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0839 - Ruhe sanft und komm nie wieder

0839 - Ruhe sanft und komm nie wieder

Titel: 0839 - Ruhe sanft und komm nie wieder
Autoren: Jason Dark
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fauchende Etwas hinein, schuf eine Lücke, und wie abgemalt konnte Elohim seinen Gegner noch einmal sehen.
    Das zweite Gesicht brannte.
    Seine Restgestalt loderte.
    Doch hinter den dünnen, heißen Feuerzungen zeichnete sich das ab, was sein erstes Gesicht gewesen war. Die Gestalt des Menschen, die so wirkte, als sollte sie noch einmal geboren werden.
    Ein Mensch, der sich einen Bart hatte wachsen lassen, der vielleicht einmal Träume und Hoffnungen gehabt hatte, bevor das andere, urwelthafte Ich zum Vorschein gekommen war.
    Und auch der Mensch verging…
    Asche sank zu Boden…
    Es war vorbei!
    Elohim nickte. Er schaute auf seine Hände, rieb sie gegeneinander und ging ein paar Schritte zur Seite. Er sah auf keinen Fall aus wie ein fröhlicher Junge. Seine Augenbrauen zogen sich zusammen. Er schaute schräg zum Himmel hoch, als würde sich dort eine Lösung für seine Probleme abzeichnen, und dann sprach er flüsternd einen Satz.
    »Raniel - wo bist du…?«
    Der Gerechte aber antwortete nicht…
    ***
    Wie lange hatte der Zug angehalten? Zwei Minuten, drei oder fünf? Ich wußte es nicht, aber ich hatte gehört, daß wir in einen Bahnhof gerollt waren. Die Geräuschkulisse war dafür typisch.
    Grundel war nicht mehr da. Jane Collins ging es deshalb besser. Sie lag nicht mehr flach auf dem schmutzigen Boden, sondern hatte sich aufrichten dürfen. Mit dem Rücken stützte sie sich an einer der großen Kisten ab, hielt beide Hände gegen ihren Bauch gepreßt, wo der Schuh so brutal gedrückt hatte, und atmete pfeifend durch den offenen Mund. Alvin war von der Tür weggegangen. Er hatte sich in entgegengesetzter Richtung aufgebaut und zielte mit seiner Waffe auf Jane Collins.
    Henry O. Sellnick hatte geschossen.
    Das Dach zeigte mehrere Einschüsse, doch weder er noch ich wußten, ob er getroffen hatte. Dies wiederum machte ihn nervös. Zudem mußte er sich auf Grundel verlassen und nicht auf sich selbst.
    Hin und wieder zuckten seine feuchten Lippen. Mal lauschte er, mal schielte er gegen das Dach. Je nervöser er wurde, um so größer war die Ruhe in mir.
    Ich konnte zunächst einmal abwarten. Auch wenn die beiden mit Pistolen bewaffnet waren, die Lage hatte sich etwas entspannt, würde sich aber wieder ändern, sobald sich der Zug in Bewegung setzte.
    Zudem gab es da noch etwas, das Sellnick nervös machte. Es war mein Kreuz. Ich hatte es vor dem Betreten des Wagens offen vor meine Brust gehängt, und an diesem Platz saß es auch weiterhin.
    Sein schimmernder Glanz gab auch mir wieder etwas Hoffnung, denn ich wußte aus Erfahrung, daß die Kreaturen der Finsternis durch das Kreuz hervorgelockt und auch vernichtet wurden.
    War Henry O. Sellnick eine Kreatur der Finsternis?
    Wenn ja, dann mußte er zu der Kiste gehören, die sehr weit oben stand, wie damals Jessica Long, in die ich mich verliebt hatte, wobei ich letztendlich erfahren mußte, daß sie eine Dämonin, eben eine Kreatur der Finsternis, gewesen war.
    Auch ihr hatte die Nähe meines Kreuzes nichts ausgemacht, bei Sellnick erlebte ich das gleiche.
    Zwar zuckte hin und wieder die Haut auf seinem Gesicht, doch das zweite, das echte, kam einfach nicht zum Durchbruch. Es zeigte sich auch nicht für einen Moment. Hin und wieder glaubte ich, einen Schatten auf seiner Haut oder dicht darunter zu sehen, das konnte auch Einbildung sein. Vielleicht hätte ich es gern gehabt, doch er hielt sich zurück.
    Als er wieder nach oben schaute, sprach ich ihn an. »Wissen Sie, auf wen Sie geschossen haben?«
    »Auf einen Feind.«
    Natürlich hatte ich längst an Raniel gedacht, hütete mich jedoch davor, ihn zu erwähnen. »Meinen Sie?«
    »Ja.«
    »Was macht Sie so sicher?«
    Bei seiner Antwort zog er die Lippen zurück und zeigte mir ein fletschendes Grinsen. »Ich weiß es eben, denn ich kann mich auf mein Gefühl verlassen.«
    »Ich habe nichts gehört.«
    »Es ist egal, er war dort!«
    »Wer?«
    Meine Fragerei hatte ihn nervös gemacht. »Es spielt keine Rolle, wer sich dort aufgehalten hat. Tatsache ist, daß es ihn gibt, und ich habe auf ihn geschossen.«
    »Blut sehe ich nicht. Es sickert nichts durch die Kugellöcher. Ich glaube, Sie haben die Kugeln umsonst vergeudet, aber Sie können es ja noch einmal versuchen.«
    Fast wäre bei ihm der Faden gerissen. »Noch eine dieser Bemerkungen, Sinclair, und ich blase Ihnen das Lebenslicht aus. Darauf können Sie sich verlassen.«
    »Schon gut!«
    Ein schriller Pfiff erreichte unsere Ohren. Das Zeichen zum baldigen Start des
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