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0846 - Flucht aus Tilasim

0846 - Flucht aus Tilasim

Titel: 0846 - Flucht aus Tilasim
Autoren: Christian Montillon
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seiner Inspiration und seiner Kraft, die seit Jahrhunderten stieg und ihn widerstandsfähiger machte als alle anderen Dämonen. Wäre sein Schatz nicht gewesen, hätten die wiederholten Attacken des Amuletts Zamorras ihn damals vernichtet. Nur aufgrund seiner besonderen Stärke hatte er die Angriffe überhaupt überlebt.
    Dieser verfluchte Zamorra, dieser elende Zwitter! Sie wollten seinen Schatz rauben, wollten…
    Kelvo stieß einen wütenden Schrei aus. Seine Gedanken drehten sich im Kreis. Wieder und wieder tauchten die Namen seiner Feinde in seinen Überlegungen auf, immer wieder dachte er über dieses eine Thema nach.
    Er musste seinen Schatz beschützen! Durfte nicht zulassen, dass seine Widersacher ihn fanden! Es durfte nicht umsonst sein, dass er ihn all die Zeit vor allen Mächten der Hölle geheim gehalten hatte. Überall hatte man ihn, hatte man sie für tot gehalten…
    Kelvo war sich gewiss, dass er schon bald Ablenkung finden würde.
    Sie hatte es schon immer vermocht, seine Gedanken in angenehmere Gefilde zu locken. Sein wertvollster Besitz, die geheimnisvolle Schlangenfrau, seine einstige Feindin, die vor Jahrhunderten zu seiner unfreiwilligen Verbündeten geworden war.
    Oder besser gesagt zu seinem Verbündeten, denn obwohl er wie eine Frau aussah, und sich, seit er in Kelvos Gefangenschaft war, sogar für eine Frau hielt, handelte es sich in Wirklichkeit um einen Mann.
    Seinen wirklichen Namen kannte Kelvo nicht, wusste nur, dass es sich um einen Suggestor handelte, der allen vorgespielt hatte, er sei weiblich, um für weniger bedeutend gehalten zu werden. Auf der Erde, der Welt, der er entstammte, hatte man vor Jahrhunderten in dieser Hinsicht offensichtlich extreme Unterschiede gemacht.
    Also nannte Kelvo ihn der Einfachheit halber weiterhin Farga , obwohl es sich dabei um einen falschen, weiblichen Namen handelte. Er spielte Farga immer noch vor, sie sei tatsächlich eine Frau, und ergötzte sich an seiner Unwissenheit.
    Farga… sein Schatz. Der mysteriöse ehemalige Mensch, der vor Jahrhunderten aus der Quelle des Lebens getrunken hatte und an dessen Unsterblichkeitskraft sich Kelvo immer wieder aufs Neue labte.
    ***
    Tief in ihr verborgen lebte das Wissen fort, dass sie einst anders gewesen war.
    Früher war sie nicht die Lebensspenderin ihres Gebieters Kelvo gewesen, das wusste sie, wenn sie lange schlief und träumte. In ihren Träumen bahnte sich die Wahrheit einen Weg an die Oberfläche. Doch wenn sie erwachte, verblasste diese Wahrheit, schwebte auf dunstigen Wolken davon, verlor sich, zerfaserte, trieb aus der Höhle hinaus.
    Aus der Höhle hinaus…
    Die Lebensspenderin fragte sich, was jenseits der Höhle existierte. Irgendetwas musste dort sein. Etwas Geheimnisvolles. Gab es noch andere Kreaturen außer ihr, dem Wächter und Kelvo?
    Diese Frage fraß in den kurzen Phasen des Wachseins in ihr. Es erschien ihr logisch. Außerhalb der Höhle existierte etwas. Der Beweis dafür war, dass der Meister für lange Zeiten dorthin ging. Wieso sollte er sich im Nichts aufhalten?
    Und - der Gedanke daran ließ sie erschauern - mussten dort nicht auch andere Wesen leben? Möglicherweise sogar welche, die ihr selbst ähnelten?
    Existierten andere wie sie? Oder war jede Kreatur einzigartig und einmalig? Sie wusste es nicht. Sie sah nur, dass sie, der Wächter und Kelvo völlig unterschiedlich waren.
    Der Wächter war größer als sie, viel größer. Er besaß einen langen, rötlich schimmernden Leib, völlig anders geformt als ihr eigener, den sie als anmutig und schön empfand.
    Ja, sie war schön, doch der Wächter war hässlich. Auf seinem Rücken wuchs eine Doppelreihe spitzer Stacheln. Außerdem ging er auf vier kurzen Beinen und vermochte nicht zu sprechen, obwohl er zweifellos über eine gewisse Intelligenz verfügte.
    Kelvo wiederum trat stets als wallende Wolke auf, dem Dampf nicht unähnlich, der aus dem Maul des Wächters stieg, wenn sich dieser erregte oder Zorn in ihm wuchs. Allerdings bildete dieser Dampf keine intelligente Kreatur, sondern verwehte nach wenigen Sekunden.
    Auch ihre Beziehungen waren klar geregelt. Kelvo war der Herr, der Wächter der Diener, sie die Lebensspenderin.
    Sie vegetierte seit unendlichen Zeiten in der Höhle. Stumpfe Eintönigkeit prägte die Phasen des Wachseins. Sie lief umher, ewig in denselben Bahnen, starrte die sanft aus sich selbst heraus leuchtenden Wände an - und wartete.
    Wartete darauf, dass ihr Herr Kelvo sie aufsuchte. Selbst diese Besuche,
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