Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0842 - Der Sternensammler

0842 - Der Sternensammler

Titel: 0842 - Der Sternensammler
Autoren: Volker Krämer
Vom Netzwerk:
schlussendlich hierher gelenkt.
    Seit dem Einbruch, bei dem eine clevere Bande im Auftrag von Lady Patricia Saris das Siegelbuch gestohlen hatte, war Professor Zamorra vorsichtig geworden. Das Buch hatte nach diesem Vorfall das Zimmer, in dem der Parapsychologe seine magischen Experimente durchführte, nicht mehr verlassen. Bei dem Raub hatte er es in seinem Büro unbeaufsichtigt und ohne sonderliche Absicherung liegen lassen, als ihn ein Feuer im Dorf aus dem Château lockte. Ein Ablenkungsmanöver - nicht mehr, nicht weniger, jedoch äußerst effektiv in seinem Ergebnis.
    Durch den schmalen Spalt, den das Türblatt zwischen sich und dem Fußboden freiließ, fiel ein feiner Lichtschein in den Gang. Zamorra war also bereits in seinem »Spielzimmer«.
    Der Vampir hörte flüsternde Stimmen. Also war der Professor nicht allein, bereitete die Siegelöffnung unter Nicoles Aufsicht vor, denn es war ihre Stimme, die Laertes deutlich identifizieren konnte.
    Irritiert sah Dalius an sich hinunter. Eine leichte Berührung an seinen Füßen, kaum wahrnehmbar sanft… Laertes entdeckte die Katze erst, als sie hinter dem Saum seines langen Umhangs hervorlugte. Unwillkürlich bückte er sich nach dem offensichtlich noch jungen Tier, hob es beinahe zärtlich in die Höhe.
    Die Katze machte keinerlei Anstalten, sich in Sicherheit zu bringen. Laertes hatte von diesem Tier bereits gehört, das kam und ging, wie es ihm beliebte. Zamorra und Nicole hatten regelrecht Jagd nach dem ungebetenen Eindringling auf Samtpfoten gemacht. Erfolglos, denn die Felide war flink, schlau… und wohl nicht zu vergleichen mit den unzähligen Streunern, die sich stets in der Nähe des Châteaus herumtrieben.
    »Du bist ein Sonderexemplar, nicht wahr?« Laertes schmunzelte, als die Katze ihren Kopf interessiert ein wenig schräg legte. »Deinen Brüdern und Schwestern sagt man ein gespanntes Verhältnis zu den Kindern der Nacht nach. Dich scheint mein Vampirismus nicht zu stören. Vielleicht fühlst du ja, dass ich keinen Durst verspüre.«
    Scheinbar mühelos befreite sich das Tier aus seinem Griff, postierte sich direkt vor der geschlossenen Tür, und sah zu Laertes hoch. »Du meinst, wir sollten um Einlass bitten? Nun, fragen kann man…« Laertes blieb das letzte Wort im Hals stecken, denn die Katze war verschwunden. Einfach so.
    »Mistvieh! Verschwinde, los, los!«
    Laertes drückte die Türklinke nach unten, betrat den Raum. »Solltest du mich meinen, Nicole, dann kannst du offenbar durch Türen sehen.« Laertes bemerkte die Katze sofort, die es sich auf dem Fensterbrett gemütlich gemacht hatte. Er beschloss, sich über die Tatsache, dass dieses eigenartige Tier wohl durchwände gehen konnte, oder aber die Gabe des zeitlosen Sprunges beherrschte, vorläufig keine Gedanken zu machen. Dazu war später vielleicht Zeit. Jetzt war etwas anderes wichtig -das Siegelbuch lag bereits geöffnet vor Zamorra, der einen abwesenden Eindruck machte.
    Nicole winkte ab. »Diese Katze ist ein weiterer Nagel zu meinem Sarg.«
    Im nächsten Moment schien sie das Tier bereits wieder vergessen zu haben, denn Zamorra berührte das unversehrte 11. Siegel.
    Die Augen der Französin verrieten Laertes in dieser Sekunde die ganze Furcht, die sich in Professor Zamorras Gefährtin angesammelt hatte. Wieder ein Siegel - wieder eine Aufgabe, ein Rätsel vielleicht… wieder Todesgefahr? Doch nach all den-Versuchen, das Siegelbuch zu vernichten oder es für Zamorra unerreichbar zu machen, hatte Nicole Duval sich damit abgefunden, die Sache bis zum Ende durchleiden zu müssen. Bis zum 13. Siegel… und dann?
    Die 13 Siegel der Macht… die 13 Siegel der Vernichtung!
    Wer hatte das so formuliert? Der Druide Gryf?
    Was bedeutete das: Siegel der Vernichtung?
    Niemand vermochte es zu sagen. Gryf nicht, Zamorra nicht, Laertes erst recht nicht. Merlin vielleicht, aber der alte Zauberer schwieg sich wieder einmal in sturer Geheimniskrämerei aus.
    Zamorras Finger umschmeichelten das Siegel, auf dessen rauer Oberfläche der Vampir undeutliche Zeichen erkennen konnte. Von Nicole wusste er, wie der Vorgang des Siegelbrechens üblicherweise ablief, dennoch war er nicht auf das gefasst, was nun geschah.
    Das Brennen auf Laertes' Augenlidern war übergangslos da.
    Ich? Warum ich?
    Sinnlose Fragen, die ihm durch den Kopf gingen. Sinnlos, weil sie nichts an den Tatsachen ändern konnten. Laertes schloss die Augen. Er wusste, dass auf seinen Lidern nun exakt die gleichen Zeichen wie auf dem Siegel
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher