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0845 - Das Höllenhaus

0845 - Das Höllenhaus

Titel: 0845 - Das Höllenhaus
Autoren: Jason Dark
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selbst nicht.« Er holte tief Luft, lächelte schmal und nickte. »Dann laß uns mal.«
    Es waren nur wenige Schritte bis zum Eingang. Aus der unmittelbaren Nähe betrachtet war dem Haus das Alter schon anzusehen. Das Holz hatte irgendwann mal einen Anstrich erhalten, der dem Zahn der Zeit hatte Tribut zahlen müssen, denn an verschiedenen Stellen war er abgeblättert, und das bleiche Holz war an vielen Stellen zum Vorschein gekommen.
    Was an diesem Bau gespenstisch, rätselhaft oder einfach nur anders sein sollte, spürte ich nicht, denn auch mein Kreuz warnte mich nicht. Bisher jedenfalls hatten wir mit Tomaten gehandelt. Es gab nichts Auffälliges.
    Auch die Klinke der Tür konnte nicht als auffällig bezeichnet werden. Sie war normal, und normal war es auch, daß Bill Conolly seine Hand auf sie legte, mich kurz anschaute, als wollte er ein Okay erhaschen, bevor er die Klinke dann nach unten drückte.
    Wir konnten hinein.
    Bill öffnete vorsichtig die Tür, und wir lauschten den dabei entstehenden Geräuschen. Die Angeln schienen sich zu beschweren, weil die Tür bewegt wurde. Das Sonnenlicht hinter uns fiel wie geschleuderter Honig über die Schwelle, versickerte aber bald in einem Grau, das Ähnlichkeit mit dem Fell einer Maus aufwies.
    Bill ließ mich vorangehen und schloß die Tür hinter mir. Wir beide standen in einem Haus, das völlig leer war. Es gab kein Möbelstück in diesem großen Vorflur, von dem auch die Treppe nach oben abging und wir mehrere Zimmertüren sahen, die offenstanden.
    Soweit erkennbar, waren die Räume dahinter normal groß und leer. Kein Möbelstück, kein Bild.
    »Was hat Fay Weldon nur an diesem Haus gefressen, daß sie es in ihrem Tagebuch so beschrieben hat?«
    »Sorry, aber ich habe keinen blassen Schimmer.«
    »Ich leider auch nicht.«
    »Denkst du nicht an das Kalte Feuer und daran, was uns der Tankwart gesagt hat?«
    »Immer.«
    Ich lächelte. »Hat er gelogen? Hat er sich nur etwas eingebildet?«
    Bill ging vor bis zur Treppe. Er stand an der letzten Stufe und schaute hoch. Die Treppe war breit, die Stufen dunkel. Die Farbe war sicherlich im Laufe der Zeit abgeblättert, doch das Haus wirkte keineswegs baufällig, und keiner von uns befürchtete, daß eine Stufe unter uns zusammenbrechen würde, wenn wir sie belasteten.
    »Gehst du mit hoch?«
    »Ja.«
    Bill marschierte los. Seine Hand lag auf dem glatten Geländer, er hatte den Kopf gedreht, um mich anschauen zu können, und er blieb auf halber Höhe stehen.
    »Du spürst auch nichts, John, oder?«
    »Nein, nicht mal mein Kreuz. Keine Warnung, kein Erwärmen. Das Haus ist«, ich zögerte mit dem Weitersprechen, »sauber…«
    Der Reporter schüttelte den Kopf. »Das mag dir so vorkommen, ich glaube daran nicht. Ich denke an das Tagebuch. Es ist durchaus möglich, daß wir zu einer falschen Zeit am richtigen Ort sind.«
    Er ging weiter, und ich blieb ihm auf den Fersen. Durch ein kleines Fenster im Flur konnte ich nach draußen schauen und sah in der Ferne die Häuser von Wye.
    Die Stadt machte einen verschlafenen Eindruck, als wäre sie von ihren Bewohnern verlassen worden. Nichts regte sich, bis auf die vereinzelten Rauchschwaden, die aus den verschiedenen Schornsteinen quollen und zerfaserten.
    Bill hatte schon die erste Etage erreicht und rief nach mir. Höher konnten wir nicht gehen, es sei denn, wir bestiegen den Turm. Ob es vom Innern des Hauses einen Zugang gab, war mehr als fraglich.
    Die erste Etage sah aus wie das Stockwerk darunter. Mit dem Unterschied, daß über den Fenstern die Wände schräg waren.
    Nichts bewegte sich.
    Die Stille war tief, bedrückend. Die Innenseiten der Wände schimmerten in einem Grauton, als hätte der Staub der Jahrhunderte dort einen Putz gebildet.
    »Irrtum oder nicht?« Bill konnte es einfach nicht fassen. »Ich kann es nicht glauben.«
    Ich drehte mich um. Er stand vor mir und sah ziemlich verzweifelt und wütend aus. »Ich ärgere mich über mich selbst. Durch die Fahrt hierher habe ich auch dir den Tag versaut. Wir stehen hier, schauen uns um, und es gibt nichts, was auf einen Vorgang hindeutet, den wir beide in der Tagebuchseite gelesen haben.«
    »Weißt du, Bill, wie alt Fanny Weldon war, als sie ihr Tagebuch schrieb?«
    »Nein, warum fragst du?«
    »Tja«, sagte ich gedehnt. »Ich denke da an gewisse Teenager-Phantasien. Früher sagte man Jungmädchen-Träume. Vielleicht hat sie sich etwas Bestimmtes in dieses Haus hineingewünscht. Möglicherweise hat sie auch nur die alten
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