ihr ehemaliger Freund vor fünf Jahren die Apotheke
seines Vaters in der Nähe der Fleet Street übernommen hatte. Beide zeigten sich
verwundert, daß sie in den letzten sieben Jahren oft hier in der Metropole
gewesen waren, sich aber nie begegneten. Auch daß ihre beiden Wohnorte so dicht
beisammen lagen, wunderte sie. Keiner hatte etwas vom anderen gewußt.
    Es war für
Raymond Knight auch neu, daß Helen die Frau Frank Garisons war. Er erfuhr jetzt von dem ganzen Drama. Als er vom Verschwinden des einzigen
Sohnes hörte, zeigte Knight sich erschüttert. Er verstand das zerfahrene,
verfremdende Verhalten von Helen.
    »Du hast viel
durchgemacht«, murmelte er leise.
    Sie griff
jetzt, nachdem sie ihrem Herzen Luft verschafft hatte, wieder nach dem Teeglas.
Das Getränk war noch lauwarm.
    Eine Zeitlang
herrschte Schweigen zwischen Helen Garison und ihrem
ehemaligen Freund, der vor vielen
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