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0842 - Der Sternensammler

0842 - Der Sternensammler

Titel: 0842 - Der Sternensammler
Autoren: Volker Krämer
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nie, aber selbst ich habe so etwas wie ein Anrecht auf Ruhe. Speziell vor dir, Noel Casall.«
    Er beschleunigte seinen Gang übergangslos. Für einen Augenblick lang schien es so, als wolle die Aufseherin ihm hinterherlaufen, doch dann entschied sie für sich, dass dies weit unter ihrer Würde lag. Sie ließ ihn ziehen, doch damit war die Angelegenheit für Noel Casall sicher nicht erledigt.
    Artus war sich darüber im Klaren, doch erst einmal genoss er seinen kleinen Triumph. Ungewöhnlich gut gelaunt erreichte er die Hütte. Der Abend rückte zwar immer näher, doch noch war es bei diesem klaren Wetter absolut hell. Kein Grund also, um die Fenster abzuhängen. Doch genau das war der Anblick, der sich ihm bot. Artus runzelte die Stirn und drückte die Türklinke nach unten. Verschlossene-Türen - die hatte es in seiner Kindheit noch gegeben. Jeder war um sein Eigentum besorgt gewesen, beobachtete Fremde und selbst seine Nachbarn mit einer gewissen Menge an Misstrauen. Man konnte ja nie wissen.
    Doch auch das war Vergangenheit.
    Es gab nichts mehr, was man hätte sichern können. Artus kannte zumindest niemanden, dem die höllischen Invasoren privaten Besitz zugestanden. Die Ausnahme bildeten natürlich der Sammler und all die anderen Verbrecher, die sich am Leid ihrer eigenen Rasse auch noch bereicherten.
    Zudem wäre es geradezu kindisch gewesen, eine Tür mit Schlössern oder Riegeln zu sichern, wenn man es mit Dämonen, Vampiren und dem ganzen restlichen Gesocks zu tun hatte.
    In der Hütte empfing Artus die Dunkelheit. Keine Kerze, keine der Öllampen waren in Betrieb.
    »Maus? Ich bin es. Maus?« Artus bewegte sich langsam, aber zielstrebig vorwärts. »Nun melde dich doch. Es ist alles in Ordnung. Ich bin allein.«
    Irgendetwas musste vorgefallen sein, das seine Gefährtin erschreckt und verunsichert hatte. Ein leises Rascheln aus der Schlafkammer war die einzige Antwort auf sein Rufen. Artus griff nach einer der Lampen, flammte sie an.
    Maus lag auf der niedrigen Pritsche, nein, sie lag nicht: Die junge Frau hatte sich zusammengerollt wie ein Embryo im Mutterbauch. So klein erschien sie nun… und zerbrechlich. Artus wusste nur zu gut, dass ihr burschikoses Auftreten nichts weiter als ein Schutzwall war, den sie um ihre Seele herum aufgerichtet hatte. Als Kind hatte sie zu viele Greuel mit ansehen müssen. Kein Erwachsener hätte das ertragen können, wie sollte es dann erst einem kleinen Mädchen ergehen?
    Artus setzte sich auf den Pritschenrand; unter seinem Gewicht stöhnte das uralte Metallgestell protestierend auf, doch es hielt…
    »Was ist geschehen?«
    Statt eine Antwort zu geben, schlang die Frau ihre Arme um Artus' Hals, drückte ihr Gesicht fest an seine Brust. Ihm war klar, dass irgendetwas geschehen sein musste, doch er konnte nicht anders - wie immer, wenn er ihre Nähe fühlte, kam da die Flut aus Glück und Zufriedenheit, in die er abtauchte.
    »Ich habe ihn beobachtet…« Artus spürte, wie es in seinem Nacken zu kribbeln begann. »Ihn« - er wusste sehr genau, das Maus damit nur den Sammler meinen konnte.
    »Wie oft schon habe ich dir gesagt, du sollst vorsichtig sein. Haben wir es nicht schon schwer genug? Du bringst uns mit deiner Neugierde in ein verdammt frühes Grab, Maus. Aber ich will noch leben - mit dir leben!«
    Die junge Frau wartete das Ende von Artus' Predigt ab, erst dann hob sie ihren Kopf, blickte ihm fest in seine Augen.
    »Ich weiß es ganz einfach. Er hat etwas vor, etwas ganz Großes. Er will die Macht über alles für sich. Sein Besitz hier ist ihm lange nicht genug. Er will die Welt - mit oder ohne die ganze Höllenbrut, das ist ihm gleich. Er will herrschen.«
    Artus nickte. Natürlich, das waren keine aufregenden Neuigkeiten für ihn. Der Sammler hatte sich nie zufrieden gegeben mit dem, was er hatte. Das widersprach seiner ganzen verdorbenen Natur. Der Mann hatte es geschafft, sich eine Ausnahmestellung zu schaffen -Verrat, Mord, Betrug… Artus fiel wahrscheinlich nicht einmal die Hälfte der Verbrechen ein, die dieses Schwein in Menschengestalt begangen hatte, um nicht in der geknechteten Masse seiner Artgenossen untergehen zu müssen. Und er war nicht untergegangen - er schwamm oben auf. Ganz oben!
    Doch für den Sammler war das einfach nicht genug. Jeder, der hier lebte, wusste es. Jeder fürchtete sich vor der Machtgier des Mannes, die zu einer großen Gefahr für alle seiner Leibeigenen werden konnte, denn wenn den Mächtigen der Hölle das Streben des
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