Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0846 - Flucht aus Tilasim

0846 - Flucht aus Tilasim

Titel: 0846 - Flucht aus Tilasim
Autoren: Christian Montillon
Vom Netzwerk:
Mit jedem Tropfen wurden nicht nur sein Hunger und seine Gier gestillt… jedes seiner Atome barst zugleich vor der Lebenskraft, die die Quelle des Lebens verlieh.
    Keine andere Kreatur wäre dazu in der Lage gewesen, diese Kraft aufzunehmen und zu verwerten. Doch Kelvo vermochte es. Er verwandelte sie zu seiner eigenen Stärke.
    Ein kleiner Teil der relativen Unsterblichkeit der Quelle des Lebens vermischte sich mit der Unsterblichkeit, die ihm als Dämon ohnehin zu eigen war, und füllte ihn aus.
    Er lachte triumphierend.
    Wieder nahm seine Stärke zu, wie es seit Jahrhunderten kontinuierlich der Fall war. Nie wieder würde er eine Niederlage erleben wie bei dem Kampf mit Astardis. Nie wieder würde ein Höllenherrscher es wagen, ihn zu bestrafen und seine Dienerkreaturen als vogelfrei zu erklären.
    Und wenn er es doch tat, dann würde Kelvo ihn töten.
    ***
    Farga erwachte, und er glaubte, dass kein Blut mehr durch seinen Körper floss, sondern substanzgewordener Schmerz.
    Warum verbrannten seine Adern nicht, warum zerschmolzen seine Organe nicht zu flüssigem Gewebebrei?
    Jeder Muskel vibrierte. Die Augen kochten in ihren Höhlen. Die Haare mussten längst zu Asche verfallen sein.
    Aber nein. Nichts von alledem.
    Es war wie jedes Mal, wenn sich Kelvo an ihm gelabt hatte, nur schlimmer, unendlich viel schlimmer als je zuvor. Denn der Meister war zu früh zurückgekommen, hatte seinem Gefangenen keine Zeit der Regeneration gegönnt. Er hatte es ihm sagen wollen, doch Kelvo hatte ihn nicht ausreden lassen. Seine Gier hatte es verhindert.
    Er versuchte sich aufzusetzen, aber die Muskeln versagten ihm den Dienst. Ergeben schloss er die Augen und fiel in einen tiefen, traumlosen Erschöpfungsschlaf.
    Traumlos?
    Nur für die ersten Stunden.
    Dann kommen die Bilder. Ein blauer Himmel, auf dem sich weiße, manchmal graue Wolken türmen. Rasch ziehen sie vorbei. Die Spitze eines Kirchturms ragt empor, bohrt sich scheinbar mitten in die Unendlichkeit. Überall grünt es üppig, die Bäume tragen gelbe, rote und rosafarbene Blüten…
    Diesmal ist die Erschöpfung so groß, dass mehr als nur Bilder aus dem tiefsten Unterbewusstsein strömen. Farga hört etwas. Ein Zwitschern, Trällern, Singen. »Vögel«, weiß er die Geräusche sofort zuzuordnen.
    Lebewesen, die anders sind als sie, als der Wächter, als Kelvo.
    Und dann: LIEBLING.
    Eine Stimme.
    DA KOMMT JA MEIN LIEBLING.
    Die Stimme gehört ihrer… seiner…
    »Mama«, flüsterte er im Traum und in der Realität, und Tränen rannen über seine Wangen.
    ***
    Der Schmerz klang langsam ab und wich einem dumpfen Pochen.
    Professor Zamorra stand stocksteif, spürte die harten Krallen an seinem Hals. Etwas rann warm und klebrig über die kleine Kuhle auf seine Brust. Die schroffen Nägel ritzten seine Haut.
    Die Drohung klang ihm noch in den Ohren - eine Bewegung, und er stirbt.
    »Was wollen Sie, Hellstrom?«, presste Zamorra hervor. Durch die Sprechbewegung schrammten die Klauen über seinen Kehlkopf. Scharfer Schmerz durchzuckte ihn.
    »Nicht Hellstrom !«, rief der Zwitter. »Diese Kreatur ist kein Mensch. Zumindest nicht nur. Ein.Teil Kelvos steckt in ihm!«
    Ein Besessener? Aber warum hatte dann Merlins Stern nicht reagiert? Die Silberscheibe hätte die Gegenwart des Bösen spüren müssen, wie auch bei ihren vorigen Zusammentreffen mit Kelvo.
    »Wenn du das gewusst hast, warum hast du dann zugelassen, dass Zamorra in seine Gewalt gerät?« In Nicoles Stimme lag deutliche Verzweiflung. Dem Parapsychologen entging jedoch ebenfalls nicht der taktierende, abschätzende Blick, den sie mit den anderen tauschte.
    »Zuerst hatte mich Amos' Offenbarung über Farga abgelenkt, außerdem konnte niemand damit rechnen, dass sich Hellstrom übermenschlich schnell bewegen kann. Ich dachte, ich hätte ihn unter Kontrolle.« Der Zwitter sezierte mit seinen Blicken den Besessenen.
    »Ich wusste es ebenfalls«, erklärte der ehemalige Höllenfürst. »Zumindest vermutete ich es. Es wundert mich, dass Zamorra es nicht selbst geahnt hat.«
    Das hatte er sehr wohl; zumindest hatte er damit gerechnet, dass irgendetwas nicht in Ordnung war, sich aber trotzdem einlullen lassen. Wie konnte er da seinen Gefährten etwas vorwerfen?
    »Still!«, forderte der Besessene, offenbar verblüfft darüber, dass seine Feinde in einer solchen Situation diskutierten.
    Der Meister des Übersinnlichen ahnte, warum seine Begleiter so handelten. Es war zu einer stillen Übereinkunft gekommen. Sie lenkten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher