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0846 - Flucht aus Tilasim

0846 - Flucht aus Tilasim

Titel: 0846 - Flucht aus Tilasim
Autoren: Christian Montillon
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mochten sie noch so schmerzhaft und entsetzlich enden, waren ihr lieb, denn sie bedeuteten Abwechslung. Mit Kelvo konnte sie reden und Antwort erhalten.
    Schon lange wünschte sie sich, sie könnte ewig schlafen. Schlafen und vielleicht auch träumen…
    In ihren Träumen erlebte sie vieles, wanderte nicht durch die Höhle, an den graubraunen Wänden entlang, sondern durch bizarre Gegenden, die bunt waren, grün und braun und blau…
    Die Lebensspenderin kannte diese Bezeichnungen, obwohl sie sich nur in ihren Träumen daran erinnerte, was sie bedeuteten. Nur dann blitzten die Farben wirklich auf und existierten.
    Wenn sie schlief, wusste sie über viele Dinge Bescheid. Dann war sie sich sicher - und das war eines der größten Geheimnisse dass sie nicht fantasierte, sondern sich erinnerte.
    Das war ein gewaltiger Unterschied. Denn Erinnerung bedeutete, dass sie einst nicht die Lebensspenderin ihres Herrn gewesen war, sondern…
    Sondern…
    Hin und wieder blitzte der Name in ihren Träumen auf wie ein Feuerwerk, das in noch mehr Farben schillerte als sie in ihren Träumen sah.
    Sondern Farga.
    Ein freies Wesen.
    Und darüber hinaus, ganz selten, nur in den Phasen des tiefsten Schlafes, erinnerte sie sich, dass es sogar eine Existenz vor Farga gegeben hatte. Aber die Tiefe dieses Geheimnisses war so unergründlich, dass sie nicht daran zu rühren vermochte.
    Sie hütete die Erinnerung an Farga und an das Geheimnis, wärmte sich daran, wenn sie fror, stillte daran ihr aufgewühltes Inneres. Denn sie spürte, dass es diese Erinnerung war, die sie über den Wächter erhob. Über den Status des bloßen Existierens, über ein Vegetieren, das nur aus Phasen von Schlafen und Wachen bestand.
    So lebte sie ihr drittes Leben, das Leben nach dem Ursprung und nach Farga. Sie lebte und wartete, im Beisein des Wächters, in Erwartung Kelvos, ihres Herrn, ihres Meisters.
    Ihres Folterers…
    ***
    Kelvo schob sich an den Steinen und Gewächsen vorbei, die den Eingang der Höhle tarnten und Schutz vor zufälliger Entdeckung durch einen der Bewohner oder Besucher dieser Welt boten.
    Die magischen Fallen passierte er, ohne auf sie achten zu müssen, schließlich hatte er sie selbst installiert. Sie registrierten, dass er es war, der Einlass begehrte, und aktivierten sich nicht. Jedes andere Wesen, das unbedarft versuchte, diese Höhle zu betreten, würde ein böses Erwachen erleben.
    Auch der Wächter regte sich nicht. Er erkannte sofort, dass es sich um seinen Herrn handelte. Die Aufgabe des Wächters bezog sich auch weniger auf den Kampf gegen Eindringlinge - das übernahmen die magischen Fallen. Er hatte vielmehr zu verhindern, dass Farga floh, falls dieser jemals auf den Gedanken kam.
    Kelvo bezweifelte zwar schon seit langem, dass sein Gefangener dazu überhaupt fähig war, solange er unter seinem Bann stand, aber der Schattendämon wäre ein Narr gewesen, wenn er seinen besonderen Schatz nicht mehrfach abgesichert hätte.
    In der Höhle herrschte völlige Stille. Kelvo schob sich lautlos voran. Wo seine wolkenartige Körpersubstanz die Höhlenwände passierte, erlosch deren leichtes Glühen, breitete sich Dunkelheit aus.
    In der weit verzweigten und verwinkelten Höhle konnte er seinen Gefangenen nicht sofort entdecken. Aber er spürte, dass er sich in dem Teil aufhielt, der sich am weitesten von ihm entfernt befand.
    Genau wie beim letzten Mal, als er hierhergekommen war.
    Er macht sich ein Spiel daraus, wagt es, mich zu provozieren. Ärger wallte kalt in dem Schattendämon empor. Doch dann sagte er sich, dass sein Verdacht unmöglich der Wahrheit entsprechen konnte.
    Farga besaß keinen eigenen Willen mehr. Er stand unter Kelvos Einfluss, auch wenn er nicht von ihm besessen war.
    Anfangs hatte der Dämon geglaubt, alle Probleme dadurch lösen zu können, dass er einen Bewusstseinssplitter seiner Selbst in Farga schickte, genau wie er es vor Kurzem bei dem Menschen Dolf Hellstrom gehandhabt hat.
    Doch es hatte sich rasch gezeigt, dass dies nicht möglich war. Es lag wohl an Fargas Suggestor-Fähigkeit, die allen vorgaukelte, er sei eine Frau. Im gewissen Sinn war Farga nicht wirklich, sondern nur eine Illusion, die der Dämon nicht besetzen konnte.
    Deshalb hatte Kelvo zu sanfteren Methoden der Beeinflussung gegriffen. Jetzt wusste sein Gefangener nicht mehr, dass er einst ein Leben außerhalb dieser Höhle geführt hatte. Für ihn gab es nur das Jetzt, nur sich selbst, den Wächter und seinen Meister. Seitdem hielt sich Farga
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