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0839 - Ruhe sanft und komm nie wieder

0839 - Ruhe sanft und komm nie wieder

Titel: 0839 - Ruhe sanft und komm nie wieder
Autoren: Jason Dark
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auf den Stopp.
    An beiden Seiten ›flossen‹ schon die Bahnsteige vorbei. Sie waren alt, sahen trotz der schlechten Lichtverhältnisse brüchig aus. Lampen warfen ihren Schein auf die beinahe leeren Bahnsteige.
    Ein letztes Rucken, dann war die lange Wagenschlange zur Ruhe gekommen.
    Der Zug stand.
    Raniel glaubte nicht daran, daß man ihm eine längere Pause gönnen würde. Es mußte, und es würde weitergehen, die Kreatur der Finsternis hatte ihr Ziel noch längst nicht erreicht. Aber sie wußte jetzt, daß sich ein Gefahrenherd in ihrer Nähe befand, sonst hätte sie nicht geschossen.
    Türen schwangen auf und Wurden wieder zugeworfen. Der Gerechte hörte die schwappenden Geräusche. Menschen hatten den Zug verlassen und wandten sich den Ausgängen zu.
    Auch hier war es kalt. Vor den Lippen der Reisenden kondensierte der Atem zu kleinen Wolken.
    Es sah alles so normal aus, aber das war es nicht. Der Gerechte spürte sehr deutlich, daß einiges nicht stimmte. Unter ihm lauerte das Verhängnis in Gestalt verschiedener Personen, und auch sie hatten bereits bemerkt, daß sie verfolgt wurden, und dies nicht nur von John Sinclair.
    Raniel wußte nicht, wie lange der Zug in diesem Bahnhof stand. Vielleicht fünf Minuten, vielleicht weniger oder auch mehr. Er hatte die Zeiten des Fahrplans nicht im Kopf.
    Der Mann im langen Mantel hatte sich wieder auf das Dach gelegt. Keinesfalls wollte er vom Bahnsteig aus gesehen werden, denn in der flachen Lage verschmolz er mit dem Schatten des Dachs.
    Warten…
    Unruhe!
    Sie steckte plötzlich tief in seinem Innern. Sie war einfach da, und selbst Raniel wußte nicht, woher sie so plötzlich kam. Er schreckte sogar zusammen, als er ein schrilles Pfeifsignal hörte. Wie der Schrei eines sterbenden Vogels hallte dieser Pfiff über den Bahnsteig. Das Zeichen für den Lokführer.
    Noch eine Tür flog krachend zu.
    Der übliche Ruck.
    Der Start!
    Langsam setzte sich die Schlange der Wagen wieder in Bewegung, begleitet von fauchenden und ächzenden Geräuschen, als wäre Metall dabei, sich zu verbiegen.
    Lichter verloren ihre Schärfe, wurden zu schwachen Inseln, die links und rechts vorbeiglitten.
    Dann war die Dunkelheit wieder da, und sie saugte den Zug einfach auf. Eine Dunkelheit, die alles abdeckte, auch den blonden Grundel, der dabei war, von außen her auf das Dach des Wagens zu klettern…
    ***
    Rabanew wartete auf den Sieg. An den Tod oder die Vernichtung seinerseits dachte er nicht im Traum. Zweimal hatte ihn dieser Junge, dessen Name Elohim war, reinlegen können, ein drittes Mal würde ihm dies nicht passieren, denn ihm war es mittlerweile gelungen, seine mörderischen Urkräfte zu mobilisieren.
    Er hatte sich verwandelt.
    Er war nicht mehr Rabanew, er war zwar noch der Hüter des Hauses und des Friedhofs, tatsächlich aber steckte in ihm eine Kreatur der Finsternis.
    Uraltes, dämonisches Blut kochte in seinen Adern. Es war einfach da, es hatte sich erhitzt, es dampfte, es sorgte dafür, daß die Triebe sich wieder entwickeln konnten, es peitschte in ihm, es hatte für seine Verwandlung gesorgt.
    Das zweite Gesicht hatte das erste verdrängt.
    Es war einfach furchtbar.
    Keine normale Haut mehr, dafür eine Fratze, die aus dem Reich einer mutierten Tierwelt stammte.
    Das Maul war groß, und seine mörderischen Zähne drohten. Eine breite Stirn, in dessen grüngelbe Haut sich tiefe Falten eingegraben hatten. Hände, die keine mehr waren, sondern lange Klauen.
    Schaum stand vor dem Maul und wehte in Flocken davon.
    Das Tier war da. Das Tier würde töten, und das Tier hielt seine grausam kalten Augen genau auf den Jungen gerichtet, während Rabanew seine rechte Hand bewegte, mit der er den eisernen Schürhaken umklammert hielt. Sein Ende schleifte über den Boden, und jedes Geräusch gab ihm einen neuen Schuß an Hoffnung.
    Diesmal nicht… er wollte gewinnen!
    Und doch zeigte der Junge keine Angst vor ihm. Er hatte das Haus verlassen und kam mit langsamen Schritten auf ihn zu, seinen Blick in das Gesicht des Monstrums gerichtet. Es machte ihm überhaupt nichts aus, diese Mutation zu erleben, denn Elohim war sich seiner Stärke bewußt. Es gab andere Mächte, unter deren Schutz er sich sicher fühlte, und in der Dunkelheit wirkte er gleichzeitig wie eine Lichtgestalt, denn dieses zitternde Licht umflorte ihn vom Kopf bis zu den Füßen.
    Er ging, er lächelte, er nickte seinem Feind sogar zu.
    Rabanew wollte es nicht wahrhaben. Hinter ihm war das weiße Tor geschlossen, und
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