Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0846 - Flucht aus Tilasim

0846 - Flucht aus Tilasim

Titel: 0846 - Flucht aus Tilasim
Autoren: Christian Montillon
Vom Netzwerk:
Hellstroms Aufmerksamkeit ab, um unerwartet zuschlagen zu können.
    Obwohl die Situation so bedrohlich war, verlor Zamorra nicht die Nerven. Er hatte sich schon oft in der Gewalt seiner Gegner befunden, und stets hatte es einen Ausweg gegeben. Diesmal stand ihm nicht nur Nicole zur Seite, sondern auch Sid Amos und der Zwitter… und möglicherweise sogar Sharita.
    Vielleicht würde sich in den nächsten Minuten die wirkliche Gesinnung des Schleimmonstrums offenbaren. Hatte sie Kelvo, ihren Schöpfer und Herren, wirklich aus Überzeugung verraten und sich denen zugewandt, die ihn jagten? Oder waren ihre Worte nichts als ein Schauspiel gewesen, geboren aus einer Not heraus?
    Bei diesen Gedanken fiel Zamorra auf, dass Sharita nicht mehr zu sehen war. Sie hatte sich still und unauffällig entfernt. Nutzte sie die Gelegenheit, um zu verschwinden?
    »Was hast du vor?«, fragte Sid Amos den Besessenen.
    »Kelvo gab mir klare Befehle.«
    Amos lächelte kalt wie ein angreifendes Raubtier. »Das ist keine Antwort.«
    »Ich habe euch nicht Rede und Antwort zu stehen!«, rief Hellstrom verwirrt. Zamorra spürte, wie der Druck auf Hals und Kehle stärker wurde. Scharfer Schmerz durchzuckte ihn. Der Besessene war nahe daran, die Nerven zu verlieren. Offenbar bestimmte seine menschliche Seite noch einen Großteil seines Handelns.
    Der ehemalige Höllenfürst hob seine künstliche Hand, bereitete sich auf eine Attacke vor.
    Der Meister des Übersinnlichen spannte sich an, jederzeit auf einen Kampf bereit. Wenn er nur frei kam! Solange er auf diese Art gefangen blieb, konnte ihn der Besessene im Bruchteil einer Sekunde töten, sobald er Lunte roch.
    Sid Amos kam nicht mehr dazu, seinen Plan in die Tat umzusetzen. Jemand anderes griff schneller ein. Jemand, mit dessen Eingreifen Zamorra am wenigsten gerechnet hätte.
    Ein schleimiger Tentakel wickelte sich blitzschnell um das Handgelenk des Besessenen und riss die Krallen von Zamorras Kehle.
    Der Besessene schrie wütend auf, riss den Mund auf, um Zamorra in einer verzweifelten Aktion in den Nacken zu beißen.
    Der Meister des Übersinnlichen duckte sich, rammte beide Ellenbogen nach hinten. Er traf auf Widerstand, hörte es knacken. Blitzschnell warf er sich nach vorn, kam frei, rollte sich über die Schulter ab.
    Hellstroms Schrei erstickte in einem dumpfen Gurgeln.
    Zamorras Herzschlag raste, als er wieder auf die Füße kam und sich umblickte. Ihm bot sich ein Bild des Grauens.
    Mindestens ein Dutzend Tentakel umschlang den Besessenen und drückte gnadenlos zu. Sharita hielt Hellstrom fest im Griff, drückte an mehreren Stellen seine Arme und Beine zusammen. Ebenfalls wanden sich schleimige Fortsätze um Bauchraum, Brustkorb und Hals.
    Hellstrom zitterte hilflos im Griff des Schleimmonstrums, zu jeder Gegenwehr unfähig. Ein kleiner, schleimiger Arm wand sich über sein Gesicht, hinterließ eine glänzende Spur auf Kinn und Lippen.
    Die Spitze verästelte sich, und die Fortsätze schoben sich unaufhaltsam in Mund und Nase. Zwar presste Hellstrom die Lippen zusammen, doch der Tentakel wand sich weiter.
    Die Augen des Besessenen weiteten sich, aus seiner Kehle drangen Laute schieren Entsetzens. Alle Muskeln spannten sich an, er versuchte sich aufzubäumen, aber der Griff der Dämonin hielt eisenhart.
    »Lass ihn!«, forderte Zamorra die Sharidin auf.
    »Er wollte dich töten!«
    »Kelvo hat ihn kontrolliert. Der Mensch Dolf Hellstrom ist unschuldig.«
    Sharita zögerte.
    Der Besessene riss jetzt den Mund auf und versuchte Luft zu schnappen.
    Zamorra erkannte deutlich, dass der Tentakel bis in die Luftröhre reichte.
    Bei dem Anblick krampfte sich ihm der Magen zusammen. »Gib ihn frei! Er muss nicht sterben. Wir werden den Dämon austreiben!«
    Langsam zogen sich die Tentakelfortsätze zurück. Hellstrom sog gierig Luft ein, hustete, spuckte Blut und übergab sich röchelnd. Aus den Nasenlöchern rann der zähflüssige, weißlich-gelbe Dämonenschleim.
    Zamorra rief das Amulett. Augenblicklich materialisierte die Silberscheibe in seiner Hand. Das war weniger umständlich, als sie per Hand von der Silberkette um seinen Hals zu lösen.
    Merlins Stern lag völlig ruhig in seiner Hand. Er erwärmte sich nicht, zeigte keine Reaktion auf die Gegenwart des Dämons in dem Besessenen.
    Nicole ahnte, was in ihrem Geliebten vor sich ging. »Vielleicht ist der Teil Kelvos in Hellstrom zu klein, als dass das Amulett ihn bemerken könnte.«
    Der Meister des Übersinnlichen schüttelte den Kopf.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher